38 I. Kelten und Römer. , Der nächste größere Nebenfluß des Inn in Oberösterreich ist die Mattig, 8. Jahrh. Matucha, später Maticha, -eha, -ah^), mundartl. Madig, mit sekundärem Umlaut, weil das i des Suffixes nicht ursprüng lich ist. Man könnte an den idg. Flußnamenstamm mat, mad .fließen' denken, aber das Suffix stimmt nicht dazu. Dieses weist vielmehr auf den kelt.- römischen Personennamen Matuc, der auf einer Inschrift aus Aquincum®), aber merkwürdigerweise auch auf einer solchen aus Litzlberg®) am Atersee, also im Bereiche des einstigen Mattiggaus, vorkommt. Von diesem Personennamen erhielt der durch Inschriften und sonstige Funde als römisch erwiesene Ort Mattighofen den Namen, etwa, weil ja wohl an einen Großgrundbesitzer zu denken ist, villa Matuc, in bairischer Zeit 802 Matahgouwi*). Ein zweiter Ort dieses Namens ist Maggau bei Natternbach in der Nähe des röm. Stanacus, 12. Jahrh. Matih-, Mathgau®). Aber auch den Fluß, an dem Mattighofen liegt, nannte man Matuc, mit Lautverschiebung und lat. Endung Matucha. Fälle dieser Art sind mehrfach nachweisbar; so z. B. die Traisen, urk. Trigisama, zu Trigisamum (St. Pölten) aus (ad) tricesimum (lapidem), die Erlaf, urk. Erlaffa, zu Arelape, der Beiderbach nächst der Innstadt in Passau, urk. Boitra, zu Boiodurum, Boitrum, urk. Lorahha zu Lauriac-, Lorah. Da die Urkunden in ahd. Zeit schon durchwegs Matuch schreiben, so wird der antike Name von der vorbaierischen Bevölkerung Maduc gesprochen worden sein. Der Oichtenbach gehört zwar dem größeren Teile seines Laufes nach dem Lande Salzburg an, entspringt aber auf oberösterreichischem Boden,in der 0.Feldkirchen,B.Mattighofen,und ist daher zu besprechen. Er heißt urk. Ogata, -ete, Ogtna, Oiten®). Buck, Alem. VIII, 154, 157 stellt den Namen zum Stamm ac- und erinnert zur Form Og an die böhm. Og-ra, -era neben Ag-ara, Orgus vom Stamm arg-, Olna vom St. al-, Orb vom St. arb-. Das Suffix findet sich wieder in Alb-eta, französ. L'Aurette, gall. Bon-eta, jetzt Bonnette, Akeda, jetzt Acht (vgl. auch Ip-ada). Die Formen Ogtna, Oiten sind dann nicht mit einer Erweiterung des Suffixes (*Og-at-an-a) zu erklären, sondern als zum Ortsnamen (heute Oichten) gewordener Dativ (ze der) Ogaten, Oiten aufzufassen, der dann wieder mit lat. Endung als Flußname Ogtna gebraucht wurde. Der Einschub des Spiranten ist wie der in Veicht= Veit zu beurteilen. 1) Oö. ÜB. I, 454; II, 83, 449. FO.» II, 242. 2) Kämmel 314, n. 15. ®) Gaisberger, Römische Inschriften im Lande ob der Enns, Linz 1853, S.64, n. 73. Vgl. auch Matucaium (St. Veit a. d. Glan). *) Oö. UB. I, 459, n. 35. =) Oö.UB. I, 633, n. 21; 782. «) Saizb. UB. I, 1097 (11. Jahrh.). Vgl. FG.» II, 432 f.
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