II. Die Baiern. 47 Beinahe ganz von Wald bedeckt war aber das Land^ im Norden der Donau, besonders die östliche Hälfte^). Diese Beschaffenheit des Landes ist also bei der Beurteilung der ersten Landnahme sehr zu beachten. Es kam für die Einwanderer nur der Kulturboden an den großen Flüssen und an den Straßen in Betracht, dieser aber war eben im Innviertel in größerem Ausmaße vorhanden. Somit läßt sich aus der Tatsache, daß dort die ältesten Siedlungen be sonders dicht sind, keineswegs ein Beweis dafür gewinnen, daß sich die Ausbreitung in der Richtung von Westen nach Osten vollzogen habe. Much betont den jüngeren Charakter der oberösterreichischen Ortsnamen, dessen Feststellung aber doch erst genaue Einzeluntersuchungen voran gehen müßten. Auch ist zu beachten, daß etwas mehr antike Namen fortleben, als man bisher angenommen hat. Schwerer wiegt sein Einwand, die Gräberfunde "in Oberösterreich trügen jüngeres Gepräge. Allein, es sind germanische Gräber in Über ackern und bei Haag am Hausruck, eiserne germanische Waffen aus der Zeit der Völkerwanderung in Schwanenstadt, Schaunberg bei Aschach und St. Georgen a. d. Gusen zutage getreten^), und so scheint mir in dieser Hinsicht das letzte Wort noch nicht gesprochen zu sein®). Auch stimmt der Hinweis Muchs nicht mit seiner Ansicht überein, die Baiern hätten schon anfänglich über den Inn nach Oberösterreich gereicht, mit der Enns als Grenze. Wie können dann Ortsnamen und Gräberfunde jünger sein? Die unseren ältesten Ortsnamen zugrunde liegenden Personennamen Harigis, Ostarmunt, Scardo, Ofthari, Scerolf, Liutmunt, Gomarich, Hrodolf, Muno, Filizeizo, Munolf, Athari, Pollio usw. halten in bezug auf Altertümlichkeit den Vergleich mit denen westlich vom Inn sehr wohl aus. Und überdies muß es als fraglich erscheinen, ob uns, abgesehen von den beibehaltenen antiken Namen, wirklich hüben und drüben die ältesten Ortsbezeichnungen, nämlich die aus der Zeit der ersten Landnahme, erhalten sind. Wenn man sieht, wie zwischen 800 und 1100 beispielsweise der Name Rotula durch Ottensheim, Enknach durch Neukirchen, Rosdorf durch St. Peter, Puoch durch St. Florian, Ouliupesburc durch Kirchdorf, Trunseo durch Altmünster, Atergau durch St. Georgen ersetzt wird, wie andere aus erkennbaren Gründen verändert werden, z. B. Walahovelt in Alpunes1) Vgl. Oö.UB. II, n. 57(1010), n. 110(1125), n. 172(1151), n. 196(1158), n. 360 (1209); VI, n. 201 (1336); VIII, n. 112—114 (1362), n.454 (1370), n.639 (1373), n. 718 (1375). 2) Vgl. Gaisberger, Archäol. Nachlese III, S. 296ff.; Linzer „Tagespost" 1886, Nr. 266; Archiv f. österr. Gesch., 104. Bd., S. 682f.; Mitt. d. Zentraikomm. 1879, 8. XLIX. ^) Von einer systematischen wissenschaftlichen Erforschung Oberösterreichs kann auch in prähistorischen Dingen nicht die Rede sein. Alle Funde tragen den Charakter des Zufälligen an sich. Da ist noch vieles zu tun. Im Vorbei gehen erwähne ich die Steile der Stiftschronik von Kremsmünster(Loserth 101) aus dem Beginne des 14. Jahrh., wo von tumuii bei Vorchdorf die Rede ist, die angeblich von der Ungarnschiacht 941 herrühren, in Wirklichkeit aber vielleicht weit älter sind. An dieser Steile ist m.W.noch keine Grabung erfolgt.
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