10 Die Zählung der Einschläge ergab 482 Bomben, wovon 219 Wohngebäude und 240 die Hallen des Haupt- und des Wälzlagerwerkes trafen. 61 Häuser wurden total zerstört, 60 schwer, 50 mittelschwer und 241 leicht beschädigt. Die Zerstörungen begannen im Wehrgraben, wo neben dem Objekt XIII auch die Objekte IX und XIV der SDPAG sowie einige Fabrik- und Wohnhäuser getroffen wurden. Sie reichten dann über das Schloss Vogelsang, in dem das Wehrbezirkskommando untergebracht war, zum Stadtplatz hinein, dann in die Goldschmiedgasse und in die Enge, zum Ennskai (Abb. 8) und Schloss Lamberg. In die Michaelerkirche schlug eine Bombe ein, explodierte aber nicht. Sie befindet sich, mittlerweile entschärft, bis zum heutigen Tag in der Kirche. Die Spur der Verwüstung zog sich hierauf weiter in die Schlüsselhofgasse und an den Ortskai. Sie führte dann hinüber in den Stadtteil Ennsdorf, der besonders stark in Mitleidenschaft gezogen wurde. Dort waren Gebäude und Straßenzüge um die Kollergasse, Pachergasse, Bahnhofstraße, Haratzmüllerstraße, Johannesgasse (Abb. 9) und die Jägergasse betroffen. Unterhalb des Hauptwerkes zerstörten Bomben in der Altgasse mehrere Häuser. (Abb. 10) Auf der Ennsleite entstanden schwere Schäden, so etwa in der Damberggasse. Viele Bomben fielen auch in die Gebiete Fischhub und Klein aber Mein. Das größte Gebäude der Deutschen Wehrmacht auf Steyrer Stadtgebiet, die Artilleriekaserne am Tabor, wurde mittelschwer beschädigt.34 Aus der Sicht der verantwortlichen NS-Politiker stellte sich die Lage als nicht sehr dramatisch dar. Die Betreuung der 1052 obdachlosen SteyrerInnen lief zur Zufriedenheit der Stadtverwaltung ab, die Zahl der Ausgebombten erschien verhältnismäßig gering. Von vier eingerichteten Hilfsstellen für Fliegergeschädigte wurden bereits drei am nächsten Tag wieder aufgelöst. Als einzige Hilfsstelle blieb diejenige in der Promenadenhauptschule bestehen. Zum Problem wurde die Unterbringung der großen Zahl (ca. 600 Personen) von obdachlosen, zumeist ausländischen, Arbeitskräften der SDPAG. „Die Bergung der Toten wurde durch die Polizei durchgeführt. Wie vorgesehen sollten die Leichen, die bereits von der Kripo identifiziert und freigegeben waren, zur Straße gebracht werden um von dort in die städt. Leichenbestattung zum Friedhof abtransportiert zu werden. Die Freigabe durch die Kripo ging etwas langsam vor sich, es kam vor, dass Leichen stundenlang nicht weggebracht werden konnten. ... Die Toten wurden in die Totenhalle des Krematoriums gebracht. Särge waren durch die vorsorgliche Verlagerung genügend vorhanden."35 Die Beseitigung von Schäden am Telefonnetz, an Häusern, Strom-, Wasser- und Gasleitungen schritt rasch voran, ebenso die Bergung von Hausrat und Möbeln. „Die Haltung der betroffenen Bevölkerung Steyrs kann als tadellos bezeichnet werden. Auch die Haltung der Ausländer war gut, es kam nur vereinzelt zu kleinen Plünderungen bei den Bergungs- 34 vgl. „Kriegstagebuch des Wehrwirtschaftsoffiziers des Wehrkreiskommandos XVII, Eintrag vom 25.02.1944“; Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien, T 77/748/1982121 35 „Vorläufiger Bericht über den Einsatz der Stadtverwaltung Steyr bei den Luftangriffen am 23. und 24.02.1944“ a.a.O., S. 2
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