den 22. Juli 1015».____________________ Seite 7. Nr. 58.Steyr, Donnerstag, Im ivc-ichen, sommerzcrmürbten Bcrgschnce gab's noch em kurzes Stocken — da — gingen die guten SUHen in der sicheren Schittzenhaud aufs welsche Gesinde! von selber los. — War das eine Schicßftandfreudc, ein Donnern. Poltern, Pfeifen und Fällen, bis die Mittagsonne die tapfere ^llpinischar in voller SMucfyt beschien. — Und während sich von den Unseren nur einige die ungefährlichen Wunden stolz verbinden liehen, und nur ein Hilfsbereiter -er heimtückischen Kugel des verlebten Feindes erlag, wimmelte es im Schnee von getroffenen Feinden, gab's reiche Deute an Gefangenen, Waffen, Munition, schönem Lcderzeug und weißem Brot. Und vor dein Häuflein der 80 Beherzten waren an 700 der einstigen Verbündeten davongela»ifcn, gefalle», verwundet und gefangen, imd selbst der stolze Bataillone- koinncandant mußte, auf einer Tragbahre flüchtend, an die säiar- fen Krallen glauben, die der Tiroler Adler da in alter Treue dem neuen Feinde in die falsche Brust geschlagen. — Ja, der schönen Ziele waren da so viele geivescn, daß bald frischer Schicßvorral gebraucht wurde und als das Bittl^Iein nicht mehr rauchte, der Heldcntag ein rühmlich Ende gefunden, da faßen die braven Herch- posten wieder oben auf den nebelumflutcten Zinnen, kaum gestärkt dem Leibe nach, aber das unsagbar stolze Gefühl des Sieges im Herzen. — Beim Bereitschaftsposten aber fang ein kleiner Kriegerchor hinaus in die Nacht, zum Vater: „Sei gegrüßt in weiter Ferne. — Teure Heimat sei gegrüßt." S ti d t i r o l, im Juli 1915. G. N e w e k l o w s k i). Höchstpreise für Rinder im Vezirke Mrchdorf. Einlrauf von Schlachtvieh — Festsetzung des Preises. Die k. k. Bezirkshauptmannschaft Kirchdorf an der Krems hat über Auftrag der lr. lr. Statthalterei nach Anhörung der interessierten Kreise für d i e Zeit vom 20. Juli bis 31. Aug u st iukl. für den Einkauf von Schlachtvieh folgende den Durchschnittspreisen entsprechende 5) öch st preise festgesetzt: 1. Für Kühe und Kalbinnen per Kilograinm Lebendgewicht 1 Kr. 80 5). als Durchschnitt der im politischen Bezirke erhobenen Einkaufspreise, welche sich zwischen 1 Kr. 60 5). und 2 Kr. bewegen. 2. Für Ochsen pro Kilogramm Lebendgewicht 2 Kr. 50 5). als Durchschnitt der im ganzen politischen Bezirke Kirchdorf erhobenen Einkaufspreise, welche zwischen 2 und 3 Kr. schwanken. Für ausgesprochenes Mastvieh werden für Kühe pro Kilogramm Lebendgewicht 2 Kr. 30 5)., für Ochsen pro Kilogramm Lebendgewicht 2 Kr. 70 5). als Hoch st- preis festgesetzt. Diese Einkaufspreise verstehen sich unter der Bedingung, daß die Tiere mindestens 12 Stunden vor der Abwagc nicht getränkt und gefüttert werden. Für „vorderes" Rindfleisch ist der Preis entsprechend niedriger, etwa mit 3 Kr. 20 H- anzusetzen. Lungenbraten, Rostbraten usw. sollen einen Preis von 4 Kr. nicht übersteigen. Sämtliche Preise gelten für das ganze Gebiet der k. k. Bezirkshauptmannschaft Kirchdorf a. d. Krems. Der k. k. Bezirkshauptmann: Riefe!. Tafelwasser