Lauriacus — Boiodurum. 23 Joviacus. Hier standen nach der Notitia einige Kohorten der 2. italischen Legion mit einem Präfekten und eine Abteilung Pioniere (milites Liburnarii). Weil nun in dem kleinen Orte Schlägen (22 Einw.), der an der Donau liegt und der Entfernung nach beiläufig in Betracht kommen, könnte, Ziegel der genannten Legion gefunden worden sind, hat J. Gaisberger^) darin einen Beweis dafür erblickt, daß hier einst Joviacus ge standen habe, und Mommsen hat sich dieser Meinung angeschlossen^). Seitdem hat man daran wie an einer Tatsache festgehalten®). Aber es bedarf keiner besonderen militärischen Bildung, um bei Betrachtung der Lage und Beschaffenheit dieses Ortes sagen zu können, daß hier wohl eine Uferbefestigung, aber gewiß keine größere römische Garnison und Ansiedlung denkbar ist. Erwägt man nämlich die bisher bekannten Maße^) von römischen Standlagern, so muß man auf Grund der oben angegebenen Besatzung schließen, daß Joviacus,doch mindestens eine Ausdehnung wie das unweit der Einmündung der Url in die Ips gelegene Lacus Felicis gehabt haben wird, dessen Lager allein 115 x 60 Klafter umspannte®). Heute stellt allerdings der Platz, auf dem Schlägen steht, eine Baufläche von etwas über 30000 m® dar, aber man muß annehmen, daß sie zu einem großen Teile durch Schlägerungen gewonnen ist, wie der Name®) schon sagt. Diese Beobachtung spricht ganz und gar gegen eine Gleichung Joviacus= Schlägen. Außerdem gewährt die Stelle nur einen sehr beschränkten Ausblick donauauf- und -abwärts. Wenn Eugipp in seiner Vita s. Severini Joviacus ein oppidum nennt, so braucht man darauf allerdings noch nicht viel zu geben, weil in der ausgehenden Römerzeit jedes Nest so heißen konnte, wenn es nur Mauern hatte, aber der Umstand, daß Joviacus in der Notitia steht, die nur bedeutendere römische Militärstationen verzeichnet, muß ebenfalls Be denken gegen die herrschende Ansicht wachrufen. Außerdem ist die für die Strecke Joviacus—Stanacus angegebene Entfernung von 18 mp (etwas über 7 Stunden) mit der Wirklichkeit nicht in Einklang zu bringen, wenn Joviacus das heutige Schlägen ist, denn die Luftlinie zwischen diesem und St. Ägidi, in dessen nächster Umgebung Stanacus zu suchen ist, beträgt nur 3^ Stunden. 1) Jahresbericht des Museums in Linz 1840 und Archäolog. Nachlese I (1864), S. 7f. ^) Corp. inscr. lat. I1I/2, p.690. ®) Vgl. Kenner, Archäol. Funde im Lande ob der Enns, p. LXXI und Trampler, Joviacum, das heutige Schlögen, und seine Umgebung (Jahresber. d. Realschule im 20. Bez. Wiens 1905), eine Schrift, die sehr viel Unrichtiges enthält. *) Kaemmel, S. 61, Anm.3. ') Er genügte für eine Besatzung von etwa 3 Kohorten. Vgl. Kämmel 57,62. ®) Schon 777 im Namen des hier mündenden Suleginpah indirekt bezeugt. Oö.UB. II, n. I.
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