Burgen und Schlösser, Städte und Klöster Oberösterreichs

Von Werfenstein steht heute noch der Bergfried und ein daranstoßendes Mauerstück. Deutlich sieht man, daß beide Bauten verschiedenen Zeiten angehörten. Sowohl der Turin als auch knapp daneben das anstoßende Gebäude besaß merkwürdigerweise je einen Eingang. 180. Tannberg. Unter den wenigen Ortsnamen Oberösterreichs, welche durch Übertragung entstanden sind, indem der Besitzer des Ortes den Namen von einem früheren Wohnsitz herübernahm und für den neuen verwendete, gehört auch Tannberg. Hier geschah es durch die Tannberger, als sie ihren Stammsitz an der salzburgischen Grenze aufgaben und sich eine Burg rechts der kleinen Mühl erbauten. Als Ahnherr der Tannberger gilt der im Jahre 1088 genannte Siboto. Um das Jahr 1170 waren die Tannberger bereits im Mühllande angesessen, denn damals nahm Graf Dietrich von Viechtenstein bei einer Schenkung an das Kloster Formbach den Walther de Tanneberg als Zeugen. Den Ortsund Personenverhältnissen nach muß man Walther von Tannberg als bereits auf seiner neuen Burg seßhaft annehmen. Von Walthers Nachkommen machte Chunrad von Tannberg am meisten von sich reden. Er war ein Stegreifritter. Er trieb es so weit, daß die Landesfürsten der Gegend, Herzog Heinrich von Bayern, Herzog Albrecht von Habsburg als Landesverweser von Österreich und der Bischof Wichard von Passau, im Jahre 1281 Vereinbarungen gegen die Raubgesellen Chunrad von Tannberg und Pilgrim von Rannaridl treffen mußten, welche den Straßenfrieden zwischen Passau und Eferding von ihren Burgen störten. Es wurde ihnen anbefohlen, allen begangenen Schaden gutzumachen und von ihrem Räuberhandwerk abzulassen; täten sie das nicht, so sollen sie recht- und ehrlos sein und ihre Lehen verlieren. Acht Jahre später gab es eine Fehde zwischen Herzog Albrecht von Österreich und dem Herzog Heinrich von Bayern, in der Albrecht Falkenstein und Tannberg bezwäng. Albrechts Bruder Rudolf erklärte am 30. April 1305, daß er das Haus Tannberg in seine Gewalt genommen habe, bis daß das der Gertrud von Tannberg für 250 K" Morgengabe verpfändete Haus Tanuberg ausgelöst sein würde, dann werde er es dem Bischof von Passau oder dem Chunrad von Tannberg wieder einantworten. Kaum hatte Graf Wernhard von Leonberg vernommen, daß Herzog Rudolf in der Art eines Lehensherrn der Burg verfuhr, machte er von seinem heute nicht mehr nachweisbaren Lehenrechte über die Burg Gebrauch und verlieh selbst am 29. September 1305 Tannberg samt Zugehör dem Chun284

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