u. Mqueils M qegen die Leiden der AihmungsOFgane, 1^ des Magens u.derB8nS& ärztlich bestens empfohlen. Hauptniederlage für öteyr und Umgebung bei Herrn Ka?3 HCTfiOIiZ, Kaufmann fn Steyr. Verkaufsstellen bei Herrn Ss». SgardelB, Steyr, Enge Nr. 21, und Herrn BKatthlas BtancBaeher, Grünmark*., ir Haag K. BÄönig Apohteksr Marktberichte. Liuz, 20. Juli. (Frachtbörse.) Weizen: Oberösterreichischer Kr. —'— bis 21'—, ungarischer —'— bis —'—, amerikanischer —'— bis —'—. Roggen: Oberösterreichischcr —■♦— bis 1740, ungarischer — .— „Stirer Zeitung" -■■—■-■■ - ,----------- -------------------- *• . ■ ' bis — —. Gerste per 50 Kg.: BrgMware, oheröstorreichischr —•— bis 15-25, ungarische -'— bis —'—, overöfierreichische Futtetgerste —'— ' bis —'—, ungarische Futtergerste —'— bis —<—. Mais per 50 Kg.: Weißmai» 37-— bis 38'—. Cinananti«, neu —-— bis —'—. Hafer (unversteuert) per 50 Kg.; Oberösterreichischcr —'- bis 12-50. böh. ' Mischer —-— bis —'—. ungarischer —'— bis —'—. Leinsamen per 50 Kg.: Oberösterreichischer —'— bis —'—. Kleefarnen per 56 Kg.: Oberösterreichischer —'— bi»—'—. Rips per 50 Kg.: 24'— bis 25 —, Hopfen per 50«g.: Obcrösterreichifchec Prinur — II bis- — K, Mittel —'— bk —'—, t^xpert —'— bis —'—. Malz per 50 Kg.: Prima —•— bis —•—, Sekunder —•— bis —-—. Kartoffel per 50 Kg.: Speise —'— bis 5'—, Futter —'— -bis 3»—. Strah (unversteuert) per 50 Kg : Roggcnstvoh (Bnndstroh), lose 3'60 bis 4'10, gepreßt 410 bis 4 60, Weizen- und anderes Stroh, lsfe 3'10 bis 3'60, gepreß? 3 60 bis 4'10. Heu (unverftmert) per 50 K§.: Sätze», lose 5'— bis 5.50, süße», gepreßt 5'50 bi» 6'—, halbsüßes, lost»—'— br»—'—, halbsüßes, gepreßt —'— bis —'—, fanre», lose —'— bis — —, faires, gepreßt —'— bis —'—. Spiritus per 10.004 Liter Pro,c»lt. Rohware prompt imversteuert —'— bis —'—. Preise verschiedener Mühlen des MüllerVerbandes. Per 5b Kilogramm netto ohne Sack (obne Berzchrungs- stcuer). Grieß: Kr. 35.17^- Weizeu-Bockaiehl unvernnscht Kr. 35,17 */a, Kochmehl (70% Weizen und 3ö°/n @errt««cM) Kr. 30-37'/,, Brotmehl (67°,. Weizen und 33% Grcftenmchl) Kr. 2445, Roggeu-Gleichmehl Itr. 2 (67% Roggen und 33% Gerstcninehl) Kr. 23 72%, Weißmaisgricß Kr. 44, WeißmaiStnehl 40 Kr., Gelbmaisgrieß 40 Kr., GelbmaiSmehl 38 Kr., Polcntagrieß I Sh. 43, Polentamehl 11 Kr. 41, Futterpolenta- inehl Kr. 20, Futtermehl Nr. 8 Kr. 22. Wien, 19. Füll. (Börse für landwirtschaftliche Produkte.) NM Ausnahme von kleinen Mengen Mais und Reis, die zum Abschluß gebracht wurden, stockte das Geschäft völlig, Amtlich lvurdcn die Notierungen auf unverändertem Stand belassen. Bezüglich der Ernte laufen fortgesetzt günstige Berichte ein. ES notierten: Weizen per 100 Kg. (76 Kg.) —'—. Roggen per 100 Kg. (70 Kg.) —'—. Gerste per 100 Kg, —'—. Mai» per 100 Kg., trocken oder getrocknet —-—. WeißmaiS per 50 Kg., alt 34 50 bis 36-—. Cinqaantin per 50 Kg. neu —-— bis-------. Hafer per 100 Kg. (Höchstpreis) in Wie» und Niederösterreich —'—. Kartoffel per 100 Kg. Speise-, Rosen-, gelb- und weißfleischlg (Höchstpreis 