Burgen und Schlösser, Städte und Klöster Oberösterreichs

Im Jahre 1510 erhielt die Stadt das Recht, bei Siegelungen rotes Wachs zu gebrauchen, was eine Gleichstellung der Stadt mit dem Herrenstande bedeutete. Seit dem Jahre 1548 bestand ein innerer und ein äußerer Rat, seit 1569 erhielten die Bürger das Recht znr Wahl eines Bürgermeisters. Bürgermeister und Rat besetzten die städtischen Ämter, darunter das des Stadtrichters, der alljährlich sich in Wien den Blutbann holen nmßte. Der Stadtschreiber mußte rechtskundig sein. Zu dem Vorteil, den die Lage der Stadt gewährte, aus oen bereits hiugewiesen wurde, trat nun der Umstand, daß Wels in den Besitz des Landesfürsten gelangte und dadurch zu. jenen fünf landesfürstlichen Städten zählte, welche durch die erhaltenen Begünstigungen den Handel im Gau ait sich rissen, aber ebenso auch den Handel nach Italien beherrschten, indem nur sie allein die Straße über den Pyhrn und Zeiring befahren durften. Zur Belebung des Handels trugen die Jahr- und Wochenmürkte bei, die Wels schon von altersher besaß, deren Verleihungszeit wir nicht angeben können. Von der Verlegung eines bereits bestehenden Wochenmarktes hören wir erst im Jahre 1328, von dem Tag der Verlegung des Jahrmarktes im Jahre 1417. Der Welser Wochenmarkt behielt seine Bedeutung bis in die Neuzeit, während die Wochenmürkte anderer Städte längst ihren alten Wert verloren hatten. Ein nicht zu den allgemeinen städtischen Begüusti- gungen zu zählendes Recht war das Stapelrecht auf Holz, das Wels int Jahre 1372 erhielt. Hindernd an der Entwicklung der Stadt war der Kampf, den Wels mit der oft wild gewordenen Traun durch Jahrhunderte zu führen hatte. Solche Überschwemmungen großer Wirkung kennen wir aus oen Jahren 1352, 1410, 1441, 1563, 1613, 1660, 1763. Die stärkste Unterbrechung in der Entwicklung der Stadt fand in der Zeit der Gegenreformation statt. Im Jahre 1615 war Wels vollständig protestantisch, wenn es auch noch einen katholischen Stadtpfarrer gab, der aber nur wenig Glaubensgenossen zählte. Nach dem Bauernkriege des Jahres 1626 waren von den 453 bürgerlichen Häusern die Hälfte teils abgebrannt, teils auf andere Weise zerstört. Aber schon fünf Jahre später war der Verlust zur Hälfte eingebracht. Die folgende Zeit war bei den oberösterreichischen Städten nicht geeignet, hervorragende Änderungen in der Entwicklung hervorzurufen. Erst in der Neuzeit gelang es der Stadt Wels durch die Tatkraft ihrer Bewohner und die Einsicht ihrer Verwaltung, bedeutend vorzuschreiten, indem an Stelle des Erwerbes durch Handel eine hochbedeutende Industrie geschaffen wurde, welche in absehbarer Zeit Wels an den zweiten Platz unter den vberöster- reichischen Städten gelangen lassen kann. Mit den öffentlichen Zuständen waren seit jeher die kirchlichen in Verbindung, sie griffen tiefer in die persönlichen Verhältnisse ein, als sie es 322

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