Der Sensenhammer im Steyrer Eisenmuseum

DER SENSENHAMMER IM STEYRER EISENMUSEUM 1. Aus der Geschichte des Sensenschmiedens. Die Sense war - 11eben der aus prähistorischer Zeit von allen Völkern übernommenen Sichel - seit den Tagen der keltischen Kultur in Mitteleuropa in Gebrauch. Sie wurde von den Rö_mern und den germanischen Stämmen in verschiedenartigen Ausführungen als Erntewerkzeug gebraucht und zwar vorwiegend zum Schnitt von Gras bei der Heubereitung, denn zu der größere Sorgfalt beanspruche11den Ernte des kostbaren Getreides verwendete man stets die Sichel, trotzdem die Sichelarbeit viel langsamer vonstatten gi11g -als der Schnitt mit der Sense. Beide Arte11 von Er11tewerkzeuge11 wurde11 bis in das späte Mittelalter hi11ein in reiner, mühevoller Handarbeit hergestellt u11d waren deme11tsprechend kostbar. In dem um 1250 im Innviertel entstandenen epischen Gedicht ' 'Meier Helmbrecht' ' wird die Sense noch als ' 'Bauernkleinod" bezeichnet: ' 'dem Vater er.brahte einen 'fletzestein daz nie mader dehein in kumph bezzeren gebant, und eine segense, daz nie hant so guote gezoch durch .daz gras (hei welh geburkleinat daz was)". Schon im 14. Jahrhundert ware11 Sense11schmiede in den verschiede- . ~ nen, vorwiegend mit der Eisenverarbeitung befassten Orten in Zünfte zusammengeschlossen. Als jedoch die in den Tälern um den Steirischen Erzberg arbeitenden Hammerwerke für de11 stets steigenden Bedarf an Sensen nicht genug Stahl bereitstellen konnten, begannen die damals in den Ortschaften leb~11den Handwerker ihre Werkstätten hinaus in die Bergtäler zu verlegen, dort mit Wasserkraft betriebene kleine Hämmer zu errichten und sich mit deren Hilfe und der dort leicht zu beschaffenden Holzkohle den benötigten verfeinerten Stahl selber herzustellen, wozu sie von den Schmelz- .hütten, de11 steirische11 ''Radwerken'', 11ur den viel leichter erhältlichen Rohstahl zu beziehen brauchten. Ihre der morgenländischen Damaszener-Arbeit ähnliche Garbstahl - Erzeugung, bei welcher aus dem ursprünglichen ungereinigten Metall Stäbe ausgeschmiedet und diese dann wieder in Bündel gepackt, vers,~hweißt wurden, erbrachte ein ganz erstklassiges Material und die daraus erzeugten Österreichisch/Steirischen Sensen erlangten Weltruf und wurden nach allen e·uropäischen Ländern, von Frankreich und Italien bis ih den Norden und die weiten russischen Steppen gelief~rt. Der l;Jedarf konnte kaum gedeckt werde}\. denn die Fertigung der Sensen aus den Stäbe11 von Garbstahl, den ' 'Knütteln", erfolgte immer noch als reine Handarbeit, und nicht jed~r war .· zu dieser kunstvollen Arbeit zu gebrauchen. · Da kam ein findiger, der Kirchdorf/Micheldorfer Zunft angehöriger· l

Schmied namens Konrad Eisvogl um 1584 auf den Gedanken, die besonders mühevolle Arbeit des "Breitens '', das ist das Aushämmern des Stahles zu ' dem dünnen, breite11 Blatt der Sense, nicht von Hand, sondern unter dem schon zur .Fertigung des Garbstahles und der Sensenknüttel vorhandenen, wassergetriebenen Streckhammer vorzunehmen. Die Versuche gelangen und das neue Verfahren wurde in rascher Folge von allen Oberösterreichische11 und dann auch von den Steirisch·en und Niederösterreichischen ~ensenschmieden übernommen. Damit war das Sensenschmieden zu einer besondere11 \rt von Großhandwerk geworde11, bei dem eine Gruppe von 18 - 20 Schmi,'),de11 in strenger Arbeitsteilung zusammenwirkte und so ein ' 'Tagwerk' ' von 70 bis 200 Stück Sensen, je nach Größe und Sorte fertigstellte , wozu in ·1rüherer Zeit noch mehr Schmiede und eine Anzahl