den 22. Juli 1915„ Nr. 58. Seite 6.___________________ Steyr, Donnerstag, (Eibeirbericht der „Stcyrcr Zeitung".) Steyr, 21. Juli. Einen großen Teil der letzten Gcmeinderatssitzung stillte die Lebens inittclfrage für Steyr aus. Bürgermeister Gschaidcr und GR. Erb mußten erklären, daß die schriftlichen und persönlichen Vorstellungen der Stadtgcineinde Steyr an maßgebenden Orten entweder kein Verständnis oder keine Erfüllung finden. ER. Erb setzte bei, daß sich der Mißmut der Bevölkerung darob gegen die Gemeindevertretung richte, was aber ungerechtfertigt sei. GR. Erb kam auch auf die Salzburger „K n öd clstr atzen" -u sprechen. Er meinte, solche „Semmeln" würden den gesetzlichen Verordnungen direkt widersprechen. Vielleicht stammten sie aus dem benachbarten bayerischen Freilassing. Die Vermutung des Herrn GR. Erb, daß die Salzburger Knödelstrusten aus Bayern stammen, ist irrig. Wie die „Stcyrcr Zeitung" vom 4. ds. meldete, hat die Stadtgemeindc Salzburg selbst die .Herstellung des genannten Gebäcks angeordnet, auch Meran und andere Orte besitzen solches Knödelbrot. Einer Mitteilung aus Troppau entnehmen wir, daß die Bevölkerung dort stets guten Brotes sich erfreut. ^hn verflossenen Montag den 19. ds., 3 Uhr nachmittags, fund unter dc:u Vorsitze des Bilrgcrincisters eine Sitzung des Gcmeindcrates statt, in welcher Bürgcrmcistcr Gschaidcr eine» längeren Bericht über die Tätigkeit zur Beschaffung von Lcbensmitteln für die Stadt Steyr erstattete. Der Bericht führte folgendes aus: Die Lcbcnsmittelbcschaffnng in Steyr und die Stadtgemeinoe. M c h l. Die Versorgung der Sladt mit Mehl bietet die größten Schwierigkeiten unter allen Versorgungssragen. Einerseits wacht das ungewohnte Maismehl Hindernisse, da es dein Geschmack unserer Bevölkerung nicht entspricht und auch in vielen Fällen nicht die richtige Anwendung findet, anderseits fällt es infolge der eigentümlichen Verhältnisse schwer, die entsprechende Mehlmenge jederzeit zu beschaffen. Die Stadt Steyr zählt heute mit der Garnison und den Verwundeten rund 2 5.000 Einwohner, von denen über 2 3.00 0 der Zivilbevölkerung angehören. Wenn nun auch für diese die mit 200 Gramm für den Tag und Kovf bemessene Mehlmenge angewiesen ist, so bildet doch das unregelmäßige Eintreffen des Getreides und des Maises, für deren Vermahlung die Stadtgemeinde erst zu sorgen hat, eine stete Quelle von Unzukömmlichkeiten, die sich noch mehren, wenn, wie dies in der letzten Zeit mehrfach der Fall ivar, Störungen im Mühlenbetriebe cin- trctcu. Dazu kommt noch, das; die Bevölkerung stetig anwächst. Eine Hauptursache der Schwierigkeiten liegt jedoch in den Mehleinkäufen von Personen, deren Wohnsitz außerhalb des Stadtgebietes liegt. So lange in der Stadt Mehlmarken, im Bezirke jedoch Anweisungen eingesührt waren, deckte die zugewiesene Gc- treidemenge den städtischen Bedarf vollkommen, da kein Auswärtiger hier Mehl erhalten konnte. Seit Einführung der Brotmarken hat sich aber der Verkehr in Mehl wieder belebt, d. h. die Bewohner der engeren und weiteren Umgebung der Stadt decken ihren Bedarf in altgewohnter Weife bei ihren früheren Bezugsquellen, den Stcyrcr Geschäften. Da nun auch das frühere Gegengewicht der Vroteinsuhr von auswärts fast gänzlich fehlt, macht sich jede nach auswärts abgehende Mehlmenge hier als Ausfall fühlbar. Durch