4 wurde, Pistolen, Karabiner, Maschinengewehre, Lastkraftwagen, Flugzeugmotore, Flugzeugkabinen und nicht zuletzt Kugel- und Wälzlager her. Letztere Produkte waren z.B. unerlässlich für den Bau von Panzern und Flugzeugen, den wichtigsten Angriffswaffen in der expansionistischen deutschen Kriegführung. Bis zum Jahr 1942 entwickelte sich die SDPAG zum drittgrößten Wälzlagerproduzenten im Deutschen Reich und war somit eine der größten Waffenschmieden Nazideutschlands. Sie wurde kontinuierlich zu einem der wichtigsten Produzenten von Rüstungsgütern für die Luftwaffe und die Wehrmacht ausgebaut. Durch die hervorragenden Beziehungen des Vorstandes zur SS erhielt man auch von dort gut dotierte Aufträge. Diese Produktivitätssteigerung konnte aber nur unter massivstem Einsatz von Kriegsgefangenen, ausländischen ZwangsarbeiterInnen und KZ-Insassen vollzogen werden. Tausende Menschen aus der Sowjetunion, der Tschechoslowakei, Polen, Frankreich, Italien, Spanien, Griechenland und weiteren von Nazideutschland besetzten europäischen Ländern waren in über 20 größeren und kleineren Lagern unterschiedlichster Art in Steyr untergebracht. Am 14.01.1944 wurden aus Steyr 8550 ausländische Arbeiter an das Landwirtschaftsamt in Linz gemeldet.7 Die meisten von ihnen mussten für die SDPAG Zwangsarbeit verrichten. „Viele der im Dritten Reich arbeitenden Ausländer waren freiwillig gekommen, zum Teil auch wieder gegangen, zum Teil aber auch nach Ablauf des Arbeitsvertrags dienstverpflichtet und gegen ihren Willen weiter beschäftigt worden.“ Auch deutsche Arbeitskräfte konnten dienstverpflichtet werden. „Was deren Situation an Wohnort und Arbeitsplatz grundlegend von der der Ausländer unterschied, war die privilegierte rechtliche Stellung und die Zugehörigkeit zu einem lokalen sozialen Netz, das in Notsituationen griff. ... Insofern macht es sicherlich Sinn, Zwangsarbeit nicht nur durch die einstweilige Unauflösbarkeit des Arbeitsverhältnisses zu bestimmen, sondern auch durch eine systematische Verringerung der Lebensqualität bis hin zur Überlebenswahrscheinlichkeit.“8 Die geringste Überlebenswahrscheinlichkeit unter den ZwangsarbeiterInnen auf dem Gebiet des Dritten Reiches hatten die Menschen in den Konzentrationslagern. Die SDPAG war auch einer der ersten Konzerne im Deutschen Reich, der KZ-Insassen in großem Umfang ausbeutete. Im Jänner 1942 wurde im Steyrer Stadtteil Münichholz ein Außenlager des KZ Mauthausen errichtet. Bis zu 2000 Menschen waren gleichzeitig in diesem Lager untergebracht, die Gesamtzahl der im KZ Steyr-Münichholz bis zum Mai 1945 gefangen gehaltenen Personen konnte bisher nicht ermittelt werden. Zur Anzahl der im KZ Steyr befindlichen Personen liegen aber punktuelle Detailzahlen vor: so wurden z.B. am 31.05.1943 in Steyr 1.144 KZ-Insassen sowie 850 7 vgl. „Schreiben aus dem Bürgermeisterbüro Steyr an das Landwirtschaftsamt Oberdonau, 14.01.1944“; OÖ Landesarchiv, Verzeichnis C 54, Karton 11, g/44-16
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