von ' 'Schlagbuben' ' gebraucht worde11 waren. Das Verfahre11, sowohl die Erzeugu11g des Garbstahles als auch die Fertigung der Sensen und die dazu verwendeten Vorrichtungen, wu1 de i11 der folgenden Zeit i1nmer weiter ausgebildet und erreichte vor etwa 200 Jahre11, so um die Zeit der Kaiserin Maria Theresia, einen Höhepunkt der Entwicklung. In dem weiten Gebiet um den Erzberg hämmerten etwa 140 solcher Sensenschmieden, alle ziemlich gleich eingerichtet, u11d erzeugten damals an Se11sen, den in vielen Werken ebenfalls hergeste llte11 Sicheln und Strohmessern jährlich einige Millionen Stück, die, von kriegerische11 Zeiten abgesehen, stets guten Absatz fanden. Dieselben Handw.erksmei ster, welche 11ach den Zu11ftregeln persönlich die schwierigsten Schmiedearbeiten voll beherrsche11 mußten, ~aren aber gle i chzeitig Kaufleute, die ihre Se11sen nicht etwa nur auf dein Lin zer ''Ostermarkt ' ' oder ähnlichen loka len Veranstaltunge11 zum Verkauf ausboten. Sie u11terhielten mit ihren Großabnehmern im Auslande direkte Beziehungen u11d schriftlichen Verkehr, hatten für de11 ordnu11gsge1näße11 Tra11sport der Sensenfässer, etwa 11acl1 Basel, Königsberg oder Brody, . die nötigen Anordnunge11 zu treffe11 u11d mußten über die Modalitäten des Zahlungsverkehres, der vielfach mit Hilfe von Wechseln erfo-lgte, voll Bescheid wissen. . Daß einer davon selber i1n Auslande seine Kunde besuchte, kam ja w~hl damals kaum vor, ihre Se11sen waren so begehrt, daß sogar russische Kaufleute die weite Reise nicht scheuten, um hier in Österreich ihre Ein - käufe zu besorgen. Eine Ausnahme auf Seite Österreichs war nur Frau Maria Magdalena Redtenbacher, eine Wirtstochter aus Wels, die als Witwe des Meisters und Sensenhändlers Simon Redtenbacher in Kirchdorf, das U11 - ternehmen nach dem Tode ihres Gatten in vergrößertem Umfange weiterführte u11d dazu alljährlich, begleitet von zweien ihrer Söhne nach Leipzig zur Messe ritt. Der im Steyrer Heimathaus als Grundstock des Eisenmuseums im Jahre 2

1957 .aufgestellte Sensenhammer wurde in seiner technischen Einrichtung nach mancherlei Studien und Untersuchungen genau auf den Stand der Zeit Maria Theresias abgestimmt und dazu wurden im wesentlichen nur Originalstücke verwendet, die fast durc~wegs mehr als ein Jahrhundert alt, schon längst außer Gebrauch gekomm_en sind. In einer solchen, in seiner Gesamtheit als "Hammer"· benannten Werkstätte wickelte sich der Arbeitsvorgang wie folgt ab: . 2. Die Herstellung des Stahles . . In der ersten, links vom Eingang befindlichen großen Feueresse, dem "Garb- und Zainfeuer" wurden die aus dem Steirischen bezogenen Klumpen von Rohstahl _in mächtigem Holzkohlenfeuer erhitzt und unter dem rechrs daneben befindlichen "Zainhammer" mit Wasserantrieb gebracht und dort zu etwa meterlangen flachen Stäben, den "Schienen", ausgeschmiedet, wobei der Hammerschmied auf einem beweglich aufgehängten Brett , der ''Schudlbank'~ saß, um sein schweres Arbeitsstück besser regieren zu können. ( Abb. I u. II) Solcherart wurden aus zwei verschiedenen Sorten von Rohstahl derartige Schienen in größerer Anzahl verfertigt und von jeder Sorte, sowohl dem mitte lharten "Mock ' ' als auch dem harten erstklassige~ Kern-, Scharsach- oder ' 'Schneidstahl" dann in einem zweiten Arbeitsgang durch vollständiges Verschweiße11 einer Anzahl solcher Schienen wieder neue Stäbe hergestellt, dere11 Materialgefüge infolge der mehrfachen Bearbeitu11g schon sehnig und verfeinert war. _ Die Stäbe beider Sorte11 wurden da11n in Handarbeit auf gewöhnlichem Amboß eingekerbt und in kleine Stücke vo·n bestimmtem Gewicht zerteilt. Auf separater Tafel ist der ganze, als "Garben" bezeichnete umständliche Hergang durch eine Zusammenstellung von Zwischenstadien anschaulich gemacht. ( Abb. III) . 