diese auswärtigen Einkäufe erhöht sich eben die Zahl der aus Steyr versorgten Personen bedeutend, so das; man nicht 2 3.000, sondern mindestens 30.000 zu versorgende Personen rechnen muß. Zch habe auf diese Umstände bei der Statthaltcrei und der Kricgsgetrcidc-Verkehrsanstalt schon oft hingcwiesen, bis- het ohne Erfolg, und will nur hoffen, das; diesen Vorstellungen bei Versorgung aus der neuen Ernte Rechnung getragen wird, oder daß mein Vorschlag, aus den Bezirken Steyr-Stadt und Steyr-Land sowie aus den im Steyrtale liegenden Gemeinden des Bezirkes Kirchdorf ein Dersorgungsgebict zu bilden, Annahme findet. Da die dcrmalige Verinahlungsvorfchrift die Erzeugung von Weizengrics unmöglich macht und daher in diesem Artikel Mangel eintrat, habe ich eine größere Menge W e i ß m a i s g r i e s bestellt, da dieser einen guten Ersatz für Weizengrics bildet. Reis. Um dieses so wichtige Nahrungsmittel zu befrhafsen, habe ich einen günstigen Abschluß bewirkt und wurden nach Rücksprache mit der hiesigen Kaufmannschaft 27.200 Kilogramm bestellt, die bereits in zwei Sendungen zu 1-1.809 und zu 12.400 Kilogramm ankamen. Der Preis ist für die dcrmaligcn Verhältnisse ein sehr niedriger zu nennen und ist insbesonders die zweite Sendung sehr schon ausgefallen. Leider ist seitdem die Beschaffung von Reis schwierig geworden. E r s a tz f u t t e r m i t t e l. Da die für Pferde vorgesehene Hasennenge von 1 Kilogramm »er Tag nicht genügt, wurde Dc- scktmais und Rohzucker als Ersatz bestellt. Leider sind beide Sorten sehr schwer zu erhalten, doch find immerhin einige Waggons bereits eingelangt. Zucke r. Die Zuckerversorgung der Stadt drohte zu versagen, weshalb die Vermittlung der Regierung in Anspruch genommen wurde. Das Ergebnis einer gemeinsamen Sitzung des Approvisionicrungs-Ausfchusscs und der hiesigen Kaufmannschaft war die Bestellung von 30 Waggons im Wege des HandelsMinisteriums. Leider wurden uns nur 7 Waggons zugewiesen. Zch habe daher an die Kaufmannschaft das Ersuchen gerichtet, in erster Linie auf die Versorgung der Stadt zu sehen, damit nicht Zucker nach auswärts geht, während wir hier Mangel leiden. Milch. Der in diesem Artikel sich fühlbar machende Mangel beschäftigte den Approvisionierungs-Ausschuß in einer vor acht Tagen abgchaltcnen Sitzung, lieber dessen Beschluß habe ich an verschiedene in der Nähe Steyrs gelegene Gemeinden die Bitte gestellt, dahin zu wirken, es möge mehr Milch als bisher in die Stadt geliefert werden. Der Erfolg dieses Ersuchens bleibt abzuwarten. Fleisch. Um einerseits die heimischen Viehbestände möglichst zu schonen und anderseits der Bevölkerung ein verhältnismäßig billiges Fleisch zur Verfügung zu stellen, wurden Einkäufe in auswärtigem Fleisch gemacht. Bisher sind sieben Waggons angekommen, die Fleisch von 125 Stück Rindern im Gesamtgewichte von 30.771 Kilogramm enthielten. Das Fleisch ist hier sehr gut angekommen und hat allseitigen Beifall gefunden. Die Bestellungen werden deshalb fortgesetzt. Es lag auch in meiner Absicht, einen größeren Ankauf von aus m L r t i g c in Lcbcndvieh zu machen. Dies konnte jedoch nicht d u r ch- geführt werden, da solches nur in Städte e i n g c fü h r t werden darf, die Schlachthäuser besitzen; wieder ein __________________ „Stevrer Zeitung"_________________ Beweis, wie notwendig