Das Land ob der Enns

50 II. Die Baiern. die zweite haben wir in der 1142 genannten^) via regia zu sehen, die vori Linz über Ottensheim, St. Martin, Neufelden durch die Mühlsenke und über den St. Oswalder Sattel in das Gebiet der Moldau führte^). Beide setzt die Raffelstettener Mautverordnung von ca. 904 voraus, wenn sie von den böhmischen Krämern spricht, die im Mühlviertel Geschäfte machen. . . ^ . •, Außerdem hören wir 1198 von einer antiqua via Saumstraze vuigariter appellata, que ducit versus Boemiam, die von Linz über St. Mag dalena, Oberbairing, Oberwinkel, Stratreit, Auedt, Pelmberg, durch den Breitluser Wald führte, bei Eckartsbrunn ihren höchsten Punkt in 860 m Meereshöhe erreichte und über Habruck, Schenkenfelden, Stein schild und Stiftung nach Böhmen lief^). Urkunden von 1212 und 1227 endlich erwähnen eine vetus via, strata silvestris, que dicitur schefweg, ebenfalls von Linz nordwärts. Es ist nun von vornherein anzunehmen, daß die Baiern auf ihrem Zug in die Süd-Donaugebiete alle vorhandenen Straßen benutzt haben werden, also nicht bloß die nach Regensburg und Passau führenden, sondern auch und vor allem die kürzesten durch das Mühlviertel. Der Umstand, daß die Baiern auch Noriker hießen und Baiern das neue Noricum war, scheint mir sehr schwer zu wiegen. Die ersten größeren Trupps müssen doch in unser Land gekommen sein. Hier war vieles herrenlos geworden und kein Widerstand, westlich vom Inn standen aber vorerst noch andere Germanen. ., ■ i Sicher ist es, daß die Einwanderung in Etappen vor sich ging, im 6 und 7. Jahrh. blieben die antiken Ortsnamen noch, sie verschwanden aber, wenigstens die Bezeichnungen der kleineren Örtlichkeiten, als die romanischen Bevölkerungsreste germanisiert waren und der unter den späteren Agilolfingern einsetzende innere Ausbau des Landes eine Ver schiebung der Bevölkerung bedingte. In welch er Anzahlsind die Baiern in unser Land gekommen? Da fürs erste nur die bereits bestehenden kelto-romanischen Wohnplätze bezogen wurden, muß die erste Schicht sehr dünn gewesen sein, selbst wenn man annimmt, daß im Donautal und in der Traun- und Innebene auch Einzelsiedlungen in Betracht kommen«). Wann ist die Einwanderung erfolgt? Sicher zwischen 488 und 565 (520). Eine Salzburger Überlieferung, die das Jahr 508 angibt, mag ungefähr das Richtige treffen®). 2) D?e Urkunden"des 14. u. 15. Jahrh. bezeichnen das Stück bei Ottens heim wiederhoit ais ,Hochstraße' (Handei-Mazzetti, Das Gemarke von WildDas Gemärke der Herrschaft Wiidberg (Archiv f. die Ge- schichte^der^Wö^j^^^^^^^^^^^ beträgt nach der letzten Volkszählung 857234 und 4trug im Jahre 1785 617713, im Jahre 1824 658053 Einwohner. n Riezler Baiern 1, S. 46, und Döberl, Entwicklungsgeschichte Bayerns I, 8 2— Schatz, Altbair. Gramm., S.63, setzt die Einwanderung in das Ende des 6. Jahrh., was mit der Überlieferung nicht in Einklang zu bringen ist.

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