3. Die Erzeugung der Sensen. Zur Anfertigung einer Sense wurde nun je ein solches abgelä11gtes Stück beider Sorten, ein "Ruckeisen ' ' und ein "Schneideisen•• zusammen • in eine Zange genommen, stark geglüht und wieder mit Zwischenlage von etwas Lehmpulver als Flußmittel für die Schlacken, unter demselben Hammer neuerdings verschweißt und dabei zu -einem Stab gestreckt, aus dem eine Sense entstehen sollte. In einem zweiten Arbeitsgang wurde dann das • andere Ende dieses Werkstückes durch kunstvolle Führung zu einem rechten Winkel geschmiedet, der den Befestigungsteil der Sense, die "Ham1ne" abgeben mußte. Dieses erste Teilfabrikat, der "Zain" wurde dann noch von Ha11d mit einer Spitze versehen, "ausgespitzt" und so dem wichtigsten Arbeiter 3

des Werkes, dem ' 'Eßmeister ", überantwortet. Derselbe hatte den zweiten Ha1nmer, den analog dem Zainhammer gebauten, n·atürlich ebenfalls mit • eigenem Wasserrad betriebenen, ab~r grö.ßeren und langsamer schlagenden_ ''Breitha1nmer ' ' zur allei1!ige11 Verfügung, dessen Zurichtung mit größter Sorgfalt u11d Sachkenntnis erfolgen mußte. Es wurde ja mit demselben nur durch geschickte Führung de_s Arbeitsstückes der größte Teil des Za_in ~ Sta - bes zu dem ·nicht ei11mal millimeterstarken, aber breiten Sensenblatt ausgeschmiedet, wobei der eine· Rand, als der zur Versteifu11g dienende Rücke11 der Sense, u11versehrt bleiben 1nußte. ( Abb. IV) . Diese kunstvolle Arbeit, zu der die u11tere Arbeitsfläche des schweren Hammerkopfes jeweils verschieden angesc!-iliffen werden. mußte, kon11te nicht i11 eine1n Arbeitsgang ausgeführt werden, sondern die Werkstücke einer Tagwerks-Partie mußten viermal in der neben dem Hammer befindlichen Breite~se vo1n ' 'Breitenheizer' ' geglüht und dem bei sei11er u11unterbroche11e11 Arbeit vor dem Ha1nmer sitzen de11 Eßmeister zugereicht werden. Die vier Zwischensta dien ·dieser Breit-Arbe it sind an e i11er Wa11dtafel zusamm·e11gestellt, ebenso die Stadie11 des Zainens an einer solchen Tafel beim klei11eren z ·ainhammer. Um di e erforderliche starke Hitze des Holzkohlenfeuers i11 den großen Essen zu erzielen, waren beim Zainfeuer zwei, beim Breitfeuer ein großer Blasbalg vorhanden, die vom Wasserrad über ein Hebelgestä11ge betrieben wurden. Nach vollendeter Arbeit des Eßrpeisters war die Form der Se11se i111 Rohen bereits erkennbar, wobei aber doch schon die besondere11 Eigenschaften der herzustellenden Sorte in Länge , Breite, Krümmu11g etz . hervortreten mußten, wie sie ebe11 i11 de11 weltweiten Absatzgebieten vo11 de11 Bauer11 u11d Händlern verlangt wur·den. Zur weiteren Ausarbeitung der Breitsense11 wurde das ganze Tagwerk des Eßmeisters nun dem ' 'Abrichter'' übergebe11, der zur besseren Verstei - fung des Gerätes den beim Breiten belasse11en stärkeren Rücke11 der Sense noch i·m rechten Winkel aufkanten und demselben dabei zugleich die e11dgültige, richtige Krüm1nu11g gebe11 1nußte, ein für die förder11de Arbeit mit der Sense sehr wichtiger Umsta11d. Der Platz des Abrichters u11d seines Gehilfe11 ist in dem Sensenhammer rechts unmittelbar 11eben dem Einga11g. Der zum A11fachen des Feuers in- der kleinen .Esse erforderliche Blasbalg mußte vom Gehilfen durch Trete11 auf ein Gestänge i11 Bewegu11g gesetzt werde11. Nachdem so der Abrichter den Rücken der Se11se in die richtige Krü1nmung gebracht hatte, wurde11 die Stücke dem ''Beschneider '' übergeben, der eine einfache Hebel-Stahlschere bediente und da1ni t die vom Breiten her 11atürlich wellig u11gleich verbliebe11e Sch11eide der Se11se i11~Ord11u11g bri11ge11 mußte, i11de1n er de11 Ra11d in schö11er Kurve absch11itt, wobei als Ab·- f all a·llerhand scharfka11ti ge Spiralen ents ta11den. 4 •

