Burgen und Schlösser, Städte und Klöster Oberösterreichs

dessen Truppen die Gegend nördlich von Steyr, Dietach, Gleink, Losen- steinleiten, plünderten. Steyr versperrte ihnen den Weg, und neben der Enns zogen sie nach Steiermark ab. Die Lehre Luthers hatte sich unglaublich schnell über Oberösterrcich verbreitet; zur selben Zeit traten auch die Wiedertäufer in Steyr auf, von denen einige enthauptet und verbrannt wurden. Bald wurde auch oer pro- testautische Gottesdienst in den Kirchen von Steyr üblich und die Pfarre von einem Protestanten besetzt (1564). Unter Kaiser Rudolf II. mußte dieser entfernt werden, kehrte jedoch unter seinem Bruder Matthias wieder. Im Jahre 1618 gab es in Steyr nur noch 16 katholische Bürger. »Aber bald sollte sich das ändern. Als Ferdinand II. die Regierung antrat, beschloß er, den Protestantismus in seinen Ländern auszurotten. Reformatious- kommissionen durchzogen das Land. Den Protestanten wurde bis Ostern 1626 eine Frist zur Auswanderung bewilligt, die den Bürgern von Steyr bis zuni Jahre 1627 erstreckt wurde. Die vermöglicheren Bürger, welche die Nachsteuer und das Freigeld bezahlen konnten, wanderten aus. Der Niedergang von Steyr schien besiegelt. Im Jahre 1652 standen von 600 Häusern 141 leer, 70 waren eingestürzt. Während noch zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges die Steuerleistung von Steyr jene der Hauptstadt Liuz noch um die Hälfte überstieg, konnten nach dem Friedensschlüsse 200 Bürger von Steyr von ihren noch bestehenden Häusern keine Steuer zahlen. Im Jahre 1666 erhielt der Burggraf Johann Maximilian Graf von Lambach, der die Burgherrschaft Steyr seit 1641 als Pfand vom Kaiser Ferdinand innehatte, diese gegen Auflassung seiner großen Forderung ins Eigentum. Seit jener Zeit blick die Herrschaft Steyr im Besitz der Grafen Lamberg. Auch das 18. Jahrhundert brächte keine Besserung. Eine große Feuersbrunst 1727 unterbrach eine Vorwärtsbewegung. Im Jahre 1798 mußte die Stadt ihr Guthaben bei der Jnuerberger Gewerkschaft dem Staate verkaufen, wobei Steyr eine Einbuße von 250.000 Gulden erlitt. Die Franzosenkriege 1800, 1805 und 1809 belasteten die Stadt, Requisitionen und Kontributionen verursachten unerschwingliche Lasten. Handel und iGewerbstätigkeit lag danieder. Wenn auch im Laufe des 19. Jahrhunderts, als alle Kriegsereignisse sich fern von Steyr abspielten, eine Aufwärtsbewegung begann, die freilich dadurch nicht wesentlich beschleunigt wurde, daß Steyr nur an eine Verbindungsbahn zwischen zwei Hauptbahnen zu liegen kam, daher vom Weltverkehr umgangen wurde, wenn sich trotzdem neue Betriebe an die bestandenen anschlossen, so kann man von einem großen Aufschwünge der Stadt erst von der Zeit an sprechen, als durch die Tatkraft Josef Werndls die Waffenindustrie in Steyr einzog, die dem Namen der Stadt Die Weltberühmtheit verschaffte. . , : , ( 277

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