die Erbauung eines Schlachthauses für Steyr ist. Eier und Butter. Um die stetig steigenden Preise dieser Artikel zu regeln, wurde ein st ä d t i s ch c r V e r k a u f 3 st a n d errichrct, der an Donnerstagen geöffnet war und sich bis jetzt gut bewährte, Abgcsetzt wurden bis heute 24.280 Stück Eier und 1361 Kilogramm Butter. Die wohltätige Wirkung blieb aber auch nicht aus; die Buttcrprsise zeigten keine weitere Erhöhung, während die Eier, deren Preis schon 16 bis 20 5). betrug, auf 14 5). zurückgegangen sind. Kartoffel. Da für die auf den Markt gebrachten F r ü h- Kartoffel der außarordentlich hohe Preis von 36—50 H. verlangt wurde, anderseits die Vorräte an alten Kartoffeln zu Ende gehen und die alte Ware auch nicht mehr gut eßbar ist, wurde ein günstiges Angebot benllht und vorläufig 10.000 Kilo ungarische Rosenkartoffeln heuriger Ernte angeschafft. Die Kartoffel sind sehr schön ausgefallen. Der Verkaufspreis stellt sich im Kleinen auf 24 H., was eine bedeutende Derbiltigung dieses Hauptnahrungsmittels darstcllt. Weitere Bestellungen werden folgen. GR. Heide nthaller verwies auf Zeitungsberichte der letzten Tage, wonach der Ertrag der neuen Ernte in Ungarn ein so günstiger sein soll, daß In Ungarn bereits die Ausgabe von Mischmehl eingestellt wurde. Auch bei—uns soll die neue Ernte sehr günstig ausfallen. Wir müssen uns aber noch immer mit Mischmehl und Maisbrot begnügen. Er ersuche daher den Herrn Bürgermeister, dahin zu wirken, daß wir auch in Steyr — wie cs schon an anderen Orten der Fall sein soll — wöchentlich wenigstens zwei- oder dreimal Weizcnbrot bekommen zum Kochen von Knödel und zur Herstellung von Bröseln, welche Kost wir schon seit so langer Zeit entbehren müssen. Bei den heutigen schon unerschwinglich gewordenen hohen Fleischpreisen sei es dringend notwendig, der Bevölkerung Gelegenheit zu geben, sich wenigstens mit der gewohnten österreichischen Nationalkost, den Knödeln, sattessen zu können. Hierauf brächte Bürgermeister Gschaidcr eine über Beschluß der letzten Gemeinderatssitzung verfaßte Eingabe an die Regierung zur Verlesung, welche den verschiedenen zuständigen Regierungsstellen zu überreichen ist und worin über die unzureichende und immer verzögerte Lieferung von Mehl, bezw. Getreide, seitens der Kricgsgctrcidc-Verkchrsgefellschaft an die Stadt Steyr lebhafte Klage geführt wird. Unter Hinweis darauf, daß die Einwohnerzahl der Stadt Steyr fortwährend im Steigen begriffen ist, das 26. Tausend bereits überschritten hat und auch in der Umgebung Steyrs 20.000 Personen wohnhaft sind, welche zum Großteil ihren Bedarf an Lebensmitteln in der Stadt decken, wird in Hinkunft von feite der zuständigen Stellen mehr Entgegenkommen gegenüber der Stadt Steyr gefordert, sowohl hinsichtlich der Ueberiveisung von ausreichenden Mengen an Mehl, beziehungsweise Getreide, wie sie einer Stadt von der Größe Steyrs billigcrweise zukommen, sowie einer künftig rascheren Lieferung der Bestellungen. GR. Erb sprach über die Notwendigkeit dieser Eingabe und beantragte, dieselbe auch den betreffenden Ministern sowie der Kriegsgctrcide-Vcrkchrsanstalt zukommen zu lassen. Weilers b cantragte Redner, den Bürgermeister zu ermächtigen, Vorsorge zu treffen, daß diese Eingabe an die Regierung sowie der Bericht des Bürgermeisters über seine Tätigkeit zur Versorgung