Die nächste Arbeit hatte der "Märker und Härmer' ', ebenfalls mit einem Gehilfen zu besorgen, die ihr·en Platz und ihr Gerät an der vierten, ganz rückwärts befindlichen Feueresse hatten. Ihre Tätigkeit bestand zuerst darin, daß sie auf die glühend gemachte Hamme der Sense das durch die Zu11ft vorgeschriebe11e Meisterzeichen der Werkstätte u11d die für die Zunft selber festgelegten Erkennungsbuchstaben aufprägten, und die Hamme dann in die zur Befestigung am hölzernen Wurf erford·erliche schräg aufstehende Stellung brachten. Die so in ihrer äußeren For1n fertiggestellten Sensen wurden nu11 von denselben beiden Leuten in der gleiche11 Esse wieder, u11d zwar insgesamt zum siebten1nale sehr sorgfältig und der ganzen Lä11ge 11ach gleichmäßig erhitzt und in diesem Zustand in de11 nebenan aufgestellten und wassergekühlten Trog mit flüssigem Rindstalg getaucht, wodurch die erforderliche Härte erzielt wurde. We il dieses Härtefeuer ausgiebige Hitze entfalten 1nußte, war der zugehörige große Blasbalg 1nit Wasserant.rieb versehen u11d, ebe11so wie der Balg des Breitfeuers , der Platzersparnis wegen, oben im Gebälk des Daches angebracht. . Die nächste Arbeit an der Sense war das ' 'Abschaben' ', wobei jedes Stück auf ei11er neben dein Platz des Abrichters befi11dlichen Werkbank festgeklemmt u11d mit scharfe1n, hobelartige1n . Stahl a1n Blatt blankgeschabt wurde , eine Tätigkeit, die mit ohrenzerreiße11de111 Quietsche11 ver - bu11den war. Um die durch die Härtu11g na turge1näß bewirkte Sprödigkeit der Sensen zu milder11 und den vorteilhaftesten zähharten Zustand herbeizuführen, wurden dieselben vom Abricht~r bei ·seiner Esse a11gelassen, eine Arbeit, welche das ''Färbe11 ' ' gena11nt wurde, denn durch vorsichtiges Hinund Herziehen des Werkstückes über der offe11e11 Fla1111ne mußte ei11e gleichmäßig du11kelblaue Anlaßfarbe erzielt werde11, die das allge1neine Ken11zeichen der Österreichisch/Steirischen Sensen gege11über de11 im Rheinla11de hergestellten und üblicherweise blank belassenen Ware bildete. Die letzte Ausfertigung bestand 11och dari11, daß die Schneide einer jeden Sense a11 dein vom Wasserrad durch Zah11radgetriebe in schnelle Rotation versetzte11 großen Schleifstei11 glatt geschliffe11 wurde, eine Arbe it, die beso11ders i1n Winter we11ig a11geneh1n war, mußte doch der Schleifstein, um ein Verbrennen des Stahles zu vermeiden , währe11d der Arbeit stä11dig mit Wasser berieselt werden, das natürlich auch den Schleiferer fortwährend übersprühte. Zu dieser Arbeit muß noch bemerkt werde11, daß dieselbe k~ineswegs der Sense schon die zum Gebra.uch erforderliche Schärfe zu verleihen hatte. Das Schleifen sollte 11ur die vo11 de·r absatzweise11 Betätigu11g der Beschneidschere verbliebenen U11regelmäßigkeite1). und Stufen beseitigen und eine einheitliche Krümmung herstelle11. Die wirkliche Sch11ittschärfe zum Gebrauch mußte erst der Bauer durch das Dengeln erzielen. (Abb. V) 5

