Das Land ob der Enns

218 III. Die Slawen. früher an, daß wohl ein röm. *Brun-ava zugrunde liege, dem Braun» so entspreche wie Bgss» dem röm. Bat-ava (Passau). Allein dagegen streitet das späte urkundliche Auftreten und der Mangel weiterer An haltspunkte^). Man wird vielmehr auf ein slaw. *Brun-ov zurückgehen müssen, das mit brun- ,Lehm, Kot, Letten'(Miklos. n. 36)zusammenhängt, eine Erklärung, die durch den alluvialen Charakter des Geländes bei Braunau unterstützt wird^). Bei diesem Sachverhalt bietet nunmehr auch die Endung -v keine Schwierigkeit, Sie erklärt sich aus dem fremden Ursprünge des Namens. Aber wie kommen hierher Slawen, wird man fragen. Die Tatsache, daß K. Arnulf auf seiner in nächster Nähe ge legenen Pfalz Hanshofen eine Pankrazkapelle^) erbaute, zeigt uns klar, wie hier am Inn ein slawischer Ortsname möglich ist und wer die Fremdlinge hierher gebracht hat. Der Ort im 12. Jahrh. nur Sitz eines niederen Ministerialengeschlechtes, hat erst gegen Ende des 13. Jahrh. größere Bedeutung erlangt, als an die Stelle der einstigen Pfalz ein Chorherrnstift getreten war. Im Bez. Ried: Bubesting, 0., G. Mehrnbach, 14. Jahrh. Pudweisting, -vornsting, -wensting, vielleicht von podvornica ,Wegerich' oder podvornost ,Dienstfertigkeit'. Vgl. auch den steierm. ON. Podwinzen, Zahn 51. — Kledt, Wir., G. Mettmach. Glet bedeutet Hütte, Haus. — Kobernaus(en), 0., G. Lohnsburg, 1180 Couwerne (MB. V, 108). A. Huber dachte an Herkunft des Namens von einem antiken (ad) cavernas, und ich habe mich früher dieser Deutung angeschlossen, da auf der Südost seite des Forstes tatsächlich Höhlenbildung wahrzunehmen ist, also auch auf der Nordostseite einst bestanden haben könnte. Es erheben sich aber bei näherem Zusehen nicht nur lautliche Bedenken gegen Hubers Erklärung, sondern auch sachliche. Wie hätte sich in dieser erst spät gerodeten Waldeinsamkeit ein antiker Ortsname erhalten sollen? Im ganzen Umkreise begegnen wir slawischer Nomenklatur und dieser gehört auch Kobernaus an. Wir haben an ein älteres *Gabrnica, von 1) Woher Apian, Inscriptiones sacrosanctae vetustatis, Ingolstadt 1534, p. 447, die antike Bezeichnung Brundunum für Braunau hat, ist nicht zu er mitteln. Wahrscheinlich handelt es sich um eine gelehrte Kombination der Humanisten wie bei Aredatum für Linz. Brundunum würde, wenn nicht Brun dunum zu trennen ist, wie Brundisium (Brindisi) und Brunduium zum illy rischen brendion oder brention, Hirsch oder Hirschkopf, gehören, also etwa Hirschenau bedeuten. Vgl. Braunau in Böhmen, 1419 Brunove, und die in Steiermark und Niederösterreich vorkommenden Prein, urk. Brun. Oö. ÜB. I 627 u. 780. Zahn 63 u. 67. ') St. Pankraz war ein bei den Slowenen beliebter Heiliger. Die Ansicht Fastlingers, daß Arnulf für ihn seit der Erstürmung Roms beim Pankratiustor eine besondere Vorliebe hatte, dürfte auf einem Schluß post, ergo propter beruhen.

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