der Stadt Steyr mit Lcbensmitteln der breitesten Ocffcntlichkcit be- * kanntgegeben werde, weil die Bevölkerung immer mehr geneigt werde, in Approvisionierungs-Angelege-Hriten die Gemeindevertretung für die Schuld anderer Faktoren verantwortlich zu machen. Er möchte auch wünschen, daß sofort Erkundigung eingezogen werde, ob es richtig sei, das; in Salzburg sogenannte Knödel s e m m c l in Verkehr gesetzt werden, und wenn ja, wieso die Gemeinde Salzburg zu diesem Vorzüge komme, wenn diese Knödelsemmeln nicht etwa von Freilassing (Bayern) nach Salzburg gebracht werden. Es müsse energisch darauf gedrungen werden, das; Steyr dasselbe Recht genieße, wie andere Städte. — Sehr schwierig sei es zB. auch, in Steyr für kranke und alte Personen Weißbrot zu bekommen. In der Stadt Wels genießen diesen Vorzug 1800 Personen, was dortselbst leider auch zu Mißbrauchen geführt habe. Wenn die heutige Eingabe nichts nutze und sich die Verhältnisse in Steyr nicht in wenigen Wochen bessern, müsse nochmals eine Eingabe mit schärferem Inhalte gemacht werden. Bürgermeister Gschaidcr erklärte, daß er morgen mit dem Abg. Erb wieder nach W i e n fahren werde, um bei der Kricgsgetrcidc - Verkehrsanstalt und bei den Resfortminifterien diesbezüglich vorzusprcchen. Auch werde er die Wafscnfabriks- gcscllschaft neuerlich ersuchen, sich für eine bessere Versorgung Steyrs mit Mehl und Getreide zuständigen Ortes mitcinzusetzen. Hierauf wurde die Eingabe mit dem Zusatzantrag des Gc- incindcrates Erb e i n st i in m i g a n g c n o in in e n. Wahl in den k. k. Stndtschnsrat. In den k. k. Stadtschulrat der Stadt Steyr 'wurden für die Amtsdaucr 1915/18 Dizcbürgermeistcr Ferdinand G r ü n d l e r und die Gcmcmdcräte Heinrich Bachmayr, Leopold Erb und August Miller entsendet. Fiir das Institnt zu St. Anna. Ueber Ansuchen des Institutes der Barmherzigen Schwestern zu St. Anna wurde in Ansehung der herrschenden Teuerung die Bezahlung einer Kühlcnrechnung im Betrage von 525 Kr. für die Krankenhausküche übernommen und zu den Beheizungsund Velcuchtungskosten im städtischen Armenverpflegshause ein ausnahmsweiser Zuschuß von 800 Kr. bewilligt. Dem provisorischen Benefiziaten Herrn Florian S ch v f f l im Institute zu St. Anna wird die ab 1. Juni fällige Seelsorgc- dotation von jährlich 400 Kr. angewiesen. Spende zur U-Vootnktion. Dem österreichischen Flottenvereine wurde über dessen Ansuchen zur Anschaffung eines Unterseebootes für unsere Kriegsmarine eine Spende von 200 Kr. bewilligt. Bauliches. Der Obmann der Bausektion, GR. H u b e r, brächte auf Grund einer Eingabe des Bürgermeisters einen Dringlichkcits- antrag ein, welcher folgendes ausführte: Auf den Stollreitcr- gründen in der Schlüfselhofgaffe beginnt sich eine rege Bautätigkeit zu entfalten, welche die Regulierung des dortigen Teiles der genannten Gaffe für höchst wünschenswert erscheinen läßt, nachdem daselbst eine sehr unschöne, verkchrshindernde Verengung vorhanden ist. Das .Haupthindernis für diese Straßenregulierung bildet das Haus Nr. 57 der Ehelcute Johann und Alaisia M ü l l e r. Die Eigentümer haben sich nun bcrciterklärt, das Haus zum Zwecke dieser Straßenregulierung der Gemeinde um den Preis von 11.500 Kr. zu verkaufen. — Es wurde der Ankauf dieses Hauses beschlossen und wird die Kaufsumme dem Stadtkassc-Ncscrvcfonds