Franz Xaver Schweickhardt

231 während noch Probst Sebastian von St. Andrä die Ober¬ aufsicht über das Stift hatte. Er war von Admont aus Stei¬ ermark gebürtig und Profeß von Garsten, als er postulirt, und am 15. Juli 1612 zu Göttweih feierlich eingeführt wurde. Kaiser Mathias II. ward in diesem Jahre den 13. Juni auf den Thron erhoben, aber ungeachtet seiner äußerst milden Regierung dauerten die Religionsunruhen noch im¬ mer fort, da, wie schon oben gesagt die Protestanten jetzt noch mehr als früher forderten, nämlich eine allgemeine Re¬ ligionsfreiheit, wie auch einen neuen Religionsfrieden. Die Uneinigkeiten der Stände vereitelten des Kaisers Absicht gegen die Türken mit Macht aufzutreten, oder Siebenbür¬ gen gegen Bethlen Gabor zu behaupten. Umsonst war des Kaisers dringendes Begehren auf dem Landtag zu Linz im Jahre 1614, daß sich die Stände vereinigen sollten; viel¬ mehr mußte er bald hören, daß sich die Böhmen empört hat¬ ten, wodurch sich der furchrbare dreißigjährige Krieg entspann. Immer trauriger wurde die Lage des Stiftes, denn der rebellische Graf Thurn war schon vor Wien gerückt und plünderte auch die Besitzungen des Stiftes an der nörd¬ lichen Seite der Donau, gleich wie Bethlen Gahor. Die oberensischen Stände waren bis Melk vorgedrungen, und auch Göttweih stand in großer Gefahr, und erlitt großen Scha¬ den, theils durch Kriegsbeiträge, theils durch Rekruten=Aus¬ hebungen. Durch kluge Verwaltung des Stiftes bauete den¬ noch inmitten dieser drangvollen Zeit, der Abt den großen Trakt gegen Krems zur bequemern Wohnung für die Geist¬ lichen, traf mit den Stiftsherrschaften verschiedene schöne Ein¬ richtungen, und ging am 10. October 1631 in ein besseres Le¬ ben ein. Noch bemerken wir von diesem würdigen Abte Ge¬ org, daß er mit dem Grafen von Herberstein, dem Doc¬ tor Johann Spindler und Constantin Grundmann als Commissär nach Ober=Oesterreich zu den Protestanten be¬

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2