Das Land ob der Enns

28 1- Kelten und Römer. Wenn inan den Verlauf der Limesstraße überblickt, so bemerkt man, daß sie von einem größeren Orte zum andern landeinwärts Bögen be schreibt. Ovilava — Virunum, Über diese Straße ist viel geschrieben worden^). Das Gebiet, durch das sie führte, ist im südlichen Teile von Slawen besiedelt worden, die alle Spuren der antiken Nomenklatur getilgt haben, wie das bei ihnen im Gegensatzzu den Deutschen überall zu beobachten ist. Von der sprach lichen Seite aus ist also jede Forschung verschüttet. Aber anderseits ist wenigstens von der Stelle an, wo die Straße ins Steyertal eintrat, die Terrainplastik eine derartige, daß ein Zweifel über ihren Verlauf nicht möglich ist. Fraglich ist nur das erste Stück und die Lage der Stationen. Die Tabula gibt an: Ovilia (Wels)—Vetoniana 11 mp, Vetoniana— Totastio 11 mp,Totastio—Ernolatia 12 mp,Ernolatia—Gabromagus8 mp. Das Itinerar verzeichnet von Ovilava bis Tutatio 20 mp und von da bis Gabromagus ebenfalls 20 mp. Was zunächst die Richtung der Straße bis zu ihrem Eintritt in das Steyertal anlangt, so ergeben sich aus einer Betrachtung der Karte drei Möglichkeiten. Sie kann gedacht werden über Steinhaus im Tale des Aiterbaches nach Pettenbach und von da über Magdalenaberg nach Inzersdorf, oder über Kremsmünster, Wartberg und Kirchdorf oder im Zuge der heutigen Poststraße Wels—Kirchdorf. Alle drei Möglichkeiten haben Vertreter^)gefunden,zu einer Einigung ist es aber nicht gekommen. Die ersten zwei scheitern an den Entfernungen, denn Pettenbach®) liegt von Wels erheblich weiter, Kremsmünster um ein gutes Stück weniger als 11 mp ab, und beide Straßenzüge sind ein Umweg, widersprechen also der sonst überall wahrnehmbaren Energie, womit die römischen Ver bindungen auf ihr Ziel hinstreben. Es bleibt somit nur die dritte Annahme übrig, daß sich die römische Straße im allgemeinen mit der heutigen deckt. Gaisberger^) hat da gegen eingewendet, daß hier der Straßenkörper gar nicht den Eindruck besonderen Alters mache, aber das fällt nach einer Vergangenheit von mehr als anderthalbtausend Jahren nicht ernstlich ins Gewicht. Die römische Straße kann Jahrhunderte lang verfallen gewesen sein, ehe die heutige Poststraße wieder ihren Spuren folgte. Daß sie 1128 als via regia®) begegnet, spricht aber für ihre Fortbenutzung, also gegen Gaisbergers Einwand. Ein Bauernhaus in der 0. Rappersdorf, G.Sipbachzell, nächst dieser Straße heißt Marsteiner, 1299 Mseilstain®), lag somit einst unweit eines Meilensteines. Eines römischen? Das ist die Frage. 0 Vgl. WSB. 71, 357 ff.; 74, 421 ff.; 80, 391 ff. ") Mommsen hat sich für die zweite entschieden. CIL. Ill/l, p. 682. Pettenbach mit Vetoniana etymologisch identifizieren zu wollen, geht aus sprachlichen Gründen nicht an. *) Archäolog. Nachlese III, S. 290. Oö.ÜB. 11, n. 124, S. 189. «) Oö. Stiftsurb. II, 180, n. 27 f. *

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