9-—. Futter- und Industrie- (Höchstpreis) 6'—. KipflerperöO Kg. —'— bis —'—. Hirse, roh, per 50 Kg. ungarische 34'— bis 3o'—, ungarische rote 35'— bis 37'—. Hanfsaat ver 50 Kg. imqarische 34'— bis 30—. Mohnsaat per 50 Kg., blaue mährische und böhmische 87 — bis 90—. Kümmel per 50 Kg., holländischer 60'— bis 62'—, Zwiebel per 50 Kilogramm, Maloer, neu, 25'— bis 30 —, holländische, alt, —'— bis —'—. Borstenviehmarkt. Wien, (ZentralvieHinarkt St. Marx) 20.Juli. (Bericht der Wiener Vieh- und Flei schmarkt ka sse.) Zum heutigen Markte waren 10.688 Stück angemeldct nnd hievon bei Schluß des Berichtes 2504 Jungschweinc und 7634 Fettschwcine, zusammen 10.138 Stück aufgctricben. Die Tendenz war für Fettschweine infolge des kleineren Auftriebes sehr fest, die Preise aller Qualitäten sind um 20 5). gestiegen. Fungschweine waren in zu kleiner Zahl aufgctrei- bcn und zogen bei fester Tendenz in guten Qualitäten um 20 5)., in minderen Sorten um 20 bis 30 H. in den Preisen an. Der Gcschatsgang war ruhig. Bet Schluß des Berichte« um % 12 Uhr notierten: Prima-Fettschweine von Kr. 3'30 bis 5kr. 3'40, ausnahuiSweise —'—, mittet- schwere Fettschwcine von 3'— bi« 3'20, alte Fettschweine 3'— bis 3'10, leichte Fettschweine von Kr. 2'70 bis 2'90, Jnngschweine von 2'70 bis 3 70, ausnahmsweise 3 80, per Kilo Lebendgewicht exklusive Ber- zchrnngsstener. Rindcrmarkt. Wirn, 10. Juli. (Zenbralviehmarkt.) St. Marx), (Bericht der Wiener Bieh- und Fletschmarltkassc.s Der hcntige Auftrieb belicf sich auf 460 nuqarischc, — galizische, 2839 deutsche, zusammen 9299 Stück Vieh (943 Ochsen, 866 Stiere, 1478 Kühe, 12 Büffel), worunter sich 974 Stück Beinlvieh befanden. Außer Markt 598 Stück. Gegenüber der Vorivoche war der Auftrieb in regulärer Ware um zirka 300 Stück gesunken. Die direkten Bezüge der Fleischhauer haben um 149 Stück zugenommen. Ungeachtet des reduzierten Auftriebes verkehrte der Markt infolge des unge- mein fchivachen Bedarfes in flauer Haltung und find im Laufe des Vormittags Primaochscu um 8 bis 10 Kr., Mittclqualitäten um 10 bis 12 Kr. gesunken. Auf dem iveit über Bedarf beschickten Stiermarktc sind die Preise bei sehr schwierigem Slb« sah um 20 bis 30 Kr. gefallen. Beinlvieh war ebenfalls um 20 bis 30 Kr. per 100 Kilo billiger als in der Vorwoche. Bei Schluß dc8 Berichtes um %12 Uhr vormittags notierten: Ungarische Prima von Kr. — bis !kr. —, Sekunda von Kr. — bis Kr. —, Tertia von Kr. — bis Kr. —, deutsche Prima von Kr. 280 bis jkr. 300, extrem von Kr. 304 bis Kr. 320, Sekunda von Kr. 240 bis Kr. 270, Tertia von 210 bis Kr. 230, mindere Mast- u. Bauernochsen von Kr. 200 bis Kr. 230, Stiere von Kr. 180 bis Kr. 220, extrem 240, Kühe von Kr. 180 bis Kr. 240, Büffel von Kr. — bis Kr. —, Beinlvieh von Kr. 120 bis Kr. 170, alles per 100 Kilo Lebendgewicht exklusive-Berzchrnngssttucr. 1 ,.^~.. . __ , .........