Als letzte Arbeiterpartie beka111en dann die vier "Hammerer" -das Tag- . . werk in die Hände, und diese mußte11 an kleinen Ambossen stehend, mit Handhämmern an Rücken und Blatt der Sense die für förderndes Arbeiten nötige flacq.e Wölbung herstellen, alle besta11denen Buckeln und Unebenheite11 ausgleichen ·u11d dem Sense11blatt die erforderliche Spa11nu11g verleihe11. V011 den Ha1n1nerern wurde dann die fertige Ware in den b~11acl1barten Sortier- und Verpackungsraum, die ' 'Kram' ', geliefert, wo sie vom Meister und Gewerksherrn Stück für Stück vorgenommen, begutachtet u11d 11ach etwa·igen kleinen Verbesseru11gen nach Länge und. Sorte zusamme11gelegt u11d schließlich zu je 500, 800 oder gar 1000 Stück kunstvoll und rau1nspare11d in .eigens dazu a11gefertigte Fässer verpackt ·wurden . . Bei den unge~euren Transportwegen, oft weit 11ach Rußlapd hinein, ausschließlich mit Fuhrwerk, hatte sich diese Verpackungsart durch Jahrhunderte bewährt. (Abb. VI) . In ganz a~1aloger Weise wie die se·nse11, ebenfalls in ei11er ga11zen Reihe von -.Zwische11stadien wurden a~ch die sogenannte11 Stroh- M~sser a-ngefertigt, welche ebenfalls in großen Mengen zurn Schneiden von Häcksel für Pferde und ·Rinde~ gebraucht wurden und ~uch einen wichtigen Handelsartikel bildeten. · Der Erzeugu9gsgang beider Geräte ist in sei11en wichtigsten Stufe11 auf den Abb. VII u. VIII dargestellt. 4. Die sonstige Tätigkeit der Schmiede . • Erwähnt soll noch werden, daß von den Sensensch1niede1J infolge der .eingeführten Arbeitsteilung bei der Sensenerzeugung wohl jeder auf die ihm zugeteilten Facharbeite11 beschrän.kt war, daß sie aber danebe11 fast alle Ei11richtungen und Werkzeuge selber herst:ellen und . i11standhalte11 1nußte11 . • Sogar bei der Reparatur und der manchmal 11ach Hochwasserschade11 11otwendige11 Erneuerung der Wehr- u11q_Wasserkrafta11lage11 waren vorwiegend die Schmiede beschäftigt. Eine Aus11ahme bildeten da 11ur die Blasbälge, dere11 Herhaltung wegen der besonderen I1111eneinrichtung von eige11e11 Balg1nacher11 besorgt wurde, die vo11 Werk zu vV erk im Lande umherwa11derte11.~ Die Ha1n1nerleute waren außerdem zeitweilig noch 1nit der Arbeit des ' 'Zerrennens '' beschäftigt, die dari11 bestand, daß die sich ansa1n1nelnden Abfälle und auch sonstiger Eise11schrott im mächtig angefachten Zainfeuer eingeschmolzen und als großer weißglühender, teigiger Klu1npen rnit Kran unt_er de11 auf stärksten Schlag ei11gestellte11 Zai11ha1nmer gebracht, ausgeschmiedet, in Stücke zerteilt u11d zu Radreifen und ähnlicher Handelsware verarbeitet wurden. ____,,,Q,____ 6

Eine jedem, auch dem ganz flüchtigen Besucher auffalle11de, aber sicherlich in ihrer Bedeutung ganz un"Jerstä11dliche Sache sir1d die beiden bla11ken Eise11kugeln auf dem Holzgerüst des Breithammers. Dieselben waren tatsächlich ohne jeden praktischen Zweck in den rneisten Werkstätten angebracht als eine Reminiszens an ein Ereignis zur Zeit der Türkenkriege. Als damals die feindlich~n Scharen weit nach Westen, bis gegen Waidhofen/Ybbs vordrangen, wurdfn in Nieder- u11d zu1n Teil auch i11 Oberösterreich die Sensens~hmiede aufgeb<;>ten und in Gruppen zur Abwe~r for- . miert. Diese sollen ihre Aufgabe so ·tapfer und erfolgreich durchgeführt h~- ben, daß sie in Anerkennung ihrer Leistungen und zur dauernden Erinnerung das Privilegium erhielten, erbeutete türkische Kanonenkugeln daheim in ihren Werkstätten zur Schau zu stellen. Durch die Erschütterungen infolge der dauer11den Hammerschläge wurden sie auf ihrer Unterlage fortwährend in Bewegung gehalten und blieben stets glänzend gescheuert. Offenbar wurden dan11 als solche Symbole auch andere. nicht von den Türken stammende Eisenkugeln verwendet. ,,.., l

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