Franz Xaver Schweickhardt

226 hatte, ging es ganz sonderbar zu; denn das Capitel über¬ erng dem Thomas Vormunder, Dominikaner=Prior zu Krems, dem Georg Roizer, Officialen des Passauer=Con¬ fistoriums, und dem Johann Bonnleihner, Dechant von Krems, das Recht den Abt zu ernennen, welche eben nicht zum Glücke des Stiftes, gedachten Leopold, Profeß von Altenburg, zum Abte vorschlugen, welcher dasjenige vollends verdarb, was seine Vorfahren gut gemacht hatten. Ob aus Unverstand oder der damaligen Umstände, weis man nicht; so viel ist aber gewiß, daß zu dieser Zeit die Stifter und Klö¬ ster durch die französischen Kriege zwischen Kaiser Carl V. und König Franz l. von Frankreich, vorzäglich durch die neue Lehre sehr herabgekommen waren. In diesen traurigen Zeitumständen lebte unser Abt Leopold und starb, nachdem er 13 Jahre gewaltet, am 5. August 1556. Administrations =Verwaltung. Nach dem Tode Leopolds administrirte der Probst Bartholomäus Cataneis das Stift Göttweih durch sieben Jahre bis 1564. Zu seiner Zeit hatte die Verwirrung an allen Orten den höchsten Grad erreicht; Deutschlands Ruhe war verschollen, die Vereinigung der Protestaaten mit den Katholiken fast unmöglich, nach Kaiser Carl V. Abdau¬ kung durch die vorgebliche evangelische Freiheit Oesterreich mehr zerrüttet, das Klosterleben ein Gegenstand des Spot¬ tes, und die geistlichen Güter ein Raub der Neuerer. Un¬ ter solchen Umständen war es dem neuen Administrator auch bei der angestrengtesten Thätigkeit und guten Willen platter¬ dings unmöglich, zum Behufe des Stiftes etwas Ersprießli¬ ches zu thun; ja er mußte zusehen, als im Jahre 1557 das Nonnenkloster zu Göttweih, welches seit dem XI. Jahr¬ hundert bestand, aufgelöset, den 8. Mai sechs Nonnen nach St. Bernhard V. O. M. B. gebracht, und die Aebtissin

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