Schloss Vogelsang in Steyr

4. Kapitel Stilvergleich 4.5 Schlösser und Villen in Bayern Deutliche Spuren auf der Suche nach solchen Gothic Revival- und castle-styleinspirierten Quellen für die Anlage und die Formen der Werndl-Villa führen uns aber auch nach Bayern. Ich möchte von den Bauten für das bayrische Königshaus den Wittelsbacher Palast 1843-48 und das intimere Schloß Berg 1849-51 (ein Umbau) erwähnen^^. Hiervon ist der Wittelsbacher Palast ob seiner Bekanntheit und seines bedeutenden Archi tekten Friedrich von Gärtner hervorzuheben, der, bei ähnlichen Grundzügen, mo notoner und weniger schloßartig wirkt als die Steyrer Villa. Das Salzburger Schloß Hüttenstein 1842/43 muß ob seiner großen Nähe zu Bayern hier erwähnt werden^'^. Es ist unserem Objekt sowohl im Grundriß als auch der Gesamtwirkung ziemlich ähnlich, nur fehlt über die größere Schlichtheit hinaus auch die Betonung des Mittel teils der Fassade durch die Differenzierung des oberen Abschlusses, die wir ja als eine Besonderheit von Schloß Vogelsang erkennen. Der deutlichste aller Unterschiede zu diesen Bauten ist natürlich deren Entstehungszeit ungefähr 30 Jahre früher. Nun noch zu weniger prominenten Villen und Schlössern, die vor allem in Ober bayern ab den 40er und 50er Jahren zahlreich gebaut wurden. Was die ,,Burgvil len" darunter betrifft, so kann ich mich auf Andreas Leys Untersuchung über ,,Die Villa als Burg" stützen^^, worin sich der Autor gezielt mit Villen auseinandersetzt, die einzelne Eigenschaften und Elemente tragen, die eine bestimmte Stimmung des Burgartigen erzeugen. Ihre Auftraggeber sind sowohl Bürgerliche als auch Adelige. Ley widmet sich Beispielen aus der Zeit von 1842 bis weit herauf in unser Jahrhun dert (1968). Davon ähneln vor allem das sogenannte Fischerschlößl in Ebenhausen, wohl bereits in den 40er Jahren errichtet und die ,,Königliche Villa" bei Regensburg aus den 50er Jahren und dann wieder Beispiele aus der Zeit um 1900 (Schloß War taweil am Ammersee und Schloß Rio in Buchloe) doch deutlich der Steyrer Villa. Die burgartige Erscheinung scheint mir zusammen mit den englischen Elementen^® auch bei Schloß Vogelsang ein entscheidendes Gestaltungsziel zu sein. Wie Ley zeigt, bleibt diese Erscheinungsform eine permanente Gestaltungsmöglichkeit parallel zu den Hauptströmungen der Architekturgeschichte vom 18. bis ins 20. Jahrhundert^'. Für die romantischen Schlösser und Villen in Osterreich in der Zeit nach der ei gentlichen Romantik konstatiert Susanne Skacha Ahnliches: ,,Doch wie zähe sich das, zumeist auf Reminiszenzen beruhende, romantische Formenvokabular halten konnte, zeigen noch Beispiele aus der Zeit des spätesten 19. Jahrhunderts, wo trotz Umformung und deutlicher Beeinflussung durch andere architektonische Prinzipien ein mehr oder minder romantisch angehauchter Grundzug noch fortlebt."^®

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