Franz Xaver Schweickhardt

256 welcher menschenfreundlichen Handlung er auf Befehl der Hofstelle öffentlich durch die Wiener=Zeitung belobt wurde. Auch unterließ er nicht, seinen durch den Feind beschädigten Mitbrüdern zu Phyra, Mauer, Gansbach, Mühlbach, Brun¬ kirchen u. s. w. hilfreiche Hand zu leisten. Schon die bitteren Erfahrungen des französischen Krieges im Jahre 1805 hatten seine Gesundheit in etwas zerrüttet, die nachfolgenden traurigen Ereignisse solche aber gänzlich zer¬ stört. Durch geraume Zeit genoß er fast nichts, als weich ge¬ sottene Eier und etwas Weinbrot, und hatte das Unglück, daß die Aerzte seine Krankheit nicht kannten, und entweder die Leber =Erhärtung, oder Steine in der Lunge vermuthe¬ ten, weßwegen sie ihm das Bad in Tyrnau verordneten!, wel¬ ches aber nichts fruchtete. Von Ungarn kam der Abt wieder in das Stift, zuletzt nach Wien, um der ärztlichen Hilfe näher zu seyn; allein alle Hoffnung der Genesung war verschwunden, und das Uebel nahm von Tag zu Tag zu. Der Kaiser, als er von seiner ge¬ fährlichen Krankheit Nachricht erhielt, ließ ihm sagen, er möchte nur ruhig seyn, und er nehme das Stift in seinen Schutz. Da alle menschliche Hilfe bereits verloren war, ließ sich Abt Leonard von dem Pfarrer der Augustiner die letz¬ te Wegzehrung und die letzte Oelung reichen, und ergab sich vollends in den Willen Gottes. Seit dieser Zeit gerieth er zuweilen in eine Art Betäubung, bis er am 16. Jänner 1812 des Morgens im 59. Lebensjahre und im 14. der äbtlichen Würde seinen Geist aufgab. Sein Leichnam wurde in Ge¬ genwart der berühmtesten Aerzte eröffnet, und es fand sich zum Erstaunen derselben, daß alle Theile des Körpers gesund wa¬ ren, und nur der Mangel an Galle ihn getödtet habe, denn die Gallblase war ganz leer und verdorrt. Des andern Tages ward der Leichnam nach Göttweih gebracht, in der Gruft

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