-... ... . Lottoziehrmgen. Wien, 17. Juli. 80 5 56 62 26 KinöringungvonWektumatiottenütierAerguttgs- güter aus den südlichen Kronländern. Reklamation«, und Nachforschungen über Güter und Gepäckstücke, welche bei Eintritt deS KrlcgSzustaudcS mit Jtatim nach Stationen dcS bedrohten Gebietes bestimmt, bczw. untertvegs waren nud vermutlich an» deui bedrohten Gebiete geborgen wurden, sind bei deu nachbezeichneten Staatsbahn-Djrrltionen einzubriitgen: 1. Bei der k. k) StaatSbahndireltion Linz: Wenn es sich um Güter oder Gepäckstücke handelt, welche in Ltärntcn, ttrain oder Küsten- lande nnd zwar in S t a a t s b a h »Stationen anfgegcbcn wurden oder nach StaatLbahustitconen dieser Kronländer bestimuct waren nnd von solchen Stationen mutmaßlich geborgen »vnrdrn. 2. Bei der k. k. StaatSbahndirektion Wien: Wenn eS sich um Güter oder Gepäckstücke handelt, die in Kärutrn, Kraiu oder Küstcn- lande nnd zwar in Privatbahn- (Südbahnf-Stotionen aufgcgebcn wurden oder nach Privatbahnstationen dieser Kronländcr bestimmt waren nnd von solchen Stationen mutmaßllch geborgen wurden. 3. Bei der k. k. StaatSbahndirektion InnSdruck: Wenn eS sich um Güter oder Gepäckstücke handelt, welche ln Eisenbahnstationen SüdtirolS (auch Südbahnlimcn nud alle Lokalbahnen) ansgegeben wurden oder nach diesen Stationen bestimmt waren und von solchen mutmaßlich geborgen wurden. Diesen Eingaben wollen allensal« die Ausnahmsbcschcinigungen, Frachtbriefdublikate oder sonstige, da« BersügungSrecht begründende Belege angcschlosscn werden. ^ttundmachungT^ Die Gemeindevorstehung Kofen- steinleithen gibt bekannt, daß der sogenannte Iakobilrirchtag und Knr- tholomänskirchtag infolge Kriego- ;eit entfällt. 2794 ^tolerant äor K. K. Ltaatgdsamtoo, lür K. K. Lrmso- Angehörlge nnd des Steyrer Beamten - Vereines Kirchengasse 9 - STEYR • Kirchengasse 18 Mode • Manufaktur — Herren* und Damen - Kofektlon iBetifedern und fertige Bettwaren! 3m Spittel. Noman von Julia Fobst. 48. Fortsetzung. „Das kann wohl sein. Bis vor Kurzem war mir alles gleichgültig, doch seht lebe ich wieder." Lothar spürte in diesen Worten wieder das Tasten, das vorsichtige Horchen nach dem Echo seiner Seele. Es lag etivas Berauschendes für ihn in dem Gefühl, daß ihn die Liebe dieser Frau mit leidenschaftlichem Begehren suchen Könnte. Sie war nicht mehr das temperamentvolle, unerfahrene Kind von damals, nein, das wissende Weib saß neben ihm. Seine Gedanken flogen zu Marlcne. Der Gegensatz dieser beiden ihm so nahestehenden Frauen reizte ihn zum Vergleich. Bei beiden diese Unbefangenheit im Verkehr, die die nahe Verwandtschaft begünstigte. Es lag eine große Gefahr darin. Bei Rose Marie lag die größte, denn er konnte die wonnige Gestalt nicht betrachten, ohne den wilden Herzschlag der Erinnerung zu spüren. Diese weichen Glieder hatte er in seinen ^lrmen gehalten, auf dem süßen Mund hatten seine durstigen Lippen gelegen. Ob sie wieder in bebender Lust an seinem Halse hängen würde, wenn er sie seht an sich riß? Und doch, in dieser Stunde höchsten Glückes, wo es ihm war, als habe er den Garten des Todes verlassen und wandle zum ersten Male wieder im Leben, ein Starker unter den Starken, ein Schaffender unter