- -■ Lauriacus — Ovilava — luvavum. 15 Da die Stadt wirtschaftlich und politisch Passau, Lorch und Mautern überlegen war und die kirchenrechtliche Bedeutung einer Römerstadt in der Regel der staatsrechtlichen folgte, so könnte man hier einen Bi schofsitz erwarten, zumal auch das Vorhandensein eines Baptisteriums (Joh. Bapt.)i) dafür spricht, aber es fehlt jedes direkte Zeugnis^). In frühbaierischer Zeit war Wels fiskal und befestigt®). Der römische Name erscheint im Itinerar als Ouilauis, -bis, in der Tabula als Ouilia^). Zeuß®) denkt an Umformung eines keltischen *Aballaba (von aball Apfel), aber gegen ein Eldorado der Obstkultur, wie es Abellena war, spricht hier der sandige Heideboden. Das Nächstliegende wäre die Vermutung ausgedehnter Schafzucht, worauf auch die Nebenform Ovilia und die Tatsache zu weisen scheinen, daß es nahe der Stadt eine Ortschaft Schafwiesen gibt. Mommsen sieht in Ovilava die römische Bezeichnung der Traun®), an der die Stadt liegt, und diese Auffassung dürfte die richtige sein. Vielleicht handelt es sich um die römische Umformung eines vorkeltischen Flußnamens *Av-el-a, Ab-el-a') (vgl. die gallische Avela bei Toulouse und die Havel zur Elbe), der dann auch, nur mit anderem Suffix, in dem weiter flußabwärts be gegnenden Ovilatus®) vorliegen würde. Aus Ovilavis entstand durch Synkope zunächst Wilavs, Wilabs®) und durch Brechung urk. Welas, Weles, Wels^®). Die Aphärese dürften die Baiern hier von den Romanen überkommen haben, denen sie auch anderwärts eigen war^^). Zur Lokativform Ovilavis vgl. Mais in Tirol aus röm. Mails, Batabis, -avis, -aves für Passau in den Urkunden des 8. und 9. Jahrh.^®), zum Schwund des labialen Konsonanten zwischen Vokalen vgl. Juvaum neben Juvavum, Teurnia aus Tiburnia, noum aus novum, norint aus noverint. ^) Schon im 9. Jahrh. besaß die Stadt mehrere Kirchen (Oö. ÜB. II, n. 25). ®) Unter den altchristlichen Funden, die hier gemacht wurden, sei nur der Grabstein einer Matrone Ursa erwähnt, die als chrestiana fidelis bezeichnet wird. ®) Eine Urkunde vom Jahre 776 wird ausgestellt in Castro, que nuncupatur Uueles (Meichelbeck, Bist. Fris. I, II, p. 57, n. 51). Die durch die römische Stadtmauer eingeschlossene Fläche hat ein Ausmaß von ungefähr 90 ha, wäh rend die in der südöstlichen Ecke der römischen Stadt entstandene, mit Mauer und Graben befestigte mittelalterliche Stadt nur eine Ausdehnung von ungefähr 12 ha hatte (Heimatgaue II, 1921, S. 50). *) Corp. inscr. lat. II 1/2, p. 681. Gramm, celt. 789. ') Solcher Namenwechsel ist zu belegen: die Alz hieß olim Taga (Juvavia II, 63, 82) und die Salzach hatte ebenfalls zwei Namen, Ivarus und Isonta. ') Von einer idg. Wurzel av ,gehen'. Vgl. die deutschen Bezeichnungen Mühlgang, Leogang für Wasserläufe. ®) Vgl. die gall. Ableitung Sal-atus zum einfachen Flußnamen Sala, und Atenat, Adnet bei Salzburg. °) Diese Form bei Höfer III, 284, und Lamprecht, Matrikel 24. ") Zum Anlaut vgl. E. Gamiiischeg a. a. O., S. 171 Anm. L.Traube, Eini. in die iat. Philologie des Mittelalters, München 1911, S. 59. ^2) Nie Batava, wohl aber Batavia, Patavia.
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