Flußnamen. 39 Den Namen des bei Obernberg in den Inn mündenden Gurten baches, 8. Jahrb. Gurduna, Curtuna, Gurtina^), bringt man mit gall. curt- ,kurz', ,klein' in Verbindung^) und tatsächlich handelt es sich um einen kurzen, unbedeutenden Wasserlauf. Gleichwohl glaube ich, daß auch hier der Bach nach dem Orte bezeichnet ist, der in den Urkunden gleichzeitig genannt wird. Der Name Curt-un- bedeutet dann ,kleine Ortlichkeit', denn an lat. curtis®) (aus cortis) ,Bauernhof ist da nicht zu denken, sondern an die zahlreichen mit curt- gebildeten kelt.-röm. Ortsnamen^). Auch Curtuna in Bayern, heute Kurthambach, AG. Neumarkt a. d. Rott, und Curt-, Gurtisen, eine anscheinend verschollene Örtlich keit bei St. Wolfgangä), gehören hierher. Die Antisen heißt im 8. und 9.Jahrh. Antesna,®) später Antesena, -ina, mundartl.^ntesn. Man hat an den idg. Flußnamenstamm ant, and erinnert') und dabei an eine Weiterbildung von *Antisa, einem urk. als Antiza in Frankreich bezeugten Flußnamen®) bzw. an Vokalisierung des Flußnamensuffixes *-sno gedacht, aber das Richtige liegt weit ab seits davon. Es ist nämlich an den antiken Personennamen Antesmo®)' anzuknüpfen, der zunächst zu Antesn und mit baier. Sekundärvokal zu Antesan wurde. Davon sind urk. curtis, villa, cella, aqua Antesana ge bildet. Ein Beweis dafür, daß hier kein ursprünglicher Flußname vor liegen kann, ist die Tatsache, daß eine gute Strecke unterhalb der Mün dung des Flusses, dort wo der Zillenbach sich mit dem Inn vereinigt, ebenfalls eine Ortschaft Antisen liegt. Da der Name Antesmo, wie bereits bemerkt wurde, noch im 8. Jahrh. bezeugt ist, könnte man an verhältnismäßig junge Entstehung des Orts und Flußnamens Antisen denken, um so mehr, als die curtis Antesana, nämlich Münsteuer, eines der drei päpstlichen Güter (loca papalia, curtes sedis Romanae) in Baiern war^"), die seit 877 vom Erzbischof in Salz burg verwaltet wurden, früherer welscher Zuzug von dorther also mög lich wäre. Allein, in so später Zeit hätte man für den Flußnamen un bedingt ein -aha oder -pah angefügt, während eben die Verwendung des nackten Personennamens als Orts- und Flußnamen hier wie bei der 0 Oö.OB. 1, 446 f. (788). Vgl. Q. Esser, Beiträge zur gallo-kelt. Namenkunde I, Malmedy 1884, S. 26, und F0.3 I, 1140. ®) Vgl. Ducange II, 585. ö Vgl. Holder I, Sp. 1203ff. ") Oö. Stiftsurb. I, 254, n. 16 (1416). •) Oö. UB. I, 4511, n;231 FO.^ I, 169; II, 1487. ') Schwäderle a. a. O., S. 49f. . *) Esser a. a. O., S. 87. °) Nachgewiesen ist der Name von Starck, Keltische Forschungen(WSB. 1868), S.181, und von Steub in der etruskischen Epigraphik. Ein monachus und presb. Antesmo begenet noch im 8. Jahrh. im Salzb. Verbrüderungsbuche (Monum. Germ. Necr. II., Berol. 1904, 20, 46; 24 und Faks.). 1°) Vgl. Salzb. UB. II, n. 15.
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