Burgen und Schlösser, Städte und Klöster Oberösterreichs

Schenkung des Königs Ludwig vom 20. Jänner 900 auf Fürbitte des Grafen Luitpold von der Ostmark und des Bischofs von Freisiug die civitas in ripa anesi fluminis. Daß mit diesem Ausdrucke nur der Ort Enns gemeint sein konnte, ist wohl nicht zu bezweifeln. Nach dem weiteren Wortlaut der Schenkungsurkunde war Dieser Ort zur Zeit der Schenkung bereits befestigt, und zwar war die Herstellung durch fideles regni, also durch Reichsvasalleu, zum Schutze des Landes geschehen. Daß ein solcher Bau nicht schon zu Zeiten König Ludwigs erfolgt fein konnte, geht schon aus den Zeitangaben hervor. Die Urkunde ist 45 Tage nach dem Tode seines Vorgängers ausgestellt. Technische Schwierigkeiten verlangen einen viel größeren Zeitraum für die Ausfertigung einer Königsurkunde. Wir kennen ja den Zeitunterschied zwischen actum und Datum bei anderen Urkunden. Zur Zeit König Ludwigs konnte der Bau daher nicht erfolgt sein, um so weniger als damals keine Ursache bestand, ihn zu errichten, und wenn schon, dann wäre seine Verteidigung vom Markgrafen kaum einem kleinen Kloster, was St. Florian damals noch war, übergeben worden. Graf Luitpold muß also die Befestigung als nicht mehr notwendig erachtet haben. Die Verwüstung des Klosters durch einen namenlosen Feino kann daher nicht in seine Zeit gesetzt werden. Der Hinweis auf den Schaden, den das Kloster vor Zeiten erlitten, mußte herhalteu, um die Bitte des Klosters vor dem König zu unterstützen. Da aus der Zeit der Vorgänger König Ludwigs eiuzig und allein Ginfälle der Avaren gemeldet werden, so kann man die Befestigung von Gnus mit großer Wahrscheinlichkeit schon in die Zeit König Karls des Großen verlegen, der ja 'auch zur ^Grenzaufsicht nach Enns den Werinharius bestellte. Daß die Ereignisse der folgenden Jahre die dem Grafen Luitpold zugeschriebeue Anficht von der nicht mehr notwendigen Befestigung au der jEnns Lügen strafen werden, konnte dieser ebensowenig voraussetzen, wie er sieben Jahre später, als er in Begleitung von Bischöfen und Äbten gegen die Ungarn uuszog, nicht ahnte, daß das Heer der Bayern damals völlig vernichtet werden sollte. Zweiundzwanzig Jahre nach der Schlacht auf dem Lechfelde schenkte König Otto II. dem Bischof Pilgrim von Passau das Rcichsgut, die Euns- burg, praedium Auesipurch, welches seinerzeit aus dem Besitz der Kirche Lorch an König Heinrich gelangt war, und vermehrte die Schenkung durch zehn Huben zu Lorch. Nach eiuer späteren Urkunde (1074) wäre das oppidum Anesipurch — salls die betreffende unechte Urkunde des Bischofs Altmanu richtige Angaben enthält — neuerdings an das Kloster St. Florian gekommen. In späteren Bestätigungsbriefen für das Kloster St. Florian wird aber ein Besitz des Klosters in Enns nicht mehr erwähnt, nur einmal noch von gewissen Rechten des Klosters auf Enns gesprochen. 58

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