Das Land ob der Enns

56 II. Die Baiern. Ich habe ferner bereits darauf hingewiesen, daß die in Gegenden, wo sich die romanische Bevölkerung noch länger erhielt, mehrfach vor kommenden Ortsnamen auf -gau mit diesem Worte zweifellos ein attribuiertes Gebiet ausdrücken wollen. Die bisherige Ansicht, Gau heiße das gerodete Land im' Gegensatz zu Wald, Sumpf und Fels und bedeute, sofern das Wort nicht als rein geographische Bezeichnung erscheine, die Ortsgemarkung, die grüne Insel im dunklen Wald^), ist jedenfalls nicht zu halten, denn Gau-Orte finden sich vielfach in weiten Talebenen oder sonst in Gegenden, wo nie ein Gegensatz zwischen Wald und Flur eine solche Rolle spielen konnte. Die Gau-Orte sind vielmehr römischen Ursprungs. So ist das ,Gau' in urk. Matucgou (Mattighofen) und Matihgou^) (Maggau, G. Natternbach) aufzufassen. Regau, 800 Repagou3), wird ausdrücklich als locus und regio genannt*) und der Land bezirk von Atergau (St. Georgen im Atergau, röm. Laciacus) ist aus der Schenkung des dazu gehörigen locus Aterahof (Atersee) an das Hoch stift Bamberg zu erkennen'*). Unsicher ist, ob das ca. 758 genannte Lankincauui®) mit Lengau, B. Mattighofen, identisch ist. Der terri toriale Zusammenhang, in dem es erscheint, spräche dafür, die spätere urk. Form Lenginouwe (12. Jahrh.) dagegen. In Bayern seien beispielsweise Garmisch, 803 Germareskauue, Adlkofen bei Landshut, 973 pagus Adalahkeu, Walchengau bei Par tenkirchen und das bekannte Oberammergau genannt, in Salzburg haben wir Talgau, 8. Jahrh. Talagao, Zell a. See, 788 pagus Pinuzgao, und Pongau (St. Johann i. Pongau), 8. Jahrh. locus Pongauui, wäh rend Pfongau bei Mondsee, ca. 760 Fangauue, wohl zu auwa ,Au' gehört'). In allen diesen Fällen deutet also der Beisatz Gau den einem ehe maligen Römerorte zugehörigen Landbezirk an. Vielleicht gehört hierher auch der in den ältesten Urkunden begeg nende Name Ufgau. Es ist allerdings, da auch im bayerischen Isengau ein Ufgau vorkommt, nicht zu bezweifeln, daß wir es mit einem Untergau des Traungaues®) zu tun haben, aber die Tatsache, daß die Bezeichnung in der gleichen Quelle in der Form De Ufgauuon mit den Ortsnamen Herigisingon, Chavingon, Oftheringon, Teningon zusammengestellt ist, legt die Vermutung nahe, daß es sich um ein attribuiertes Gebiet handle. 1) Riezler, Geschichte Bayerns I, S. 841 f. Vgl. auch Dopsch a. a. O. II, S.8, der die Bedeutung Distrikt mehr betont. ") Oö. UB. I, 634, n. 21 (c. 1130) u. 782 (c. 1120). Der Herausgeber ver mengt es, wie das Register zeigt, mit dem Mattiggau im oberen Innviertel. ") ,Rebenort'. Zugrunde liegt das Mask. ahd. rebo. Kurzsilbige n-Stämme als erstes Glied in Zusammensetzungen können den Ausgang -a haben. Schatz, § 105, S. 117. Regau bei Kremsmünster ist wahrsch. nur übertragener Name. Vgl. Strnadt im Archiv f. österr. Gesch. 94, 604. ^) Oö. UB. I, 29, 37 (9. Jahrh.). In Eck gegenüber Pichlwang an der Ager gemachte Funde zeigen, daß die Umgebung in römischer Zeit besiedelt war. ®) Archiv f. österr. Gesch. 99, 14. 8) Oö. UB. I, 439, n. 3. ') Wangau bei Unterach am Atersee ist nicht, wie Lamprecht, Matrikel 23, meint, ein Gauname, sondern älteres Wangach. ®) Vgl. darüber Strnadt im Archiv f. österr. Gesch., 99. Bd., S.7f.

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