Burgen und Schlösser, Städte und Klöster Oberösterreichs

anzusehen. Eine Überlieferung, nach welcher vor dem Bau der Beste dort ein kleines Kloster bestand, findet durch! keine andere Nachricht einen Anhalt. Dagegen wird die auf der Ortslage beruhende Anschauung, daß Reichenau Passauer Eigen sei, durch einen Lehenbrief des Bischofs Ulrich von Passau bestätigt, mittels welchem er dem Georg Marschalch die Beste Reichenau mit Bauhof, die Eigen in der Pfarre Reichenau, Mannschaft, Vogtei, Wildbann, Zehente im Donautal, die Grubmühle hinter dem Pöstliugberg, das Gut auf der Öd, Pfarre Gramastetten, verleiht. Die Zehente im Donautal betrafen Bauern in den Orten Gründberg, Steg, Darnach, Furt und Wies; über deren Ausdehnung geriet Georg Marschalch von Reichenau im Jahre 1451 mit den Untertanen in Streit, weil er nicht nur den von alters- her üblichen Zehent verlangte, sondern auch Zehent von Hanf, Fenchel, Prein, Pflanzen (Kraut) und Rüben. Der Landeshauptmann entschied zugunsten der Bauern. Ein Nachfolger des Erbauers von Reichenau, ebenfalls des Namens Waither, bezeichnete im Jahre 1383 einen Hof Sprinzenstein, zunächst Jakob am Sant (Sandner, Gemeinde Lest), als sein rittermäßiges Eigen. Diese Angabe ließe vermuten, daß die Marschalch!, ehe sie Reichenau als Lehen erhielten, schon auf dem Sprinzelsteiner Hose ansässig waren. Im Jahre 1359 verkaufte Hans von Reichenstein dem Eberhard von Wallsee Gülten in der Höhe von 40 U auf behaustem Holdengut, auf ,Ze- henten und Überlandgut zu Reichenau mit der Bedingung, daß der Verkäufer für jedes fehlende Pfund an Gülten 16 U zu ersetzen hat, aber wenn sich herausstellen sollte, daß die vorhandenen Gülten den Betrag von 40 T übersteigen, auch der Käufer für jedes Pfund 16 U nachzuzahlen hat. Im Jahre 1521 erhielt das Schloß Reichenau eine Ringmauer. Heute ist Reichenau noch festgebaut, besitzt zwei alte Türme und einen Uhrturm im Schloßhofe. Im Jahre 1575 starb die Reichenauer Liuie der Marschalch aus. Hie- ronymus Marschalch, von einer Seitenlinie, erhob Ansprüche auf Reichenau; es kam zu einem Prozeß mit Karl den iHayden, Schwiegersohn des verstorbenen Marschalch, in welchem der letztere mit seiner Frau Reichenau zugesprochen erhielt. Im Jahre 1754 war Reichenau im Besitze des Grafen Heinrich, von Starhemberg. In der Familie verblieb die Herrschaft bis zum Jahre 1854. Nach dem Tode des Grafen Heinrich im Jahre 1854 zog das österreichische Leheuärar die Herrschaft ein. Aus diesem Verhältnis gelangte Reichenau erst ini Jahre 1863, in welcher Zeit Fürst Camillo Starhemberg aus der Reicheusteiner Linie die Herrschaft wieder für sein Haus übernahm. 223

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