Franz Xaver Schweickhardt

249 FeLIX abVentUs prInClpVM aVstriae gottWick. Erzherzog Rainer hinterließ in der Stiftsbibliothel seine Reisebeschreibung, welche daselbst noch zu sehen ist. Durch die ausgezeichnete Aufnahme der Erzherzoge setzte er sich in die Gnade des Kaiferhauses, besonders bei den Prin¬ zen, denen er seit dieser Zeit öfters seine Aufwartung mach¬ te. Als in diesem Jahre die Franzosen die Residenzstadt be¬ drohten, flüchtete sich Abt Anselm mit der ständischen Cassa nach Prag, wo er blieb, bis der Friede von Campo-For¬ mio geschlossen wurde. Nach einiger Zeit kam er wieder nach Wien, und wurde zum zweiten Male züm Verordneten der n. öst. Stände gewählt, genoß aber diese Ehre nicht lange, da er zu kränkeln ansing, das Uebel über Hand nahm, je¬ de ärztliche Hilfe vergeblich war, und die wiederholten Ader¬ lässe seinen Tod beschleunigten, der denn auch am 6.Mai 1798 gegen 6 Uhr Abends erfolgte. Der Abt Anselm starb mit einer philosophischen Uner¬ schrockenheit in Gegenwart des damaligen Priors, Wolf¬ gang Schlichtinger und des Apothekers Carlmann Kißling, und befahl, ehe er den Geist aufgab, daß man nach seinem Tode seinen entseelten Leib nach Göttweih brin¬ gen, und im Kirchhofe St. Blasien zut Erde bestatten möch¬ te. Es sind dieß Züge, welche eine Geistesgegenwart am Rande des Grabes, und eine christliche Unerschrockenheit ver¬ rathen. Ganz von den Schmerzen einer veralteten Brustwas¬ sersucht befangen, war Anselm vollkommen mit seinem Schick¬ sale zufrieden, welches der Herr ihm auferlegte, und ward öfters während der Krankheit mit der gättlichen Speise der Starken aufgerichtet; nahe an der Pforte der Ewigkeit aber, voll des heiligsten Vertrauens auf die Erbarmnisse des Au¬ vaters und die Verdienste des Erlösers, gab er seinen Geist auf, nachdem er nicht ganz 61 Jahre gelebt, und 14 Jahre dem Stifte. vorgestanden hatte. Er wurde von seinem Lands¬

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