Burgen und Schlösser, Städte und Klöster Oberösterreichs

148. Reichenstain. Auf Reichenstein, dein heute halbverfallenen Schlosse an der Waldaist, hauste im 13. Jahrhundert ein hochansehnliches Geschlecht. Die Reichensteiner standen iin Range der Volkensdorfer und wurden bald 'nach ihrem ersten Auftreten „Herren" genannt. Ulricus hieß der erste uns bekannt gewordene Reichensteiner, er erscheint im Jahre 1230 als Zeuge. Wenn wir Hoheneck III 68, 576 folgen, so hätte sich schon Hang von Reichenstein, der Sohn des Poppo, in den Jahren 1294/95 der Hälfte seines Besitzes.(Lehens) begeben, indem er das halbe „Haus" Reichenstein dem Herzog Albrecht I. aufsagte, der es dann dem Chunrad voir Kapellen verlieh. Achtundsünfzig Jahre später verkaufte sein Sohn Hang das andere halbe Haus Reichenstein an Ulrich von Kapellen, zugleich aber auch int Jahre 1352 Eberhard vou Wallsee einen Anteil. Da der Verkauf Eberhards vou Wallsee urkundlich (U. B. 7. 285) feststeht, so ist die Nachricht Hohenecks nicht aufrecht zu halten, wenigstens nicht in dieser Form. Eberhard von Wallsee erhielt beim Verkaufe seines Teiles 3600 77. Gegenstand des Verkaufes bildete aber nicht Urbargrund, sondern zum Hans Reichenstein gehörige Gülten, die der Verkäufer dem Chunrad von Kapellen vertragsmäßig zu übergeben hatte. Die Gülten und Zinse bestanden in 30 77 Herrengülten, 20 77 auf gestiftetem Gut, 250 77 verliehenem Geld bei Rittern und Knechten und 83 77 auf Bauerngut. Sie stellten ein jährliches Einkommen von 383 77 vor. Für den tatsächlichen Bestand dieser Einkünfte erklärten sich Reinprecht und Friedrich von Wallsee, Berthold von Losenstein und Graf Hans von Pernstein als Bürgen. Bei Abgang werden vier ritter- mäßige Knechte in einem Gasthaus bis zur Regelung Einlager halten. Durch diese Käufe gelangten die Kapeller vollständig in den Besitz der Herrschaft Reichenstein. Die Reichensteiner verschwinden auch aus Oberösterreich, uachdem Hans von Reichenstein im Jahre 1359 den Rest seines Besitzes, 40 77 Gülten um Reichenau, an Eberhard von Wallsee verkauft hatte. Er erhielt bei diesem Verkäufe für je 1 77 Gülte 16 77, während das Verhältnis beim Verkauf der Reichensteiner Gülten in: Jahre 1353 sich wie 383: 3600 (1: 9'5) stellt, also dem damaligen üblichen Zinsfuß von Zehn für Hundert entspricht. Durch Heirat mit Dorothea, einer Tochter des letzten der Kapeller, Eberhard (st 1406), kam die Burg Reichenstein an ihren Gemahl Heinrich von Liechtenstein, aber nicht ohne Streit. Reinprecht II. von Wallsee inachte Ansprüche auf die Verlassenschaft nach Eberhard (sieh deswegen weiter unten), wegen Forderungen an die Liechtensteiner und aus seiner Tätigkeit als Testamentsvollstrecker. Es kam nicht nur zu einem Prozeß, sondern auch zu Gewalttätigkeiten zwischen Reinprecht von Wallsee und Heinrich von 224

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2