reichischer Geschichte, hatte ich Gelegenheit, in kurzem Rückblick und Ausblick vor der neuen gesetzgebenden Körperschaft unseres Staates die Auffassungen und Pläne der Regierung auf innen= und außenpolitischem, sozial= und wirtschaftspolitischem Gebiete zu entwickeln. Ein gewiß schwerer Winter liegt hinter uns. Gleich vielen anderen Staaten hatten wir mit den Auswirkungen der noch nicht überwundenen Krise zu kämpfen. Darüber hinaus trugen wir schwer an den offenen Wunden, die das Jahr 1934 unserem Vaterland ge¬ schlagen hat. Österreich — das kann man ohne Überheblichkeit betonen, hat die Belastungsprobe bestanden: politisch, wirtschaftspolitisch, staats¬ finanziell. Mag sein, daß dem Ungeduldigen da und dort das Tempo zu lang¬ sam, der begonnene Neuaufbau von Staat und Gesellschaft in seinem Vorwärtsschreiten zu schleppend erscheint. Nervosität und Ungeduld, Skeptizismus, vielfach im Unterbewußtsein geboren aus dem Wunsch, sich durch die Tatsachen freudig überraschen zu lassen; Neigung zur Ver¬ kleinerung der eigenen Leistung und grundsätzliche Anwendung des Ver¬ größerungsglases, wenn es sich um die Leistung dritter handelt, das waren seit je die grundlegenden Motive, die zusammengenommen jenen typischen Austriazismus ergeben, der unter der Bezeichnung „Raunzen“ längst historisch gewordenen Eingang in unseren Sprachschatz gefunden hat. Ein Fehler, daher energisch zu bekämpfen, gewiß, weil er zu leicht zu irriger Beurteilung Österreichs und der Österreicher führen kann und oft genug bekanntermaßen geführt hat. Aber doch kein tragischer Fehler, weil er seine Quelle in aller Regel in der eifersüchtigen Sorge um An¬ sehen und Erfolg des Vaterlandes, somit in der Liebe zur Heimat hat. Der Fortschritt des Neubaues. In Wirklichkeit schreitet der Neubau des neuen Österreich genau nach Zielen seines verewigten Führers und auch in den Grenzen der den vornherein bestimmten Zeitmaße fort. von Im Herbst 1933 hielt Bundeskanzler Dr. Dollfuß am Trabrenn¬ platz die große, grundsätzliche Rede, in der die neue Ordnung des Staates proklamiert, eine neue Verfassung in Aussicht gestellt wurde. Sechs Monate später, am 1. Mai 1934, ward die neue Verfassung verlautbart. Einweiteres halbes Jahr: am 1. November 1934 waren die provisorischen Körperschaften der Gesetz¬ gebung des Bundes gebildet; nach drei weiteren Wochen konstituierte sich der Bundestag. Und nun ist das erste halbe Jahr seiner Tätigkeit zu Ende. Ein willkommener Anlaß, vor dem berufenen Forum der Vertretung des österreichischen Volkes einen überblick über die Arbeit dieser Zeitspanne zu geben. Das ist es, was ich unter dem Nachweis der bestandenen Be¬ 4
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