Burgen und Schlösser, Städte und Klöster Oberösterreichs

ständig. Auch die ursprüngliche Pfarrkirche von Enns finden wir in der Laureutiuskirche zu Lorch. Nur Wels und Linz machen eine Ausnahme. Steyr gehörte nach den Ergebnissen der Mistelbacher Synode nach Sierning, kam aber nach der Gründung des Klosters Garsten um das Jahr 1120 dorthin. Da zu den Rechten der Pfarrkirchen auch der Begräbniszwaug bei der Seelsorgekirche gehörte, so mußten die Bewohner, die zu einer Pfarrkirche außerhalb der Mauern gehörten, dieses Verhältnis schon der Entfernung wegen unangenehm ermpfinden, daher trachten, die Seelsorgekirche in die Stadt zu bringen. In Steyr hat die Übertragung der pfarrlichen Rechte in die Stadt zu Anfang des 14. Jahrhunderts stattgefunden, doch hören wir erst zum Jahre 1360 von dem Bestand der Stadtpfarrkirche, die vom Kloster Garsten aus besetzt wurde. Unter den Land-esfürsten des ausgehenden 14. und beginnenden 15. Jahrhunderts erhielt die Stadt einzelne günstigere Bestimmungen in der Gerichtsverfassung und eine Erweiterung der Handelsrechte der Bürger, darunter das Verbot der Handelsleute,, die Stadt Steyr zu umgehen. In demselben Zeitraum fanden die Waldenser in Steyr Eingang; vie Sekte wurde gewaltsam unterdrückt, viele ihrer Anhänger starken den Feuertod oder wurden gesäckt (in Säcken ersäuft). Während des Streites der Herzoge Leopold und Ernst um die Vormundschaft über Herzog Albrecht V. verpfändete Herzog Leopold Stadt und Burg Steyr an Herzog Ernst. Zur Zeit der Pfandinhabung durch Herzog Ernst wurde der Burgfrieden durch die Einbeziehung von Stehrdorf und Enusdorf erweitert. Die Verpfändung von Steyr blieb bis zum .Jahre 1417 aufrecht. Herzog Albrecht V. verschrieb seiner Gemahlin Elisabeth Stadt und Burg Steyr als Morgengabe und Witwensitz. Als Elisabeth im Jahre 1440 Witwe geworden, geriet sie in dem Bestreben, ihrem jungen Sohn Ladis- laus die Krone Ungarns zu verschaffen, in Geldnot und mußte Steyr au den Vormund des Sohnes, den König und Herzog von Steiermark, Friedrich, verpfänden, wogegen die Bürger von Steyr ohne Erfolg protestierten. Friedrich blieb im Besitze von Steyr und weigerte sich auch, als Ladislaus zur Regierung der österreichischen Länder gelangte, Steyr herauszugeben, so daß Burg und Stadt durch Heinrich von Liechtenstein mit Gewalt für Ladislaus in Besitz genommen werden mußten. Um diese Zeit war schon der Bau der neuen Pfarrkirche an Stelle der abgebrochenen begonnen. Der Schöpfer des herrlichen Denkmals gotischer Baukunst war Hans Puxbaum (1443—1522). Als nach der kurzen Regierung Laßlas Oberösterreich durch Vertrag zwischen Kaiser Friedrich uud seinem Bruder Albrecht uud seinem Vetter, dem Erzherzog Siegmund von Tirol, an Albrecht, den sechsten dieses Namens, fiel, verpfändete dieser, „der Vertunliche" genannt, Steyr an seinen 275 35*

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