Stand und Ständeordnung im Weltbild des Mittelalters

- 4g Troste vor 1 • ,,Denn derer sitzet mancher vor meinen Augen, der jetzt hundert Pfund besitzen sollte durch seine Arbeit, und hat nicht soviel, daß er sich des Frostes erwehren möge; und ist mancher dahergelaufen in diesem kalten Reifen barfuß in ganz dünnem Gewande. 0 wohl euch, ihr seligen Gotteskinder, leidet gütlich alJe Not! Eure Armut nimmt bald ein Ende, aber eure Freude und euer Reichtum nimmt nimmer ein Ende." Dieses „ Wechseln" - so nennt es Berthold selbst ~ ist nichts anderes, als die durch alle Zeiten weiterklingende Armenpredigt des Evangeliums, und nichts anderes, als der Ausdruck des christlichen Glaubens an eine ausgleichende und vergeltende Gerechtigkeit, den schon Rather von Verona u. a. in alttesta– mentlichen Zitaten zu beleben suchen, wenn sie der Leiden der dienenden Stände gedenken. Nur will es scheinen, als ob Wort und Beispiel der armen Minderbrüder, die auf der Höhe des Mittelalters mitten unter das im Schatten lebende niedere Volk traten, ihm wieder neue Überzeugungskraft gegeben habe. 1 Von den sieben Planeten (Pfeiffer, a. a. 0. I, 58); ähnlich in der Predig t von den fünf Pfunden (das. 11 f.).

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