Burgen und Schlösser, Städte und Klöster Oberösterreichs

heute vermögen. Nach dem Ableben des Kaplans Zazko sollte laut Schenkungsbries die Kirche Wels mit ihren Einkünften an das Kloster Kremsmünster gelangen. In welcher Weise diese Bestimmung ausgeführt wurde, ist nicht bekannt. Jedenfalls finden wir später die Pfarrkirche Wels im Besitz des Klosters Kremsmünster, wohin sie auch abgäbenpflichtig war. Da die Kirche ursprünglich eine landesfürstliche Eigenkirche war, so kam auch den späteren Landesfürsten das Patronatsrecht zu. Die Kirche wechselte nach dem Jahre 1241, unbekannt wann, den ursprünglichen Kirchenheiligen St. Johann den Täufer mit dem Evangelisten Johannes. Die Stadtpfarrkirche ist jene auf dem Stiche Vischers, die links von der kaiserlichen Burg sich durch den gewaltigen Kirchturm auszeichnet, von dem aber anfangs des 18. Jahrhunderts ein Teil abgetragen und durch einen Zwiebelhelm ersetzt wurde. Im Jahre 1280 erbaute Bischof Weikhard von Passau mit seinem Bruder Albero von Polham in Wels ein Kloster der Minoriten mit Kirche. Diese wurde als Erbbegräbnis der Familie der Polheimer bestimmt; sie enthält auch zahlreiche Grabdenkmäler der Polheimer. Das Kloster wurde unter Kaiser Josef aufgehoben. Auf dem Stiche Vischers ist die Kirche rechts neben dem Schlosse Polham zu sehen. Ein zweites Kloster war das der Kapuziner, errichtet im Jahre 1630 durch den Fürstbischof von Wien und Abt von Kremsmünster Anton Wolf- radt. Auch dieses besteht seit 1785 nicht mehr. Die Kirche wird als >Vor- stadtpfarrkirche verwendet. Die älteste Nachricht von dem Bestehen einer Schule stammt aus dem Jahre 1393. Wels besaß im 16. Jahrhundert neben einer deutschen schon eine lateinische Schule. Ganz unabhängig von der Stadt war die Burg Wels. Richter und Rat der Stadt hatten init ihr nichts zu schaffen; trotzdem kam es häufig zu Streitigkeiten der Bürger mit den Vögten, den Verwaltern der landes- fürstlichen Burgvogtei, die sich Eingriffe in städtische Rechte erlaubten. Wie sich die Sache in der Zeit vor der Herrschaft der Habsburger verhielt, wissen >vir nicht. Erst seit dieser Zeit lernen wir die Namen der Vögte kennen. Der ältestbekannte ist der Vogt Christian aus dem Jahre 1280. Die Vögte wurden aus dem niederen Adel genommen und besaßen große Befugnisse, was schon die wiederholt erscheinende Bezeichnung „gewaltiger Vogt von Wels" erklärlich macht. Die Burgvogtei Wels bildete eine Ausnahme in den Besitzungen der Habsburger des Mittelalters. Während die landesfürstlichen Herrschaften vornehmlich dazu dienten, um Schulden auf sie zu machen, wurde die Vogtei Wels die längste Zeit hindurch in Treuhand verwaltet; verpfändet wurde sie im Mittelalter nur einmal im Jahre 1362 an Eberhard von Wallsee, im 16. Jahrhundert an Christian von Weiß. Kaiser Ferdinand löste die Pfandschaft ein und übergab vie Herr323 41»

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