entnommen. Ueber Ansuchen der O c st e r r c i ch i s ch c n Waffen fa- b r i k s g c s e l l s cha f t wurde beschlossen, derselben ab 1. Jänner 1918 die Legung von Röhren zur Leitung von Gas aus hii^ im neuen Waffenfabriksgebiete gelegenen c i g e n e n G a se r z e u g u n g s st e l l e zu ihren In diesem Gebiete errichteten Werksgebäude» zu gestatten. Eine Abgabe von Gas an Dritte sowie eine Zuleitung desselben, zu Wohngebäuden für Beleuch- tungszwccke ist dabei nicht inbegrifsen. Dem Gasthausbesitzcr Franz P f i n g st m a n n, Sicrningcr- straße Nr. 69, wurde die Verlängerung des Pachtes für einen städtischen Grund am Direktionsberge bis Ende 1919 bewilligt. Verschiedenes. Unter Mitteilungen wurde bekanntgegeben, daß die jüngst verstorbene Private Aloisia Huber der Gemeinde ein Legat von 2000 Kr. hinterlassen habe zum Zwecke der Erhaltung ihrer und ihres Gatten Grabstätte und zur Unterstützung verarmter Waffenfabriksarbeiter. Ein mit der Bürgerlichen Aktienbrauerei in Steyr abgeschlossener Vergleich, betreffend die Einräumung eines Servitus- rechtes an die Stadtgemeindc zur Benützung der Zufahrtsstraße zur städtischen Schottcrbrcchanlage auf den Schlüsselhofgründcn, wurde nachträglich genehmigt. HIenach übernimmt die Stadtgemeinde 6 Zehntel, die Brauerei 4 Zehntel der Straßenerhal- tungskosten. Auf einen Antrag um Aufnahme der Geschwister Johann und Maria K o t t e k in die städtische Versorgung wurde nicht eingegangen, da dieselben nicht nach Steyr zuständig sind und die angcbotcnc finanzielle Entschädigung nicht hinreichend erscheint. Dem Fachlehrer Herrn Alois L e b c d a wurde die Ueber- lassung des Zcichcnsaalcs in der Knabcnbürgerschnle zur Abhaltung eines Fcrial-Lchrcrfortbildungskurses bewilligt. Zur Armcn-Lcrnmittclbcschaffung für die hiesigen Volksund Bürgerschulen pro 1915/16, wofür aus der Almhofer- und Schiefermayrschen Stiftung zusammen ein Betrag von 2027 Kr. 39 H. zur Verfügung steht, wurde der Fehlbetrag von 772 Kr. 34 H. aus Gemcindcmittcln genehmigt. GR. Kattner stellte die Anfrage, ob der Bürgermeister nicht geneigt wäre, die zwei schadhaft gewordenen Wasserb o t t i ch e am Friedhofe durch entsprechende Zementbehälter zu ersetzen, was der Bürgermeister zusagte. Pfründcnverleihungen. Verliehen wurden: Eine Krenklmüller-Stiftungspfründc von monatlich 20 Kr. der Klara Haberl; eine Prämie von 100Kr. aus der Amtmannschen Dienstbotrustiftung der Cäcilie Hirsch; einer Pacher-Artillcrie-Stistungspsründe von 144 Kr. dem Johann Leutgeb und die restlichen Iahresinteresscn aus derselben Stiftung mit je 17 Kr. 50 H. dem Franz N u ß b i ch l e r und Josef W e i d in a n n. In der vertraulichen Sitzung wurde die ausgeschriebene Rescrve-Sicherheitswachmannstelle dem Matthias Weinberg in a y r verliehen. Für die Dauer der Abwesenheit des zum Militär eingerückten städtischen Kanzleigehilfen Adalbert Koller wird eine Hilfskraft bestellt und mit deren Aufnahme der Bürgermeister im Einvernehmen mit den Scktionsobmannern betraut. Kleine KriegspoTs. Gletscherkrieg an Welschlands Grenze. Auf den Bergen ist Freiheit I — Der Hauch der Grüfte Steigt nicht empor in die reinen Lüfte, Die Welt ist offen überall, Wo der Mensch nicht hinkommt mit seiner Qual. Und die Natur spottet der armen Menschen, die in Gott Mars' Gefolge jetzt in den schönsten