Das Land ob der Enns

Siedlungsnamen. 215 Windpessel (Wimpessel). Windpaß ist der Nom. Sg. »Wintpo:?, Windpessel entweder aus dem Dat. Pl. *(ze den) Wintpo:?en mit Wechsel der Liquida (vgl. Hochkuchel, urk. Hohenchuchen; Fichtelgebirge, urk. Fich tenberg; Nebelberg, urk. Eppenperg) oder aus Wintpoi^er entstanden. Die ältesten Belege für Windpassing, die dem 10. Jahrh. angehören, lauten Wintpozinga, -uni). Der Name ist viel erörtert, ohne daß bisher eine befriedigende Deutung gefunden worden wäre. Zunächst ist das Grundwort po^ ins Auge zu fassen. Es kann entweder wie in ahd. anapoi? (Amboß) das, worauf man schlägt, das vom Schlag Betroffene, das Objekt desselben bedeuten oder das Ergebnis, also wie Schlag(Lichtung) zu schlagen. Reut zu reuten das dem Zeitwort p6?en = Schlägern^) entsprechende Substantiv sein®). Daß das Wort pö^ auch ohne Bestim mungswort gebraucht worden sein muß, ergibt sich aus dessen Veränder lichkeit, denn neben Windpassing kommt auch urk. Wihen-^) und Wolfpassing vor. Wintpoz könnte somit entweder der vom Wind umgerissene Baum sein oder wie die ebenfalls als Ortsnamen verwendeten Ausdrücke Windwurf, Windriß, Windgföhl (wintgevelle) den Platz bedeuten, wo ein solcher Stamm liegt, und (ze den) Wintpo!?en, Wintpozzingen die Mehrzahl. Die Frage ist aber, ob es sich hier um das Wort Wind über haupt handelt. Ich glaube vielmehr, daß windische Rodungen gemeint sind. Es ist doch sehr bezeichnend, daß in nächster Nähe von Wimpassing bei Münsing und bei Waging Koloman-Kapellen stehen. Wie ist nun das ing-Suffix zu erklären? Jedenfalls als Analogie bildung wie in Smidingen, Phaffingen, Feringen, Scuzzingen®). Die rodenden Slawenleute bildeten im Wald eine Kolonie in Blockhäusern. Sobald die vom Grundherrn bestimmte Parzelle niedergelegt war, was längere Zeit erforderte, werden sie ihre Arbeit wieder an anderem Orte begonnen haben. Es liegt also im Namen Windpassing nicht notwendiger weise beschlossen, daß diejenigen, die die Lichtung schufen, sie auch urbar machten, sich also da ansiedelten. Die Selbstverständlichkeit, mit der sie Strnadt als Slawenorte verwertet, ist nicht berechtigt®). Daß die Windpassing so zahlreich sind, erklärt sich daraus, daß man die Windischen eben für die Forstarbeit zu verwenden pflegte, wie sie ja auch geschickte Zeidler waren'). Sie kamen weit herum. Nach einer Urkunde von 1025 gehörten zu einer Schenkung in Reichenhall 1) F0.3 II, 1373f. 2) Kommt noch im 16. u. 17. Jahrh. in unseren Gegenden vor (Archiv f. österr. Gesch., 102. Bd., S. 399 u.697). ") Bucks Deutung von Windpassing als slaw. paseka ,Rodung' ist unmög lich, weil paseka im 10. Jahrh. nicht pozinga lauten könnte, jedenfalls aber nicht so übereinstimmend in dieser Form auftreten würde. Ein solches urspr. *Wthenpozing ist vielleicht das Bhs. Weinpeßl, Q. Handenbg., 13. Jahrh. Weinpozzing. Zum a in -passing vgl. niederösterr. Ebergassing aus urk. Ebergozzing, von Ebergoz, mundartl. wartein zu Wort. ®) Für ganz verfehlt halte ich die Erklärung Fastlingers in der RiezlerFestschrift, Gotha 1913. ') Man denke z. B. an unsere italienischen Ziegelschläger.

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