Luftangriffe auf die Industrieanlagen der SDP AG in Steyr 1944/45

11 und Aufräumungsarbeiten.“36 Dazu findet sich unter der Rubrik „Recht und Gericht“ in der Oberdonau-Zeitung vom 04.03.1944 ein Artikel. Das Sondergericht in Linz verurteilte demnach einen 47jährigen Franzosen, einen 19- und einen 22jährigen Griechen wegen Plünderungen in Steyr zum Tode. Sie hatten nach den Luftangriffen aus einem zerstörten Gebäude eine leere Pistolentasche, Kleidungsstücke, Schuhe und Brot an sich genommen. Aus der Begründung für dieses Urteil spricht die Ideologie des menschenverachtenden nationalsozialistischen Regimes: Dass die Tat „mit der strengsten Strafe geahndet wird, ist nicht so sehr von einem bestimmten Wert der Diebsbeute, sondern von der besonders verbrecherischen Gesinnung abhängig, die aus ihr spricht. Ob ihrer Verwerflichkeit muss hier der Richter in besonderem Maße das gesunde Volksempfinden zur Richtschnur seiner Entscheidung nehmen.“37 Als einzige Steyrer Umlandgemeinde hatte Bad Hall, neben einem leicht verletzten Ausländer, Todesopfer zu beklagen. Drei Frauen und ein Kind kamen ums Leben. In Letten erlitt ein Ausländer schwere Verwundungen, vier Männer wurden leicht verletzt. 17 Bomber wurden abgeschossen, ein Pilot der Deutschen Luftwaffe stürzte tödlich getroffen ab.38 Die US-Luftwaffe verlor am 24.02.1944 nach deutschen Angaben 20 Mann, zwei Piloten wurden in verwundetem Zustand geborgen, weitere 80 amerikanische Flieger gerieten unverletzt in Gefangenschaft. Diese Zahlen sind aber zu niedrig, denn die 2nd Bomb Group der 20th Bomb Squadron gibt den Verlust von 27 und die Gefangennahme von 113 Besatzungsmitgliedern nach dem Angriff auf die Industrieanlagen in Steyr am 24.02.1944 an.39 6. Die Opfer der Luftangriffe vom 23.02. und 24.02.1944 im Stadtgebiet von Steyr Durch den Ausbau der SDPAG zu einem Rüstungszentrum und dem damit verbundenen Anstieg an Arbeitskräften war der Bevölkerungsstand Steyrs in der NS Zeit wesentlich höher als vor und nach dem Zweiten Weltkrieg. So betrug am 31.05.1943 der Gesamteinwohnerstand von Steyr 51.127 Personen.40 Vor den Februarangriffen 1944 waren aber bereits 8000 Frauen mit Kindern unter 10 Jahren, Schwangere, Alte und Gebrechliche umquartiert worden, danach folgten weitere 2500 Menschen. Etwa 2000 Personen waren „ohne behördliche Abmeldung“ aus der Stadt geflüchtet.41 7.1. Ermittlung der Anzahl der Todesopfer 36 ebenda, S. 3 37 Oberdonau-Zeitung Nr. 63/04.03.1944, S. 4 und Nr. 64/05.03.1944, S. 4 38 vgl. Handelsberger, Anton: „Der Einsatzflughafen Fels/Wagram“ a.a.O., S. 51f 39 vgl. Peterson, Robert Th.; Hojka, Roman R.: „Bomberschütze und Augenzeuge“ a.a.O., S. 43 40 „Schreiben des Oberbürgermeisters von Steyr an den Gaubeauftragten für die Regelung der Bauwirtschaft, 03.06.1943“; Stadtarchiv Steyr, H/g 1680-1943 II 41 vgl. „Vorläufiger Bericht über den Einsatz der Stadtverwaltung Steyr bei den Luftangriffen am 23. und 24.02.1944“ a.a.O., S. 5

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