58 II. Die Baiern. ist^), so liegt ja da wohl die Bedeutung ,Gäu' im allgemeinen^) vor, aber wenn eine Urkunde von 1071 St. Florian als quondam in pago Lauriacensi gelegen bezeichnet®), so deutet das auf verblaßte römische Zusammenhänge'*). Und noch eines ist zu beachten. Wenn man auch die Zufälligkeiten unserer urkundlichen Überlieferung berücksichtigt, so fällt doch die geringe Zahl der in ältester Zeit genannten Orte auf. Allerdings schritten die Rodungen nur langsam vorwärts. Aber die Tatsache, daß erst im 11. und 12. Jahrh. eine umfassendere Kultivierung des Waldbodens einsetzte, vermöchte die erwähnte Erscheinung nicht hinreichend zu erklären, da sie auch auf längst dem Anbau erschlossenen Landstrichen zutage tritt. Schon Inama-Sternegg hat sie sich, freilich ohne den wahren Sachverhalt zu erkennen, damit zurechtgelegt, daß er annahm, diese urkundlich bezeugten Namen schlössen größere Gebiete in sich, seien also Inbegriff mehr oder weniger zerstreuter Wohnungen®). Aber der. wahre Grund ist, wie wir gesehen haben, in der aus der Römerzeit über kommenen Besitzverteilung zu suchen, die den Hauptort kollektiv faßte. Da die fränkische Markensetzung im Sinne Rübeis nach H. Reutter') und A. Dopsch®) abzulehnen ist, so haben wir die in Verbindung mit ehemaligen Römerorten auftretenden abgegrenzten Bezirke als attribuierte Gebiete oder als ehemalige römische Latifundien aufzufassen. Sie führt zu der Annahme, daß von den Baiern nicht einzelne Orte bloß, sondern Bezirke, wie sie der vorhandenen territorialen Einteilung entsprachen, in Besitz genommen wurden. Das konnte aber nur von größeren Verbänden geschehen, wie sie eben die Sippen darstellen. Sie verteilten sich auf das ehemals römische attribuierte Gebiet, besetzten also den Hauptort und die einzelnen Höfe der weiteren Umgebung®). Ersterer konnte, mußte aber nicht einen ing-Namen erhalten. Vielfach wurde ja der antike Name beibehalten oder die Bezeichnung -gau ge wählt, wie wir oben gesehen haben. Es scheint sogar, daß die Baiern, wo sie nicht den antiken Namen beibehielten, eben durch die Namen auf -ing und -gau die Fortsetzung römischer Siedlungen bezeichneten, wie die Alemannen es mit den Namen auf -weil und -weiler taten, die in unseren Gegenden gänzlich fehlen. 1) Oö. ÜB. II, n. 217. 2) Ob das auch für Opingau usw. in Bayern zutrifft, wie Strnadt im Archiv f. österr. Gesch., 99. Bd., S.585 f., meint, ist sehr fraglich. 3) Oö.UB. II, n. 75. *) Der pagus Truns6 statt Trungou in den Breves Notitiae (Salzb. UB. I, 20) ist wohl einem mißverstandenen in pago Trunense (Adj.) der Vorlage '. . ....n -r I . T-N * - ^ /A .r« f -mmfit A»-4- OIO M (vgl. Salzb. UB. I, 5) entsprungen. Die Benennung nach Gauen verliert sich gegen Ende des 13. Jahrh. Deutsche Wirtschaftsgeschichte I, 33. 6) Jb. f. Lk. von NÖ., N.F. X (1911), S. 1 ff. ') A. a. O., S. 363f. ®) Selbst das Gebiet um *Ascidunum kann nicht zusammenhängendes Waldland gewesen sein, da die hier auftretenden freien Aigen von früher Be siedlung zeugen (vgl. Archiv f. österr. Gesch., 99. Bd., S. 440).
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