Franz Xaver Schweickhardt

256 zogen. Darauf kamen die Würtemberger in das Stift, welche den 31. aber wieder an die Donau abziehen mußten, weil die Oesterreicher Miene machten, bei Mautern zu landen. Anfangs Juni besetzten die Sachsen das Stift, welche die Drangsale vermehrten und den 9. Juni 300 Eimer Wein aus dem Stifts¬ keller nach St. Pölten abführen. Nun erhoben sich von allen Seiten des Stiftes große Verschanzungen, an denen die um¬ liegenden Bauern arbeiten und vom Stifte verpflegt werden mußten. Was das Maß des Elends noch voll gemacht hätte, war der Antrag, das Stift in ein Spital zu verwandeln, weßwegen man 1000 Strohsäcke, 1000 Bettstätte, 3000 Hem¬ den und eben so viele Handtücher für die Blessirten herbei¬ schaffen mußte und den 23. Juni, als die Oesterreicher bei Hollenburg über die Donau gekommen, so sehr viele Kranke in das Stift gebracht waren, bis man es endlich dahin brachte, daß der commandirende General gegen Aufopferung des Hereu¬ lanum, Herbelot und mehrerer anderer Werke aus der Biblio¬ tbek, mit 1000 Gulden für ihn und 700 Gulden für seinen Adjudanten, das Spital wieder aushob. Dem ungeachtet wur¬ den am 7. Juli, den Tag nach der mörderischen Schlacht bei Deutsch=Wagram, eine Menge Blessirte ins Stift gebracht, die das Gefecht bei Mautern gegen die Oesterreicher, unter Commando des Grafen Anton von Hardegg, mitgemacht hatten. Die Requisitionen wurden jetzt.häufiger als zuvor, und die Geistlichen mußten bis auf einige wenige, nach Furth wandern, welches mit Lebensgefahr geschah, in dem die Oester¬ reicher den Berg zu ersteigen suchten und von beiden Seiten stark gefeuert wurde. Nach der Schlacht bei Znaim, am 11. und 12. Juli, ward zwar der Waffenstillstand geschlossen, aber Göttweih's Schicksal nicht erleichtert; denn die Gelderpressungen hörten nicht auf, und die Schanzarbeiten wurden noch immer fort¬

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2