Das Land ob der Enns

Lauriacus — Boiodurum. 21 .Lindenhain' anzunehmen. Aredatum als angeblicher römischer Name für Linz, gebraucht auf dem Titel eines Linzer Druckes von 1618, ist antikisierende Erfindung der Humanisten^). Im älteren Stadtteile sind viele Römerfunde gemacht worden. Die zuerst im Jahre 799 zugleich mit dem Castrum erwähnte^) Martinskirche war einst Lagerkirche und stand, wie das überall zu beobachten ist, außerhalb der Mauer. Von Linz führte in südwestlicher Richtung über Leonding, Bergham und Ruefling (782 Hrodolvingum), eine Straße, die bei Hitzing in die von Ebelsberg kommende ,Ochsenstraße' mündete. Diese strebte über Talham und Straßham in die Gegend von .■\lkofen, der Donau zu. Hier ist 777 ein agilolfingischer Fiskalhof (villa publica) bezeugt^). In der Nähe ist das Mariniana der Tabula zu suchen. Auch der römische Name weist durch sein Suffix auf eine ursprüngliche Hofanlage*). Die für ehemalige Römerstraßen mehrfach begegnende®) Bezeichnung ,Ochsenstraße' ist offenbar durch Volksetymologie aus einem ursprüng lichen *Ogst-Straße, *Ok-straße (vgl. mundartl. du hüFst = hustest) und dieses aus einem antiken elliptischen Aug(u)sta (via, strata) ent standen. ' Daß etwa schon Äugst- zu Augss- geworden wäre, ist nicht anzu nehmen, da im Lateinischen -st- auf lautgesetzlichem Wege niemals zu -SS- sich gewandelt hat®), und was die Erscheinung betrifft, daß Ggst < Augusta neben Austum < Augustum steht, so ist zu beachten, daß Austum erst aus *Agustum entstanden ist'), während Ggst o aus altem au zeigt (vgl. Lorahh < Lauriac-, Kloster aus claustr-, Lorenz aus Laurentius). Bei Hitzing zweigte von der ,Gchsenstraße' eine längs dem Mühl bache über Grüft (Krift), wo römische Gebäudereste aufgedeckt worden sind, führende Nebenstraße mit der Richtung auf die Ortschaft Fall an der Donau ab, in deren Namen ich ein römisches (in) valle ,im TaT sehe. Hier, wo der Eingang in das Stromdefil^ bis Linz ist, befand sich ein Sperrfort. Römerfunde bestätigen diese aus militärischen Erwä gungen sich ergebende Annahme, aber auch die Flurnamen ,alte Burg' und ,in den Gräbern', die sich wahrscheinlich auf die nach einer Urkunde von 1140 iuxta pontem Erlamsbrucke (Brücke über den Mühlbach?) gelegene villa Burcheim und einen römischen Begräbnisplatz beziehen®). *) Vgl. Pillwein, Beschreibung von Linz, S. 90. 2) Oö. UB. 1, 455. ") Sichere Römerorte, wie Regensburg, Passau und Linz, werden in den Urkunden der ältesten balerischen Zeit als villae publicae bezeichnet. Vgl. Oö. UB. I, 456, n. 30; 467, n. 50. *) Vgl. Jung a. a. O., S. 164, Anm. 3. ®) Eines der bekanntesten Beispiele ist die von Castra Augustana bei Geiselhöring in Niederbayern nach Abusina (Abensberg) führende ,Ochsen straße'. Vgl. dazu Gruber 370. ®) F. Stolz, Lat. Gramm., 3. Aufl., München 1900, S. 86, n. 3. ') Vgl. das zu Asten Gesagte. 8) Kenner in WSB., 91. Bd., S. 580 f.; Oö. UB. 11, n. 332.

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