Felsengärten der Alpen Mühsalen und Gefahren begegnen, und in muskelstählendem Gebirgskampfe den Tod sich aus tausend Rohren zusenden. Die Zeitgenossen Hannibals, Julius Cäfärs, der Staufen, Napoleons und Suwaroffs haben den gewaltigen Kricgslcistnngcn dieser Feldherren im Hochgebirge lange nicht jenes Verständnis entgcgengebracht, als cs unsere lieben Mitbrüder von heutzutage im wohlbehüteten Hinterlandc „Daheim" beim populärsten Teile des großen Weltkrieges tun. Denn, was die vielen Alpenfahrer in friedlichem Müh'n in holder Ferienzeit litten, sahen, entzückt verbreiteten und schrieben, das erfährt jetzt der grimmige Krieger in Schnee und Eis im gleichen Rahme», aber im gewaltigen Schreiten einer großen, eisernen Zeit. Auf entholztcn Hochwaldständen liegen unsere braven Soldaten hinter einer duftigen, blauen Linie, die als Stacheldrahthindernis sich entpuppt, moosbcdecktc Fclskuppen, harmlose Knüppelwege starren von fast unsichtbaren Schießscharten, und selbst die Wechsel von Gcms und Reh, die Steige der Jäger und Senne» atme» heimtückische» Tod in Form von Mine» und Fallgruben. Das Heldenjahr 1809 in neuer, moderner Färbung, die gleiche, liebe, alte Tirolergrenze, beschützt von gleichen Heldenseelen aus Andreas Hafers Holze. — Doch die Natur lächelt in ihrer ewigen Größe und Milde mit ihre» schönen Alpenblumen und grünen Matte» dem Soldateiigrabe ebenso als leuchtender Schmuck, als sie dem fröhliche» Bergfahrer i» seliger Urlaubszeit ein erfrischender Born für Herz und Körper gewesen. Zwischen dem Stilffcrjoch an den herrlichen Ortlerferne» und dem Ogliotal hat es in diesem Kriege der welsche Gauner in Schneehöhe zum erste» Mal versucht, seine verruchte Hand auf des rote» Adlers heiliges Land zu lege». — Und die Signori versprachen sich Wunderdinge van ihren Gebirgstruppen und die Führer der Elite-Alpiiii hatten vor Aufbruch zum „Spazicr- gang" über die Grenze ihren „Helden" schon die nahe Rast im erste» Tiroler Gebirgsdorf mit all dem begeisterten Empfang der „Erlösten" versprochen. 2ibcr es lag, wie am ganzen Verräterkriege, auch an diesem Gletscherabenteuer kein Glück für die Katzclmacher. Heute, wo seit diesem glorreichen Iunitage die damals gefangenen Alpin! sich längst der österreichischen Gastfreundschaft erfreuen, heute ist's bekannt, daß an dieser wichtigen Einfallsstelle ei» mächtiger, mehrseitiger Vorstoß, am Plane herrlich scstgelegt, hereinfluten sollte. — Aber der schöne Plan ist in unsere n Händen und die schimpflichste Niederlage an diesem ersten Glctscherkampf holten sich die Stiefelbewohner Europas. — Auf einem schmale» Gletscherband hielte» etwa 80 unserer braven Landesschützen Ausguck und Wache hoch über ihren Kameraden. Und das Häuflein sollte von einem Alpinibataillon erdrückt, und was nicht getroffen, über die Felswände zu den Brüdern drunten als zerschmetterte Warner geworfen werden. Und sie kamen, aber nicht, wie's ihr hoher Kriegsrat beschlossen, die Tiroler Buam zu überrumpeln. Gleich einer schwarzen Ameisenmenge hob sich ihr mächtiger Angriff vom morgenbeleuchteten Gletscher ab. Mit Eviva kam's herangcwimmelt und schon griffen sie ja fast mit dc» LänderHände» »ach dc» Schütze» im Gestein, die so ruhig de» Schildhahnstoß und das Büchslein hervorlugcn ließen. —
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