Franz Xaver Schweickhardt
252 von St. Pölten mit dem Kanzler Kautschitz bei der Wahl ein. Den Tag nach der Wahl hielt der neue Prälat eine sehr passende Rede an das Capitel und versprach öffentlich, er werde sich, so viel es Wohlstand und Umstände erlauben, einschrän¬ ken, alle weltlichen Würden nach Möglichkeit von sich ablehnen, die Verlassenschaften der Mitbrüder auf Bedürfnisse armer Seel¬ sorger verwenden, bei Auslagen, welche 300 Gulden betragen, sich mit den Officialen und Stiftssenioren berathschlagen, die nahe bei dem Stifte wohnenden Seelsorger in wichtigen Fällen zu Rathe ziehen die Pfarren bereisen, oder durch andere bereisen lassen, von Jedermann das Gutachten in Stiftsangelegenhei¬ ten annehmen, sich immer nur als Administrator der Stifts¬ güter betrachten, beständig der nämliche bleiben und bei Stifts¬ herrschaften dem benachbarten Pfarrer die Aufsicht überlassen, wovon man aber nach und nach abging. Sich den Mitgliedern des Stiftes in der Seelsorge ge¬ fällig zu bezeigen, stellte er die Pfarrhöfe zu Phyra, Getzers¬ dorf, Jetzelsdorf, Mautern und St. Veit fast ganz neu her, und erbaute auch die Schulen zu Pfaffendorf, Nappersdorf und Pernersdorf, wobei die Unkosten wenigstens 100,000 Gulden betrugen. Aber noch weit mehr lag ihm die Ehre des Heiligthums am Herzen; in die Stiftskirche schaffte er eine prächtige Lampe, verschönerte die Kirchen zu Külb, Grün¬ au, wohin er einen damastenen reichen Baldachin, zu Nappers¬ dorf, wohin er zwei Ornate, zu Michelbach, wohin er ein Rauch¬ faß, und zu Roggendorf, wohin er ein prächtiges Altarblatt schickte und das Presbyterium vom Maler Rudolph präch¬ tig ausmalen ließ. Bei allen den Auslagen vergaß er seine dürftigen Mitbrüder in der Seelsorge nicht, sondern machte jedem Hilfspriester eine Zulage von 50 Gulden, und den Pfar¬ rern auf dem flachen Lande eine Zulage von 200 Gulden auf Brennholz.
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