Franz Xaver Schweickhardt

240 bei den Drangsalen des französischen Krieges noch im Stande war, einen vollen Keller mit Wein zurück zu lassen, welches im Stiftsarchive noch aufgezeichnet ist. Solcherart wußte der große Staatsmann und Gelehrte mit den schönen Wissenschaf¬ ten auch die öconomischen zu verbinden. Kaiser Karl VI, sagte bei Gottfrieds Tode: =Wir haben einen Diamant unserer Krone verloren. LI. Odilo Piazol. Bei der Wahl des Odilo ging das bekannte Sprichwort: Es kömmt selten was bessers nach, in Erfüllung; unter seinem Vorfahrer wurden die Stiftsmitglieder sehr schwierig, weil der Abt die Beiträge, die die Seelsorger nach der Feuersbrunst machen mußten, forthin verlangte, worüber sich große Kla¬ gen erhoben. Odilo war selbst einer der vorzüglichsten unter den Mißvergnügten, und man glaubte, er werde, wenn er Abt würde, diesem Uebel abhelfen, allein man irrte sich; denn er blieb bei dem, wie es der Abt Gottfried eingerichtet hatte. So werden oft die Sterblichen getäuscht, wenn sie sich durch zeitliche Absichten leiten lassen!. — Odilo Piazol war der Sohn eines Obersten bei der kaiserlichen Armee, kam im Jahre 1692 den 2. August in Wien zur Welt, studirte allda die Humaniora und die Philo¬ sophie, nahm zu Göttweih das Ordenskleid, und legte im Jahre 1712 den 9. September die Gelübde ab. Am 9. August 1716 las er die erste heilige Messe und wurde im Jahre 1718, als das Stift abbrannte, nach Salzburg in das Stift St. Peter geschickt, wo er die geistlichen Rechte studirte und die¬ selben öffentlich vertheidigte. Nach Göttweih wieder zurück¬ gekehrt, laß er durch ein Jahr im Stifte das canonische Recht den jungen Zöglingen vor, wurde im Jahre 1722 Pfarrer zu

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2