Franz Xaver Schweickhardt

209 weih, also scheint es, daß Heinrich zwei Jahre vor seinem Tode abgedankt habe. Unter diesem geschah, daß König Ot¬ tokar wegen des bevorstehenden Krieges mit den Tartaren, die sich schon an den Grenzen zeigten, mit Bewilligung des Papstes Clemens IV. den Stiften und Klöstern in Oester¬ reich eine Kriegssteuer von 150 Mark Silber ausschrieb, wel¬ che Abt Helmwich, der Probst von St. Pölten, der De¬ chant von Krems, und der Sradtpfarrer von Wien, eintrei¬ ben mußten, aber nur mit Mühe 50 Mark zusammen brach¬ ten, weil die Stifter schon zu sehr ausgesaugt waren. (Kaum vermögen wir dieser Angabe einigen Glauben zu schenken). Zu den Kriegsdrangsalen kam 1255 eine solch' große Dürre daß hierdurch eine Hungersnoth entstand, die ein bedeuten¬ des Sterben unter Menschen und Vieh verursachte; dagegen aber brachten Sommer und Herbst des Jahres 1256 solchen Ueberfluß, daß aller Jammer und Noth schnell vergessen war. Der Steiermark wegen, welche bisher von den Ungarn seit dem Interregnum besessen wurde, kam es im Jahre 1260 am 13. Juli zur Schlacht im Marchfelde bei Schloßhof, wel¬ che der Ungarnkönig verlor und mit ihr auch die Steiermark. Dieser Sieg war der Scheitelpunkt von Ottokars Glück. Und daß es darauf in Oesterreich bessere Tage gegeben ha¬ ben muß, beweist, daß die Frauen, die Krieger und das Volk ihn den Goldenen, den Gastfreien und den Sieg¬ reichen nannten. Oesterreich gab er einen, an Leopolds des Glorreichen goldene Tage erinnernden Landfrieden, und verbesserte die Gerichtspflege. Mehrmals saß er zu Wien, zu Tuln und zu Klosterneuburg zu Gerichte, und theilte das Land in vier Viertel, jedes unter einen wehrhaften Haupt¬ mann. Als aber seine Macht und sein Glanz den höchsten Gi¬ pfel erreichten, wurde Ottokar in seinem Benehmen tyra¬ nisch, empörte dadurch die Gemüther und verler die Liebe und das Zutrauen des Volkes. — Am 1. October 1273 wurde

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