Franz Xaver Schweickhardt

192 Das Göttweih'sche Stiftsgebäude selbst hat viele Aehnlichkeit mit dem cassinensischen. Dieses hat drei Höfe, in deren drit¬ ten die prächtige Kirche steht, welche selbst zu Rom großes Aufsehen machen würde. Das Hauptthor ist von Bronce mit vielen Basreliefs, welches der Papst Gregor der Große von Constantinopel herbringen ließ; die Seitenwände sind von un¬ ten bis zum Gewölbe mit marmornen Platten belegt, und das Gewölbe mit der schönsten Malerei aus der Lebensgeschichte des heiligen Benedict besäet. Der Hochaltar besteht aus einem Cruzifix von Alabaster, einem Tabernakel mit Lapis Lazuli gefaßt, und zwölf Leuchtern aus sicilianischen Alabaster. Zum Altar führen 15 Stufen von Marmov., jede. Stufe aus einem Stück. Hinter dem Altar ist der. Chor, und unter demselben die Capelle des heiligen Maurus und Placidus. Nach dem Plane des göttweih'schen Abts, Gotefried Bessel, welcher von Rom aus Cassin mag besucht haben, soll das Stift Göttweih ebenfalls drei Höfe haben, und die Kirche ganz anderst gemodelt worden seyn, wie sie jetzt ist; doch hat sie im Kleinen die Colonade, wie die Peterskirche zu Rom, in der Mitte der Kirche eine prächtige Treppe, und unter dem Chore eine Capelle, wie in Monte=Cassine. Von hier hat man die Aussicht nach Apulien und Calabrien, und man würde bis gegen Rom sehen können, wenn die Berge von Sublacus nicht im Wege ständen, so wie man von Göttweih in die Gegend von Wien sehen könnte, wenn der Berg von Wetterkreuz (zunächst Hollenburg) nicht im Wege stände. Doch hat der Göttweiherberg, dieses zum Voraus, daß er mit schattenreichen Bäumen besetzt ist, da es zu Cassin keine Bäume gibt, und ich noch nicht weiß, ob diejenigen fortkommen, welche während meines Hierseyns der Abt The¬ maso Campomazyo rund um das Stift pflanzen ließ, woran ich zweifle, indem der Boden zu felsigt ist, als daß darin Bäume Wurzel fassen könnten.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2