Franz Xaver Schweickhardt

193 Was für Göttweih die Städte Krems und St. Pölten, sind für Cassino die Stadt Benafro und Aquino, der Geburtsort des heiligen Thomas von Aquin, welche Städte ich ebenfalls besuchte. Der heilige Benedict fand am Cassino einen alten heidnischen Tempel, welchen er in die Capelle des heiligen Martinus verwandelte; aber auch der Bischof von Passau, Altmann, fand auf dem Göttweiherberge ein altes heidnisches Gebäude, welches er in eine Kirche umstaltete. Cassin ist das einzige Stift in Italien, welches die Gastfreiheit ausübt*), welche Göttweih noch bis auf diese Stunde beibehalten hat. Am. Tage des seligen Bischofs Altmann theilte es die sogenannte Spende aus, wo jedermann ein Stück eingesalzenes Fleisch, Brod und etwas Geld erhielt. Allein bei Einführung des Ar¬ men=Institus unter Kaiser Joseph II. hörte diese auf, und man gibt dafür jährlich etwas Gewisses zum Armen=Institur.= * : Wie aus dem wenigen schon erhellet, kann sich der ge¬ ehrte Leser leicht denken, das die Lage Görtweihs einzig ist. Im Angesichte dreier Städte, einer der wichtigsten und alte¬ sten Ruinen, in einer fruchtbaren herrlichen Gegend, die der majestätische Donaustrom mit seinen Wässern in ein breites Beet zusammendrängt, bald wieder durch lieblich grünende Inseln getrennt, durchläuft, thronet Göttweih auf einem mit seinen Nebenzweigen isolirten Berge, die ganze Umgegend beherrschend. Ihn umgeben von drei Seiten meist nahe mi Waldungen besetzte Gebirge, von welchen er durch schöne mit vielen Ortschaften besetzte Thäler getrennt wird. Ostsüdlich entfernen sich die Gebirge mehr, ihre allmählig sich verlieren¬ den Abhänge ernähren auf dem nicht undankbaren Boden an¬ sehnliche Dörfer. Der Donau nördlich zu, liegen sanftere An¬ *) „Im Jahre meines Aufenthaltes bewirthete man bei 50oo Menschen, meistens Pilger, zum heiligen Michael auf dem Berge Gergano. 13

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