Burgen und Schlösser, Städte und Klöster Oberösterreichs

138. . Prandegg. Eine der großartigsten Ruinen, die Oberösterreich besitzt, ist jene von der Burg Prandegg an der Waldaist, Gerichtsbezirk Unterweißenbach. Eigenartig ist auch der Grundriß, der dem langgestreckten Bergrücken sich anpaßt, auf dem die Burg steht. Vor- und Hochburg sind zusammen an 150 Meter lang. In der Mitte zwischen beiden Teilen steht ein gewaltiger Bergfried. Der Pallas der Hochburg war ungewöhnlich hoch, die drei Stockwerke der Burg erscheinen noch auf dem Stiche Vischers. Ob die Pranter, die wir als die ersten Besitzer der Burg kennen lernen, ihr den Namen gegeben oder von ihr genommen, läßt sich mit voller Sicherheit nicht -bestimmen. Der Genealoge Weiß-Starkenfels hält (Erläuterungen zu Siebmachers Wappenbuch! 265) die Pranter als nach Oberösterreich gekommen, und zwar aus dein Grunde, weil ihr Name in Urkunden, die in Niederösterreich! ausgefertigt wurden, früher genannt wird, als die Prandter durch! Urkunden in Oberösterreich! lebend sichergestellt werden. Dietrich der Pranter urkundet im Jahre 123,4 in Gneixendorf in Niederösterreich. In Oberösterreich! erscheint, Ruger der Pranter erst im Jahre 1287, als er seiner Tochter Elisabeth, Hausfrau des Leutwin von Sunnberg, mit Einwilligung des Bischofs von Regensburg die Halste von Prandegg übergab. Prandegg war also Regensburger Lehen. Der Bischof nahm auch sofort die Verleihung vor. Nun verschwinden die Namen der Pranter aus Oberösterreich. Wenn der älteste uns bekannte Pranter, Dietrich, im Jahre 1234 als in Niederösterreich seßhaft angenommen wird, so verblieben, wenn auch sofort dessen Übersiedlung nach- Oberösterreich statt- fand, mit Rücksicht auf das Verschwinden der Pranter aus dem Lande im Jahre 1287 nur an 50 Jahre für ihren Aufenthalt auf Prandegg. Es ist kaum anzunehmen, daß eine so kurze Frist genügt hätte, den Namen der Burg festzuhalten. Viel eher ist daran zu denken, daß Dietrich der Pranter ein- oder das anderemal in Niederösterreich sich aufhielt, wie es Ruger der Pranter tat, als er im Jahre 1481 in St. Pölten dem Bischof von Passau einen Zehent in Naarn, also einen oberösterreichischen Besitz, zurücklegte. Als Besitzer des halben Hauses Prandegg erscheinen dann im Jahre 1298 Ulrich von Kapellen und Haug von Reichenstein; die andere Hälfte kaufte der Kapeller von Wernhard von Rußbach im Jahre 1300, worauf ihn im nächsten Jahre der Bischof auch mit diesem Teile belehnte. Viele Jahre vergehen, ehe wir wieder zu einer Nachricht über die Burg gelangen. Wenn auch im Urbar des Jans von Kapellen aus dem Anfaug des 14. Jahrhunderts Einkünfte von einem Ansiedl „prant" eingetragen sind, so genügt schon die Bezeichnung „Ansiedl" für ein so mächtiges 210

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