Franz Xaver Schweickhardt
263 besuchte ich meine Aeltern, fand aber meine Mutter nicht mehr am Leben, und benetzte ihr Grab mit meinen Thränen. Bei dieser Gelegenheit machte ich eine Nebenreise nach Ve¬ nedig, und kam über Rom nach Neapel., Zu Rom hatte ich das Schicksal, im päpstlichen Pallaste in monte cavallo zu wohnen, und stand wiederholt vor dem Papste Pius VI. Zu Neapel hatte ich bei Hofe Eingang gefunden, und beim Beicht¬ vater der Königin Caroline, Herrn Bischof Gürtier, viele angenehme Tage erlebt. Gegen Ende des Jahres kam ich nach Deutschland zu¬ rück, und blieb zu Roggendorf, wo ich die englische Sprache mit Anstrengung studirte, als im Jahre 1790 durch den neapolitanischen Botschafter, Marchese von Gallo, ein Schreiben vom Könige beider Sicilien an mich kam, ich sollte nach Reapel kommen. Ich folgte dem Rufe, und kam mit Ende des Jahres 1790 in Gesellschaft des Fürsten Adam von Auersperg daselbst an, wurde zu Capua, Casetta und Neapel sehr gnädig aufgenommen, und Se. Majestät hatten sogar die große Gnade, mich zu Monte Cassino zu recom¬ mandiren, daß ich zum wirklichen Mitgliede dieses berühm¬ ten Stiftes aufgenommen wurde. Von Neapel reiste ich nach Sicilien, wo ich mit Zuthun des Vicekönigs, Fürsten von Caramanica, und des Erzbischofs, Monsignore St. Se¬ verino, die schönsten Tage meines Lebens vollbrachte.. Ich bereisete die ganze Insel, auch den Berg Aetna, und kam nach einer langwierigen sehr glücklichen Reise wieder nach Deutschland zurück, wo ich meine Lustreise sehr theuer bü¬ ßen mußte. Meine Station war vergeben, und ich mußte auf den beschwerlichen Pfarren zu St. Veit und Phyra Hilfs¬ priesterdienste thun, bis ich die Pfarre zu Michelbach bekam, wo ich in den 9 Jahren meines Dortseins von aller Welt entfernt, meine Staaten= und die Geschichte der österreichi¬ schen Monarchie verfaßte. Von hier kam ich nach Nappers¬
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