seinesgleichen, wo er sich der Kraft seiner Persönlichkeit von neuem bewußt wurde und seines Wertes, befiel ihn wieder das Zögern, fein Schicksal mit dem dieser Frau auf das engste zu verbinden. Da- inals waren es die Schrecken der Armut gewesen, die ihn nicht losließcn, und jeßt bangte ihm vor dem Ucberfluß, der Rose Marie wie mit einer goldenen Flut umgab, die ihn vielleicht unter ihrem entnervten Druck ersticken würde. Der Mann seiner Fraul Nein — niemals. Er konnte nur dort Geliebter sein, wo er auch Herr war und Beglücker. Wie unbefangen sie seht plauderte! Wenn er nicht hin und wieder einen verstohlenen, leuchtenden Blick ihrer Augen auf. gefangen hätte, so würde er den Glauben an ihre Liebe als nichtig verwerfen. Damals hatte sie sich ihm offenbart, ihre Seele lag offen vor ihm, keine Regung blieb Ihm verborgen. Aber die Rose Marie von heute? Ja, sie hatte es so wunderbar klug zu machen geglaubt, als sie hier Wohnung nahm und ihren Vater kommen ließ. Die Eifersucht auf Marlcne hatte sie vorwärts getrieben. Nun spielte sie ihr Spiel und war ihres Sieges so bewußt. Lothar durfte gar nicht zur Besinnung kommen. So wie sie ihn droben eingcsponncn hatten in der Welt ihres Alltaglebens mit den hausbackenen Einsichten der pedantischen Pflichterfüllung und den harmlosen Fa- milienfreuden, so mußte sie ihm als lockenden Gcgcnsah den übermütigen, sorglosen Lebensgenuß verschaffen. Sein alter ^ldam mußte geweckt iverden, er hatte ja nur geschlafen, und mit jedem neuen Tag galt es, die Kluft zu vergrößern zwischen den Grün- höfcrn und ihm, ihn dagegen an sich zu fesseln, bis es kein Zurück mehr gab. Er mußte über ihre Gefühle im Unklaren gehalten werden, bis die Leidenschaft ihn übermannte, daß er sich ihr blindlings ergab. Hätte sie damals die Männer sa gekannt wie jetzt, es wäre alles anders gekoinmen. Und wenn er dann ihr eigen war, wie wallte sie ihn lieben, ihn mit allem Schönen der Erde überschütten, so weit es in ihrer Macht stand. Er konnte ja jederzeit den Dienst quittieren und ein freier Mann sein. Und während sie so die geheimsten Gedanken ihrer Seele voreinander bargen, plauderten sie miteinander und scherzten, als führen sie nicht einsam durch die herrliche Mondnacht, während der alte Herr schlief. Nun war das Ziel erreicht. Der Wagen hielt und der Schläfer erwachte. Ein rascher Abschied, ein bedeutsamer Händcdruck der jungen Frau, ein letzter, zärtlicher Blick, der seine Brust stärker atmen ließ, und Lothar stieg nach Grünhof empor, als ob er Flügel hätte. Da war es ja, was der Arzt gesagt hatte, frisch pulsierende Kraft und keine Ermüdung. Das bißchen 5)erz- klopfen und Sausen in den Ohren, das war nur das Blut, das rote Herzblut, das bei der Hexenkunst der schönen bleichen Rose Alarie schneller durch die Adern rann. Nun war er droben. Noch einmal umfing sein glllcktrunke- ner Blick die träumende Welt, dann ging er mit leisen Schritten drirch die offene Tür. Niemand empfing ihn. Lag darin ein stummer Vorwurf? Sein Kopf reckte sich noch