Burgen und Schlösser, Städte und Klöster Oberösterreichs

Marienkapelle im Schlosse gemeint, für die ein eigener Kaplan vorhanden war. Der damalige hieß Siegmund Vinger. Aus dem Liechtensteinschen Besitz überging die Herrschaft Reichenstein mit dem Gericht Harrachstal und Stampfeck im Jahre 1567 an 0en kriegs- erprobten Ritter Christoph Haim. Haim stammte aus der Steiermark, seine Vorfahren waren Bürger von Schwanberg bei Teutsch--Landsberg. Christoph Haim vergrößerte und verstärkte die Burg Reichenstein, dazu verlangte er von seinen Bauern drückende Robotleistungen, so daß es zu einer Auflehnung der Hintersassen und unter Anführung des Bauern Simon Gaisrucker zu einem Angriffsversuch auf die Burg Reichenstein kam. Dieser Simon war es auch, der im Jahre 1571 den Burgherrn Christoph Haim aus dem Hinterhalte erschoß, in dem Wahne, Haim hätte sein Kind, um die Burg unüberwindlich zu machen, lebendig einmauern lassen. Ritter Haim, der zu Wartberg seine Ruhestätte fand, erhielt von seinen Söhnen in der Burgkapelle von Reichenstein ein schönes Denkmal aus lichtem Marmor, 4’8 Meter hoch. Die Figur des Ritters selbst ist überlebensgroß. Zu beiden Seiten stehen zwei Pyramiden, welche an das Denkmal des Achaz von Losenstein in Garsten erinnern. Zu Füßen des Ritters ruht ein Kind. Das Denkmal ist heute noch wohl erhalten. Von den vier Brüdern erbte nach einem im Jahre 1575 stattgefun- denen Vergleich Hans Haim die Herrschaft. Dieser erwarb für Reichenstein eine Freiung aus dem Landgericht Haus. Ein merkwürdiges Recht dieser Freiung bestand darin, daß ein die Freiung Aufsuchender sie schon erreichte, sobald er imstande war, ein Messer über die Freiungsgrenze zu werfen. Dieses Messerwerfen bedeutet das Besitznehmen der durch die verliehene Freiheit zugestandenen Rechte; es ist ein Überbleibsel jenes Zeichens von Inbesitznahme von Grund und Boden, wie sie in alter Zeit durch Hammer oder Beilwurf erfolgte. Margarete, Hansens Frau, erbte nach seinem Tode die Herrschaft. Während der Witwenschaft hatte Reichenstein viele Plünderungen durch aufständische Bauern der Umgebung zu leiden, die so ausgiebig waren, daß der letzte plündernde Haufen auf der Burg nur noch zwei Kühe, einen Gais- bock und zwölf Metzen Getreide vorfand. Hansens Tochter Maria heiratete im Jahre 1616 Wenzel von Sprin- zenstein, der nach dem Tode der Witwe Margarete im Jahre 1632 in den Besitz von Reichenstein trat. Die Grafen Sprinzenstein blieben im Besitze der Herrschaft bis zum Jahre 1729. Von den Vormündern der zwei Söhne des Grafen Franz Ferdinand Sprinzenstein wurde Reichenstein an den Grasen Gundaker Thomas von Starhemberg verkauft, der die Verwaltnng mit jener von Haus und Greisingberg vereinigte. Damit begann der Verfall der Burg. Von den auf dem Stiche Vischers beiderseits des Burgtores sichtbaren Türmen 220

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