Franz Xaver Schweickhardt

197 unter den Canonicern, die unter ihren beiden Pröbsten Otto und Conrad durch eilf Jahre nach den Regeln des heili¬ gen Augustinus lebten, durch hierber geflüchtete Fremdlinge, sehr große Unordnungen einrissen, die sie in einen sehr üb¬ len Ruf brachten. Einer aus ihnen, Johann, ein schotti¬ scher Mönch, erstattete an Bischof Ulrich von Passau davon die Anzeige, welcher sich hierdurch veranlaßt sah, das bis¬ herige Institut gänzlich aufzuheben, wofür er im Jahre 1093 von St. Blasien aus dem Schwarzwalde mit päpstli¬ cher Bewilligung Benedictiner einführte, und den Prior Hartmann, des dortigen Klosters als Vorsteher hier ein¬ setzte. Mit demselben kamen auch Wirnto und Berthold nach Göttweih, von denen ersterer Abt zu Lambach, und letzterer Abt zu Garsten wurde. I. H artmann. Durch 21 Jahre, als Hartmann dem Stifte vorge¬ setzt stand, war eine kritische Zeitepoche, in der Kaiser Hein¬ rich IV. mit dem Papste Gregor VII. in beständigem Zwiste verwickelt sich befand. Es bedurfte große Klugheit, um sich nicht die Gunst des einen oder des andern zu verscherzen. Indessen war dazumahl die Zahl der Geistlichen noch gering und die Stiftung beträchtlich, also konnte sich der Abt, von den drückendsten Sorgen entfernt, mit seinem Stifte leicht erhalten. Daß Hartmann übrigens gut kaiserlich gesinnt war, darf daraus entnommen werden, weil er auf Fürspra¬ che der Kaiserin Agnes von Heinrich einen Altar zu schen¬ ken bekam, welcher in der Gruft zu Göttweih aufgerichtet wurde. Hartmann starb im Jahre 1114.

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