Burgen und Schlösser, Städte und Klöster Oberösterreichs

zu Polsing schenkte. Damals bestand also schon die Burg Wels, die sich bis heute, selbstverständlich in geändertem Zustande, erhalten hat. Von einer Kirche in Wels, wohl der Pfarrkirche, deren romanisches Portal auf ein hohes Alter hinweist, wird im Jahre 888 gesprochen. König Arnulf schenkte sie mit ihrem ganzen Besitz und Einkommen seinem Kaplan Zazko. Da auch Karl der Dicke der Kirche zu Ötting im Jahre 885 den neunten'Teil des Ertrages von dem Hofe zu Vueles schenken konnte, stellt sich Wels als karolingisches Hausgut heraus, das auf die Herrscherfamilie nach dem Tode Machelms oder durch Konfiskation nach dem Sturze Tassilos gekommen war. Nach den Ungarnkriegen des 10. Jahrhunderts finden wir Wels als einen Ort, der zur Grafschaft eines Geschlechtes gehörte, dessen Glieder nicht nur in der Umgebung an beiden Traunufern, sondern auch bei Lam- bach begütert waren und deshalb als Grasen von Wels und Lambach bezeichnet werden. Als Grafen besaßen sie die Gerichtsbarkeit, außerdem gewisse Regalien in Maut und Zoll. Von den Grafen gingen einzelne Befugnisse dieser Art und ein Teil ihres Grundbesitzes an das von dem '.Grafen Arnold gegründete Stift und spätere Kloster Lambach über, ein Teil durch dessen Sohn Adalbero, Bischof von Würzburg, an dieses Hochstift. Der Rest mit Wels kam nach dem Aussterben des Geschlechtes an die Grafen von Formbach (s. Mon. b. IV 11). Von Ekbert von Formbach erbte (1158) Markgraf Ottokar von Steyr, dessen Güter übergingen wieder gemäß des Vertrages von 1186 an die Babenberger. Herzog Leopold VII. kaufte vom Kloster Lambach die Mautrechte in Wels und im Jahre 1222 vom Bischof von Würzburg die Würzburger Besitzungen links und rechts der Traun. Diese Erwerbungen bildeten den Verwaltungsumfang der Burgvogtei Wels. Wels wird noch vor dieser Erwerbung als Villa, forum und mercatum, aber noch nicht civitas, Stadt, genannt. Die Urkunde des Jahres 1128, betreffend die Freimachung der Traunbrücke vom Brückenzoll, deren Schlußsatz von einem Stadtrichter judex civitatis spricht, ist verunechtet. Der Brückenzoll der Traunbrücke, welcher Eigentum und Einkommen des Bischofs von Würzburg war, wurde um das genannte Jahr 1138 mit Hilfe einer Schenkung des Reichsministerialen Friedrich von Rohr abgelöst. (Die Urkunde bringt unrichtig den Namen Fridericus de Rota.) Wels wurde durch die Lage an zwei mittelalterlichen Handelswegen, der Straße durch die Traunebene und jener, .den die Brücke über die oft aus den Ufern tretende Traun für Wanderer und Kaufleute aus weiter Ferne, de lange venientibus sagt die Urkunde, vermittelte, zu einem Handelsorte, und Handel bildete im Mittelalter in erster Linie die Grundlage zur Erwerbung städtischer Rechte. Stadt ■— civitas — wird Wels erst im Jahre 1222 genannt, in derselben Urkunde erscheint auch ein landesfürstlicher Stadtrichter Dietricus. 320

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2