einmal so stolz empor, und mit fröhlichem, wenn auch gedämpftem Pfeifen eines kecken Liebchens stieg er nach oben. Kaum daß er droben die Tür klappte, so huschte aus der dunklen Ecke am Kamin eine zierliche Mädchcngestalt hervor. Ihr schien es, als ob die übermütigen Töne des Licbesliedchcns noch im dämmernden Raum umherflatterlen, sie in ihrem Schmerz verspottend und ihr banges 5)crz noch schwerer machend. Nun war er gekommen, den sie mit fiebernder Sorge erwartet hatte. Nicht krank oder siech kehrte er hciin, wie ihre glühende Phantasie es sich ihr zur Qual in den schwärzesten Farben gemalt hatte, sondern in dem leichtsinnigen Uebermut prickelnder Lebensfreude. Horchend hob sie den Kopfl Sie hörte seine Schritte über sich, nun schloß er das Fenster, er summte noch immer dieselbe lustige Melodie. Ein rasches Hin und Her, dann Stille. Marlcne aber schlich sich in ihr Zimmers in dessen Schutz sie in bitteren Tränen saß und wachte bis zum dämnierndcn Morgen. 5. Kapitel. Mitte August war hcrangckommen, und damit brach der Tag an, der einen feierlichen Festakt in sich schloß. In der Frühe sollte die Grundsteinlegung des Wallbergkirchlcins stattfinden, und ein alpines sowohl wie ein großartiges Seefest in Egcrn würde im weiteren Verlaufe der Stunden sich daran anschließen. „Nun, meine Herrschaften," rief Doktor Hubert, als er wieder einmal, wie es feine Gewohnheit war, am Vorabend auf dem Grünhof vorfprach. „werden Sie sich morgen bei dem Feste beteiligen? Ich denke, Fräulein Marlcne tritt in Wettbewerb mit unseren Sangeokünstlern, sie singt ihr G'sangl wie ein Einge borcner und schlägt die Zither meisterhaft." „Ich habe keinen Ehrgeiz," wehrte Marlcne lachend ab. „Daß Sie aber nicht etwa auf den Gedanken kommen, zu schuhplattcln, Herr von Tolsdorff," wandle sich der Arzt neckend an Lothar, der mit Rose Marie flüsternd abseits saß. „Wenn mein Vetter die Lust dazu verspürt, kann er irs ja mal versuchen, Herr Doktor," erwiderte Rose Marie. Sie ver suchte bei jedem Zusammensein den Doktor, wenn auch vergeblich, zu reizen. „Dann darf ich Ihnen wohl mein Tegernscer K'ostüm zur Verfügung stellen, Herr von Tolsdorff. Es ist ja noch fast neu." „Wir haben uns schon eins besorgt. Wir danken." „Aber Rose Marie," siel Lothar verwundert ein, «du denkst doch nicht daran, dich im j^vstüm an dem Feste zu beteiligen?" „Warum nicht? Ich habe wenigstens beizeiten vorgesorgt." „Sie als Dirndl bewundern zu können, meine Gnädigste, das könnte mich allerdings reizen, die Festwiese zu besuchen." „Ich halte Sie beim Wort." Als Hubert sich an dem Abend von Rose Marie und dem General, der großes Gefallen an dem Arzt gefunden hatte, vor ihrem Heim verabschiedete, ivicdcrholten sie noch einmal: „Also^, morgen auf der Festwiese, vergessen Sie es nicht, Herr Doktor." Hubert schwenkte den Hut und murmelte dann im Fortgehen: „Ich werde schon kommen," und in Gedanlicn setzte er hinzu: „Und wäre es auch nur, um eine Dummheit zu verhüten."
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