Franz Xaver Schweickhardt

224 nand I. in allen Klöstern und Pfarren vernehmen ließ. Dieß und das Vordringen der Türken gegen Wien, verbitterren un¬ seres Abtes Lebenstage sehr. Im Jahre 1529 kam Soley¬ mann nach Wien und belagerte die Stadt durch lange Zeit, jedoch vergeblich. Das Stift in Sicherheit zu setzen, umgab dasselbe Abt Mathias mit einer hohen Mauer, und ließ von der Ostseite einen tiefen Graben aufwerfen, welcher nach¬ her gegen die Tartaren gute Dienste leistete, und wovon Rui¬ neu vorhanden sind. Ungeachtet der Kriegsbeiträge, der Kopf¬ steuer, und der Plünderungen der türkischen Streifparteien auf mehreren Stiftsbesitzungen, und der unermeßlichen Aus¬ lagen in diesen kummervollen Zeiten, tilgte dennoch Ma¬ thias durch seine kluge Sparsamkeit einige alte Schulden. Ohne Zweifel gab es mehrere in der Umgegend von Gött¬ weih, die sich zur neuen Lehre bekannten; doch weis man nicht, daß sich Luthers Lehren in das Stift eingeschlichen hätte. Nach sechzehn kummervollen Jahren wechselte der wür¬ dige Abt den 13. October 1532 das irdische Leben mit dem ewigen, und sein Andenken soll in den Annalen Göttweihs nie erlöschen. XXXIX. Bartholomäus I. Schönleben. Derselbe wurde im Jahre 1532 zum Abte erwählt, und mag aus dem Geschlechte des berühmten krainerischen Historiographen Schönleben gewesen seyn. Er hatte eine ausgezeichnete Gesichtsbildung, große Geistesgegenwart, und war sowohl den geistlichen als weltlichen Geschäften gewach¬ sen. Er lebte zu gleicher Zeit mit dem Martin Luther war aber ein großer Feind seiner Lehrsätze. Auch die Irrlehren der Utraquisten hatten sich von Böhmen aus, welche Luther selbst im Jahre 1529 in einem Schreiben zur Annahme sei¬

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