Schloss Vogelsang in Steyr

Kapitel 2 Josef Werndl, der Bauherr von Schloß Vogelsang Abgesehen von der Bedeutung, die dem Bauherrn in der Architektur des 19. Jahr hunderts im allgemeinen zukommt^, wird sie gerade in einem Fall wie dem unse ren umso größer, da wir es bei Baumeister Plochberger mit keiner bedeutenden Künstlerpersönlichkeit zu tun haben. Darüber hinaus muß dieses Gebäude unbedingt auch als Villa eines Großindustriellen gesehen werden. Deshalb soll hier kurz der Lebenslauf ihres Bauherrn Josef Werndl skizziert werden^: Josef Werndl wird am 26. Februar 1821 in Steyr geboren. Die Werndls waren eine schon seit 1661 in Steyr nachweisbare Handwerkerfamihe. Sein Vater Leo pold Werndl besitzt einen Armaturenbetrieb. Später errichtet er in Letten an der Steyr mehrere Objekte zur Erzeugung von Gewehrteilen®. Sein Sohn, ältestes von zahlreichen Kindern, wächst also automatisch in die Steyrer Tradition der Eisen verarbeitung hinein. Nach dem Abschluß der Kreishauptschule in Steyr und der Büchsenmacherlehre in Wien bleibt er allerdings nur wenige Jahre im väterlichen Betrieb^. Es kommt nämlich zu Unstimmigkeiten zwischen dem Vater, der an den althergebrachten Handwerkstraditionen festhält, und dem Sohn, der neue maschi nengestützte Techniken einsetzen möchte®. Josef Werndl geht wiederholt auf Wan derschaft: nach Prag (1847), nach Wien (1849), meldet sich freiwillig zum Militär, gegen den Willen seines Vaters, dem es schließlich gelingt, ihn wieder vom Mi litärdienst zu entheben. Doch schon 1852 ist Werndl wieder auf Wanderschaft nach Thüringen®. Nach der Rückkehr macht er sich in Steyr selbständig, im Wehrgraben, dem Standort

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