Schloss Vogelsang in Steyr

3. Kapitel Beschreibung 11 niedrigeren, nur halb so breiten einteiligen Fenstern flankiert. Offenbar hatte auch die Nordwestfassade früher im Dachgeschoß einen Balkon (Abb. 6), da sich dort in der Mitte eine, heute durch ein Fenster ersetzte Fenstertüre befand. Darüber schließt eine einmal abgetreppte Bekrönung diese mittlere Fenstergruppe zusammen (Abb. 14). Der dreiachsige Mittelteil des Gebäudes findet seinen gestalterischen Gipfelpunkt in jenem schon erwähnten Scheindreiecksgiebel, dessen schräge Firstlinien unten an beiden Seiten nach oben gebogen sind, sodaß formal auf die Waagrechte der Gesimse darunter übergeleitet wird (Abb. 15). In der Wandfläche zwischen dem Zahnschnitt des Blendgiebels und der Fensterbekrönung des mittleren Fensters des Dachgeschoßes befindet sich eine Blendmaßwerkrose. Sie ist die einzige kreisrunde Form an diesem Bau und trägt noch etwas zur Betonung der Mittelachse bei. Entlang der Mittelachse sind die linke und die rechte Seite des Baus völlig kongru ent. Es herrscht absolute Symmetrie der Erscheinung. Durch die unterschiedlichen Höhen der Bauteile und durch eine — wenn auch beschränkte — Variation der For men (Abtreppung, Dreiecksgiebel, etc.) wird die Gesamterscheinung vor der Mo notonie bewahrt. Besonders in der Ansicht schräg von vorne wirkt der Bau formal erstaunlich differenziert und die Fassade aufgelockert (Abb. 16). Der obere ,,Kontur" des Baus ist durch die verschiedenen Höhen der Bauteile, die Dreiecksform des Blendgiebels und die Zinnen ein recht belebter. Dahinter setzt das Dach an. Ich kann nicht mit vollkommener Sicherheit angeben, wie die Dachlandschaft von Schloß Vogelsang im Originalzustand aussah, da das Dachgeschoß und das Dach durch den Ausbau von 1929 stark verändert wurden^. Eine ungefähre Vorstellung geben jedoch alte Aufnahmen wie Abb. 17. Der höchste Teil des Daches ist aber nach wie vor das in Glas-Eisen- Konstruktion errichtete Walmdach des den übrigen Bau überragenden ,,Lichthofes" für das Stie genhaus in der Mitte des Gebäudes (Abb. 18). Dieses kleine ,,Haus auf dem Haus" unterbrach praktisch den Lauf eines hohen Walmdaches, das die beiden flacheren Walmdächer des linken und des rechten Gebäudeflügels überragte, und das in deren Mitte emporwachsend diese beiden Seitendächer, über den Mittelteil hinweg, optisch verband. Durch die Scheingiebel verborgen, liegt hinter und vor dem ,,Lichthaus" ein niedriges Satteldach. Abgesehen vom Glas und Eisen für den höchsten Teil des Daches, wurde für den Dachstuhlbau Holz und zur Deckung Kupferblech verwendet®. Zahlreiche Rauchfänge und Fahnenstangen auf den Anfallspunkten der Dächer bevöl kerten früher das Dach und auf den, gegen den erhöhten Mittelteil stoßenden First kämmen befanden sich Schmuckzäune aus Eisen, so wie ein solcher auch das Licht hofdach umgab. Dieser Zaun und zwei der Firstzäune sind noch erhalten, ebenso

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