Franz Xaver Schweickhardt

Als besondere alterthümliche Merkwürdigkeit ist im Pres¬ byterio an der Seite eine gothische Pyramide, in deren Vertiefungen verschiedene Heilige angebracht sind, und wobei der untere Theil ein eigenes Behältniß hat. Diese Pyramide gleicht in der gothischen Form im verjüngten Maßstab sehr viel dem St. Stephansthurm. Im hintern Theil der Kirche befindet sich dagegen ein uraltes Schnitzwerk, welches schon tausendfältig bewundert und auch oft abgezeichnet wurde; im Jahre 1792 ward es in das kaiserliche Lustschloß nach Lachsenburg bestimmt, hinterblieb aber dennoch. Es bildet zwei Flügel, die zusammengeschoben werden können; unten sind sehr viele Figuren männlichen und weiblichen Geschlechts im alttestamentlichen Costüm, haben ihre Blicke gegen oben gerichtet, und sehen Maria Himmelfahrt. Die dabei ange¬ brachten Basreliefs sind von und mit Schnitzwerk verziert, und stellen die Geschichte der Geburt Jesu 2c. vor. Mancher Fremde ist von diesem Alterthume stundenlange nicht wegzubringen. Die Volkssage lautet: dieß sei vor Zeiten der Altar dieser Kirche, die Pyramide aber der Tabernakel gewesen. Zur Pfarre Mauer gehören folgende Ortschaften: Mauer, Neuhofen, Lanzing, Pfaffing, Ursprung und Thal, wobei die größte Entfernung drei Viertelstunden be¬ trägt. — Den Gottesdienst und die Seelsorge versieht ein Prie¬ ster als Pfarrer aus dem Stifte Göttweih. X. Ort und Kirche sind sehr alt, und liegen an dem Römer¬ wege, der längs den Uferhöhen der Donau von Mautern über Gansbach und Mauer, an die Pielach führte und noch die Hochstraße heißt. — Nach der überkommenen Auskunft des hochwürdigen Herrn Pfarrers ist es gewiß, daß diese Kirche früher vorhanden war, als das Stift Göttweih im Jahre 1072 gegründet wurde. Ein Graf von Neuburg aus Bäiern hatte dieses Gotteshaus gestiftet und erbaut. Im Presbyterio ganz am Gewölbe, stand im blauen Felde, renov. anno. 1200.

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