Franz Xaver Schweickhardt

212 seßhafte, enterbürtige Geschlechter zusammen, die Wien wieder als eine freie Reichsstadt zu sehen hofften, und es kam zu solch einer Verschwörung, daß nur wenige Burgher¬ ren mehr dem neuen Herzoge die Treue hielten. Nur Wien bewahrte seine Treue standhaft. Dem innern Auf¬ ruhr folgte ein Aufruhr der Elemente; im Jahre 1310 ver¬ heerte das Ungeziefer alle Gärten und Weinberge; 1312 war Mißwachs und unerschwingliche Theuerung, welche sich im folgenden Jahre steigerte, so, daß viele in jenen Unglücks¬ tagen des Hungertodes starben, und unzählige sich dem Räu¬ berhandwerk ergaben. Im Jahre 1316 war solche Wasser¬ noth, daß viele Saaten ertränkt, die meisten Brücken zer¬ stört, und ganze Dörfer mit Menschen und Vieh fortgerissen wurden; 1317 war wieder solche Theuerung in. Oesterreich und Hungersnoth, daß Hafer= und Gerstenbrod auch der Rei¬ chern nur einzige Nahrung war. Solch' schweren Irrungen in der Natur stand, durch mehr als ein Jahrzehend, grause Zwietracht unter den Menschen zur Seite. Der neue König Heinrich erlag im Jahre 1313 dem Gift. Eine erbitrerte Fehde zwischen dem Herzoge Friedrich dem Schönen und Ludwig dem Baier hatte zur Folge, daß beide am 19. October 1314 zu Königen der Deutschen erhoben wurden, wobei das Schwert für einen der beiden entscheiden mußte. Die unglücklichen Ereignisse, wie auch die Steuer im Jahre 1315, den zehnten Theil von allen Einkünften, zur Bestrei¬ tung der Kriegsauslagen, waren so drückend für das Stift, daß es ganz in Verfall gekommen wäre, wenn sich der edel¬ denkende Bischof Bernard von Passau nicht des Stiftes angenommen, und demselben großmüthig geholfen hätte. Nach acht Jahren einer solch' schweren Bürde vertauschte Abt Pe¬ ter im Jahre 1317 das Zeitliche mit dem Ewigen.

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