Franz Xaver Schweickhardt

234 welcher noch im Jahre 1669 zur äbtlichen Würde gelangte. Dieser glich ihm bei weitem nicht; denn jener war ein mild¬ thätiger, humaner Mann, welcher des Stiftes und seiner Mitbrüder Bestes stets vor Augen hatte und ausführte, die¬ ser aber einen so strengen Charakter besaß, daß er in den gött¬ weih'schen Jahrbüchern als ein Tyrann seiner Mitbrüder be¬ zeichnet wird, der für sie mehrere Kerker bauen ließ, welche bis zu unseren Zeiten bestanden. Die Kaiserin Maria The¬ resia verbot durch Dekret solche den geistlichen Stand ent¬ ehrende Arreste. Nachdem derselbe nur zwei Jahre sparsam, aber allzu strenge gewaltet, starb Sebastian am 17. Mai 1672 in der Nacht durch Verblutung eines Aderlasses. Von ihm ist der Thurm im Markte Furth; auch hatte man von demselben bis auf unsere Zeiten eine Sammlung von filbernen Bechern, welche nachher in die Münze geschickt purden. XLVIII. JohannV Dizent. Johann, ein Schlesier von Geburt, und noch im Jah¬ re 1672 zum Abte berufen, war zwar jung an Jahren, aber dennoch einer der würdigsten Aebte des Stiftes Göttweih. Er mußte traurige Schicksale erleben, nämlich die Alles ver¬ heerende große Pest im Jahre 1679, die Oesterreich entvöl¬ kerte, darauf dann die Schrecknisse des Türkenkrieges im Jahre 1683, wobei Wien zum zweiten Male belagert wur¬ de. Durch die 30,000 Tartaren, welche im Lande mordend und brennend herumstreiften, wurde auch das Stift Gött¬ weih bedroht, hielt sich jedoch gegen die Tartaren so stand¬ haft, wie das Stift Melk; dagegen litt es aber an den um¬ liegenden Besitzungen ungemein großen Schaden. Der Pfarr¬ hof zu Phyra wurde von den Unmenschen rein ausgeplün¬

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